Lodernde Träume
vielleicht schlimmer, als es gemeint ist. Es ist einfach nur das Wort >Heirat<. Mein Vater kann es nicht mehr hören, weil er in letzter Zeit mit Heiratsanträgen nur so überhäuft wurde; die Frauen lassen ihn einfach nicht in Ruhe.«
Wieder stolperte ihr Tanzpartner; Megan konnte ihr Lachen kaum noch unterdrücken.
»Die Frauen? Ja aber, ich meinte...«
»Tut mir leid, aber er hat tatsächlich geschworen, auf jeden zu schießen, von dem er in den nächsten drei Monaten dieses Wort noch einmal hört. Ich weiß zwar nicht, ob er ihn wirklich töten oder nur ein biss chen verletzen will, aber ich glaube, ich sollte sie warnen.«
»Ich weiß es zu schätzen, wirklich!«
Den Eindruck hatte sie auch. Viel wusste er bis zum Ende des Tanzes nicht mehr zu sagen und ließ sie, kaum dass die Musik verklungen war, ziemlich abrupt stehen. Megan atmete auf. Zum ersten Mal an diesem Abend hatte sie eine kleine Verschnaufpause. Doch die sollte nicht lange dauern.
»Na, dann gehört der nächste Tanz wohl mir!« sagte eine Stimme direkt hinter ihr.
Sie zuckte zusammen. Diese Aufforderung kam ihr äußerst ungelegen, hatte sie sich doch gerade auf ein paar Minuten der Ruhe gefreut. Sie überlegte kurz, ob sie die Worte einfach überhören und weggehen sollte. Nein, das wäre zu unhöflich. Aber weggehen mit einer guten Entschuldigung, das könnte sie wohl. Und nach einer Entschuldigung brauchte sie nicht lange zu suchen. Denn die Art, wie er sie aufgefordert hatte, war einfach unverschämt.
Sie wollte sich erst gar nicht in ein Gespräch verwickeln lassen und sagte deshalb nur frostig über die Schulter: »Ich habe zwar keinen Partner für den nächsten Tanz, doch ich möchte es gerne dabei belassen. Und nun entschuldigen Sie mich bitte, ich wollte gerade ein wenig frische Luft schöpfen.«
»Das hatte ich auch gerade vor. Dann darf ich Sie begleiten, wenn Sie nichts dagegen haben?«
»Ich kann Ihnen zwar nicht verbieten, ebenfalls an die frische Luft zu gehen, doch auf Ihre Begleitung würde ich gerne verzichten.«
»Wie unromantisch von Ihnen, Miss Penworthy.«
Jetzt musste sie sich doch umdrehen, schon aus Neugier. Er war groß, sehr groß sogar, und trug eine Maske. »Sind wir einander vorgestellt worden?«
»Nein, dieses Vergnügen hatte ich bisher leider noch nicht.«
»Und woher wissen Sie dann...?«
»Ich habe mich umgehört. Wenn ich mich dann vorstellen darf.« Er machte eine kaum wahrnehmbare Verbeugung. »Ambrose St. James, zu Ihren Diensten. Wollen Sie's sich nicht noch mal überlegen?«
Sie konnte es nicht fassen! Erst hatte sie sich schon damit abgefunden, ihn an diesem Abend nicht mehr kennenzulernen, und jetzt war er einfach da, bat sie um einen Tanz! Seine Erscheinung übertraf ihre kühnsten Erwartungen. Soweit sie sein Gesicht hinter der Maske erkennen konnte, war es ausgesprochen markant, und sein kräftiger Körper war genauso stattlich wie Devlins - geh mir aus dem Kopf, Pferdezüchter! -, obwohl sie sich ihn in einem derart gutsitzenden Abendanzug überhaupt nicht vorstellen konnte. Seine Augen lagen zu sehr im Schatten der Maske, als dass sie ihre Farbe hätte erkennen können, dafür war sie um so mehr von seinem dichten schwarzen Haar beeindruckt, das er sorgfältig nach hinten gekämmt trug. Was für ein Mann, dachte sie hingerissen. Nicht auszudenken, wenn er sich von ihrer frostigen Art hätte abschrecken lassen!
Sie wollte schon herausplatzen: »Ja natürlich, gerne!« Doch dann fiel ihr im letzten Moment ein, dass das nach ihrer anfänglichen Sprödigkeit sehr eigenartig aussehen würde. Sie durfte sich nicht anmerken lassen, wie attraktiv sie ihn fand. Und so schenkte sie ihm ein reserviertes Lächeln und sagte möglichst gelangweilt: »Sie sind ja ganz schön hartnäckig.«
»Wenn's drauf ankommt, immer«, lächelte er.
Sein Lächeln war ungemein sinnlich. Megan stellte sich vor, dass Devlin lächeln würde, wenn - schon wieder dieser Devlin, Meg!
»Wie soll ich das versteh...«
Er unterbrach sie ungeduldig. »Hören wir auf mit dem Geplänkel. Sie haben es sich längst überlegt, mein Fräulein, also gehen wir.«
Woher wusste er das, fragte sie sich, als er sie ziemlich hastig hinaus auf die Terrasse zog. Und warum hatte er es auf einmal so eilig? Sein charmantes Lächeln war ziemlich abrupt verschwunden, und er hatte sich so eigenartig umgeschaut, als er sie hinausführte, so als hätte er Angst, dabei gesehen zu werden. Doch sie hatte jetzt nicht vor, sich darüber den Kopf
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