Lodernde Träume
zu zerbrechen. Ambrose St. James wollte sie gleich die paar Stufen hinab in den Garten drängen, doch Megan blieb an der Terrassenbrüstung stehen.
»Lassen Sie uns hierbleiben. Die Luft ist herrlich, finden Sie nicht?« sagte sie und zog ihren Arm aus seiner Hand.
»Keine Lust, ein wenig durch den Mondschein zu spazieren? Sehr unromantisch, Miss Penworthy.«
»Sachte, sachte«, murmelte sie halblaut.
Er grinste. Sie ärgerte sich ein wenig über seine forsche Art, doch selbst dieses Grinsen hatte einen unwiderstehlichen Charme, war genauso entwaffnend wie sein Lächeln.
»Nicht böse sein, meine Liebe, aber auf diesem Fest sind einige, denen ich im Augenblick nicht so gern begegnen möchte. Und einer von ihnen steuerte vorhin geradewegs auf uns zu. Wir haben also nur wenig Zeit füreinander. Der Gedanke daran läßt mich verzweifeln, ich bin geradezu untröstlich, aber vielleicht erklärt Ihnen das wenigstens mein wirklich unmögliches Benehmen gerade eben.«
Die Erklärung klang plausibel, Megan hatte schon so etwas vermutet. Seine letzte Bemerkung aber entschuldigte alles. Sie errötete verschämt bei dem Gedanken, ihn derartig durcheinanderzubringen. Dieser Mann war wirklich an ihr interessiert, und war es nicht genau das, was sie erhofft hatte?
Sie war geradezu berauscht von dieser Entdeckung, und so sagte sie ein wenig verlegen, doch mit deutlichem Bedauern in der Stimme: »Der nächste Tanz ist bereits versprochen, Sie haben also wirklich nicht viel Zeit.«
»Dann will ich die verbleibende Zeit nutzen«, antwortete er keck, zog sie in seine Arme und begann zu den Walzerklängen der Musik zu tanzen.
Megan fühlte sich total überrumpelt. Es dauerte einen kurzen Moment, bis sie überhaupt merkte, wie unanständig eng er sie umschlungen hielt. Sie wehrte sich ein wenig gegen seine Nähe, doch er zeigte sich unbeeindruckt. Sein heißer Atem strich an ihrem Ohr entlang, als er sie noch enger an sich zog. Was für ein prickelndes Gefühl! Wonnige Schauer der Erregung liefen ihr über Nacken und Arme.
»Der Drang, Sie in meine Arme zu nehmen, war zu überwältigend für mich. Und dann diese Begierde, Sie zu küssen! Aber Sie sehen, ich versuche mich zu beherrschen.«
Seine starken Arme, die sie an eine andere, ebenso erregende Umarmung erinnerten, und seine verführerischen Worte ließen ihren Widerstand dahinschmelzen. Sie zitterte vor Erregung. »Dann küssen Sie mich!« wollte sie sagen, doch da fiel ihr voller Schrecken ein, dass sie ja nicht die geringste Ahnung hatte, wie man richtig küsst . Nein, sie wollte es nicht riskieren, sich zu blamieren. Diese erste Begegnung sollte für ihn genauso unvergesslich bleiben wie für sie. Und so schwieg sie.
Megan musste an Tiffanys Befürchtungen denken. Sie hatten sich nicht bewahrheitet. In diesen Ambrose St. James würde sie sich leicht verlieben können! Sie seufzte glücklich und schmiegte sich in seine Arme. Alles verlief so, wie sie es geplant hatte.
Er spürte, wie sie sich entspannte, sich ihm sehnsüchtig hingab. In ihm hingegen wuchs die Spannung, denn nichts, rein gar nichts verlief so, wie er es geplant hatte. Aber er hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie heute Abend derart hinreißend und verführerisch sein würde! Sie ließ ihn vergessen, was er sich vorgenommen hatte. Was er ihr gesagt hatte, war wirklich wahr. Er spürte keinen sehnlicheren Wunsch, als sie zu küssen. Und er wusste , dass sie es ihm nicht verwehren würde. Denn heute abend war sie nicht die Megan, die er kannte, sondern ein kleines, hinterlistiges Fräulein, das einen Herzog in die Falle locken wollte. Aber den Spaß würde er ihr verderben, an den heutigen Abend sollte sie noch lange denken.
Und so ging er zum Angriff über und drehte sich mit ihr zurück zur Terrassenbrüstung, wo er den Tanz abrupt beendete. Doch in dem Moment, in dem ihr träumerischer Blick der Überraschung wich, fühlte er ein schmerzliches Bedauern. Wie gern hätte er sie jetzt wieder einfach nur geküsst ! Es fiel ihm schwer, sein Verlangen zu unterdrücken. Aber er brauchte sich keine Schwäche vorzuwerfen. Kein anderer Mann hätte dieser Versuchung widerstehen können, und ihm gelang es nur deshalb, weil er ihr Spiel durchschaute. Nein, er musste jetzt hart bleiben. Sie brauchte die Lektion, die er ihr verpassen würde. Eine Lektion, für die er das Risiko einging, Freddy zu begegnen. Vielleicht wäre sie danach vorsichtiger, was die Auswahl ihrer Opfer anging!
Megan fühlte sich
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