Lodernde Träume
vergessen Sie nicht sein Gestüt. Sie waren doch geradezu verrückt nach seinem Gestüt!«
Megan drehte sich abrupt um und musterte ihn irritiert. Wieso klang seine Stimme auf einmal so wütend?
»Der Titel wäre wirklich sehr reizvoll gewesen«, sagte sie betont gelassen. »Aber er war mir nicht ganz so wichtig, wie Sie vielleicht angenommen haben. Nicht um jeden Preis. Ich will den Mann, den ich heirate, auch lieben oder zumindest mögen, und ich möchte die Gewißheit haben, dass die Liebe wachsen wird mit der Zeit.«
»Das sind ja ganz neue Töne«, antwortete er fast vorwurfsvoll.
»Na und?« erwiderte sie und zuckte die Achseln. »Die Töne, die Sie von mir hören, sind sowieso nur die, die Sie provozieren, Jefferys. Aber wie dem auch sei, St. James ist für mich gestorben. Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der dermaßen beleidigend sein kann - abgesehen von Ihnen natürlich.«
Sein missmutiger Gesichtsausdruck wich einem herausfordernden Grinsen. Megan wandte sich sofort wieder ab, um sich den Anblick zu ersparen. Dieser verdammte Kerl, sie sollte ihn einfach ignorieren. Jetzt fehlte nur noch, dass er hämisch sagte: »Das hab ich Ihnen ja gleich gesagt!«
Statt dessen ließ er nicht locker: »Sie meinen also nicht, dass Sie ihn lieben könnten?«
Warum konnte er dieses unangenehme Thema nicht endlich auf sich beruhen lassen?
»Niemals«, zischte sie.
»Und auf wen haben Sie es als nächstes abgesehen?«
»Auf niemanden.«
Nach einigem Stillschweigen meinte er: »Das ärgerte Sie ganz schön, nicht wahr?«
Megan riss die Augen auf und fuhr herum: »Wie kommen Sie denn bloß darauf ?«
»Sie hatten doch alle Ihre Hoffnungen auf St. James gesetzt. Sie sahen sich schon als seine Frau, als die Herzogin von Wrothston. Und jetzt haben Sie nicht gekriegt, was Sie wollten. Da müssen Sie doch ganz schön wütend sein.«
»Weil ich eine eigensinnige Göre bin, nicht wahr?«
»Haargenau.«
»Scheren Sie sich doch zum Teufel, Devlin, und kümmern Sie sich gefälligst um Ihren eigenen Dreck!«
»Warum fällt es Ihnen bloß so schwer zuzugeben, dass Sie enttäuscht waren«, konterte er.
»Damit Sie sich darüber lustig machen können, was?«
»Das würde ich niemals wagen.«
» Dass ich nicht lache. Was glauben Sie denn, was Sie bisher die ganze Zeit gemacht haben? Außerdem war ich kein biss chen enttäuscht. Vielleicht hätte ich es sein sollen, aber ich war so in Rage, dass ich gar keine Zeit hatte, enttäuscht zu sein.«
»Na, das freut mich aber.«
»Wieso?« fragte sie verwirrt.
Er zuckte mit den Achseln. »Weil ich schwermütige Mädchen nicht ausstehen kann. Sie brechen bei jeder Gelegenheit ohne jeden Grund in Tränen aus. Hat Ihnen denn die Begegnung mit dem Herzog den ganzen Abend verdorben?«
»Überhaupt nicht, im Gegenteil. Es war ein rauschendes Fest. Ich habe mich herrlich amüsiert - abgesehen von der kurzen Episode mit St. James. Ich habe sogar schon wieder zwei neue Heiratsanträge bekommen.«
»Wie viele sind es denn jetzt insgesamt, oder haben Sie den Überblick verloren?« fragte er spöttisch.
»Eine ganze Menge. Aber ich kann Ihnen keine genaue Zahl nennen, weil ich mir niemals die Mühe gemacht habe, sie zu zählen. Auf jeden Fall scheint es doch den einen oder anderen Herrn zu geben, der meine Haarfarbe attraktiv findet, meinen Sie nicht?«
»Es ist Ihr hübscher kleiner Körper, den sie attraktiv finden, nicht Ihr Haar, Kindchen.«
»Werden Sie schon wieder gemein?«
»Warum nicht? Wenn Sie den Mund gar so voll nehmen.«
»Wenn ich nur Ihre verdammte Frage beantworte, bin ich also gleich ein Aufschneider, ja?«
»Ihr Vater hat Ihnen wohl noch nie Ihr loses Mundwerk gestopft, was?«
»Weil er nicht so ein aufgeblasener Heuchler ist wie Sie. Und wenn Sie noch irgendein Wort sagen, dann schreie ich diesmal wirklich!«
Diesmal musste er ihre Drohung wohl ernst genommen haben, denn er sagt eine ganze Zeitlang nichts mehr. Er gab Caesar die Sporen, und so waren sie im Handumdrehen wieder auf dem Gut. Sir Ambrose war allein zurückgekommen, was Megan auch keinen Augenblick bezweifelt hatte. Die Stute kannte jeden Grashalm in der näheren Umgebung, und am besten kannte sie den Weg nach Hause.
Megan wartete nicht darauf, dass ihr Devlin aus dem Sattel helfen würde, sondern sprang von sich aus vom Pferd. Timmy hatte Sir Ambrose bereits den Sattel abgenommen und sich um alles weitere gekümmert. Megan war heilfroh darüber, denn sie wollte nur noch hinauf in ihr
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