Lodernde Träume
Zimmer und ihre Wunden lecken. Sie hätte es so gerne fertiggebracht, sich gegen Devlins dauernde Beleidigungen besser zur Wehr zu setzen, aber es war aussichtslos.
Doch einen letzten Schlag wollte sie ihm zum Abschied noch versetzen. »Wenn Sie das nächste Mal meinen, Sie müsste n mich vor Straßenräubern beschützen, so lassen Sie das besser. Ich ziehe es vor, unter die Räuber zu fallen, statt dauernd Ihren schändlichen Gemeinheiten ausgesetzt zu sein.«
»Ich dachte, Sie beten mich an, Gnädigste!« antwortete Devlin sarkastisch.
»So wie ich Schlangen anbete!« erwiderte sie schlagfertig und wandte sich zur Tür. Doch ihre Neugier ließ sie innehalten. Was hatte er da mit seiner letzten bissigen Bemerkung eigentlich gemeint? Und so fragte sie ihn herausfordernd: »Warum, zum Teufel, haben Sie mich vorhin eigentlich . on meinem Pferd gerissen?«
Devlin zuckte die Achseln, während er vom Pferd stieg und Caesar zum Stall führte. »Sie sind auf einmal wie eine Wahnsinnige losgejagt, da dachte ich, dass Ihr Pferd durchgegangen sei.«
»Wollen Sie damit sagen, Sie wollten mich retten?«
»Ja, vielleicht so etwas Ähnliches.«
Er schaute so verlegen drein, als er ihr dieses Geständnis machte, dass sie lachen musste . »Wenn das wahr ist, dann soll mich auf der Stelle der Blitz treffen!« rief sie aus.
Wie wenn der Teufel im Spiel wäre, krachte in genau diesem Moment von ferne ein lauter Donner und kündigte ein Gewitter an, das von Osten heranzog. Megan blieb ihr Lachen im Halse stecken, so erschrocken war sie. Devlin wandte sich um und ging schweigend zur Tür hinaus.
Hewlett-Packard
20
Devlin verbrachte den Rest des Tages damit, den neu errichteten Anbau zum Pferdestall zu ruinieren, sehr zum Verdruß des Schreinermeisters, doch ebenso zur unverhohlenen Freude von Mortimer. Devlin hatte zunächst die Post durchschauen wollen, die Mr. Pike ihm geschickt hatte, doch er hatte sich einfach nicht konzentrieren können. Und da er sonst nichts zu tun hatte, hatte er sich daran gemacht, an dem Erweiterungsbau herumzubasteln; dabei war dann eben so einiges schiefgegangen. Doch Devlin machte das nichts aus. Der Zweck dieses Projektes war ja nur gewesen, überhaupt irgend etwas zu unternehmen, anstatt den ganzen Tag untätig herumzusitzen. Und solange dieser Zweck erfüllt war, war es ihm egal, was letztlich dabei herauskam.
Zumindest zu einem gewissen Teil erfüllte dieses Projekt tatsächlich seinen Zweck. Er kam einfach auf andere Gedanken. Monotone Tätigkeiten wie die Arbeit im Heu forderten ihn nicht genug; seine Gedanken hatten dann freien Lauf und liefen meistens natürlich - zu Megan.
Er hatte ein biss chen Schuldgefühle ihr gegenüber. Um ehrlich zu sein, sogar ziemlich große Schuldgefühle.
Vielleicht hatte er ihr Unrecht getan. Vielleicht war sie gar nicht so gierig und herzlos, wie sie ihm im ersten Moment erschienen war. Vielleicht sollte er sich wirklich bei ihr entschuldigen für das gemeine Spiel, das er mit ihr auf dem Ball bei Leightons gespielt hatte. Vielleicht sollte er ihr einfach sagen, wer er wirklich war? Unmöglich, dann würde sie ihn nur noch mehr hassen. Nein, sie brauchte das wirklich nicht zu wissen. Er würde sowieso bald von hier verschwinden. Genauso wie sie, wenn sie nach London ginge. Warum, zum Teufel, nur beschäftigte ihn das alles so?
Was war bloß an diesem Mädchen, dass er dauernd so schroff zu ihr war? Sie hatte ja ganz recht, wenn sie ihm vorwarf, dass er sie beleidigte. Versuchte er durch seine rüde Art unbewußt, sich zu schützen, damit er nicht dem Zauber ihrer ungewöhnlichen Schönheit verfiel?
Es war einfach absurd. Er, der Herzog von Wrothston. Er müsste wirklich ein biss chen mehr Kontrolle über sich haben. Natürlich begehrte er sie, er war schließlich ein Mann. Doch er brauchte sich nur daran zu erinnern, was für unmögliche Eigenschaften sie hatte, um zu wissen, dass er, sobald er an das Ziel seiner Wünsche angekommen war, schleunigst das Weite suchen würde. Denn er war sich sicher, sobald er bekommen hatte, was er wollte, würde sie ihm nur noch auf die Nerven gehen - so wie sie es jetzt schon tat.
Noch war er jedoch nicht soweit. Noch übte sie eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn aus. Und so hatte er dafür gesorgt, dass sie keinen Anlaß dazu hätte, ihn mit ihrem strahlenden Lächeln zu verhexen, das sie ihm auf dem Ball bei Leightons geschenkt hatte. Mein Gott, wie hinreißend hatte sie an diesem Abend
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