Lodernde Träume
einfach nicht, dass er weiß, wie gerne ich mich von ihm küssen lasse.
Was wäre denn daran so schlimm? Dann wüsste er, dass du es willst, und dann bekämst du genau das, was du wolltest.
Damit er neue Munition gegen mich bekommt? Der Mann überlegt sich doch wahrscheinlich die ganze Nacht, wie er mich am nächsten Tag wieder fertig machen kann, da wäre ihm dieses Wissen doch ein gefundenes Fressen! Er darf auf keinen Fall wissen, dass ich seine Küsse mag.
Was heißt hier »mag», du bist doch ganz wild darauf!
Na gut, vielleicht sollte ich mir die ganze Sache noch einmal überlegen.
Wie so oft in letzter Zeit brachten Megan ihre Zwiegespräche mit sich selbst nur noch mehr in Rage. Seit Devlin mit seinen ewigen sexuellen Anspielungen ihre Neugier geweckt hatte, war sie nicht mehr Herrin ihrer Gefühle. Ihre innere Stimme, die sie sonst immer vor Gefahren gewarnt hatte, tat jetzt das Gegenteil, und sie war so aufgeregt, dass sie drauf und dran war, sich auf das gefährliche Abenteuer einzulassen - zumindest ein ganz klein biss chen.
Sie wollte einfach wieder dieses kribbelnde Gefühl haben, das sie empfunden hatte, als Devlin sie geküsst hatte. Ja, das wollte sie haben, das und noch viel mehr. Dieses »Mehr« war irgendwie vage, in den geheimnisvollen Schleier des
Unbekannten gehüllt, und Megan verspürte Lust, dieses Geheimnis zu ergründen. Trotz allem musste sie natürlich ihren kühlen Kopf bewahren. Sie wusste wohl, wohin diese Küsse führen konnten. Sie konnte ihre Unschuld verlieren und ihr Leben ruinieren. Es war so schrecklich, den Anfang und das Ende einer Sache zu kennen, aber die Sache selbst eigentlich überhaupt nicht. Und um ehrlich zu sein, von dem Ende hatte sie eigentlich auch nicht die geringste Ahnung. Sie musste sich absolut klar darüber sein, weis sie von Devlin lernen wollte und was nicht. Dann könnte sie ihn stoppen, wenn er ihr zuviel beibringen wollte.
Dieses »Zuviel« hat einen Namen, wenn auch keinen sehr schönen.
Kann sein, ich jedenfalls weiß nicht, wie man das nennt.
Lüg doch nicht. Du bist nur zu feige, dich daran zu erinnern.
Jetzt fang nicht zu später Stunde wieder in diesem Ton an.
Tu ich ja gar nicht. Aber du muss t auch an Devlins Gefühle denken. Laß dich doch einfach einmal von ihm an der Hand nehmen; laß dir all die Dinge zeigen, die er weiß. Statt dessen überlegst du dauernd, wie und wo du ihn bremsen muss t.
Das muss ich aber auch! Ich will mit diesen Dingen bis zur Ehe warten. Dann hab ich immer noch genug Zeit, das alles kennenzulernen. Und das ist mein letztes Wort, verstanden?
Megan war in totalem Zwiespalt, was sie tun sollte. Trotzdem ging sie an diesem Abend hinaus zum Stall. In ihr kämpfte es. Einerseits zweifelte sie daran, ob es wirklich klug wäre, Devlin darum zu bitten, ihr mehr vom Küssen - und womöglich noch mehr - beizubringen. Andererseits konnte sie es kaum erwarten, dass es endlich soweit wäre. Die eine Stimme in ihr lähmte ihre Füße. Sie brauchte ja nur ein biss chen langsamer zu gehen, dann war es vielleicht schon so spät, dass Devlin die Stalltür abgeschlossen hatte und zu Bett gegangen war. Dann war die Sache zumindest für heute gestorben und sie konnte es sich noch einmal überlegen. Die andere Stimme mahnte sie zur Eile. Bloß schnell, damit es ja nicht zu spät ist! Doch dann kam alles ganz anders. In dem Moment, als sie im Dunkeln aus dem Haus trat, sah sie Devlin auf seinem Hengst aus dem Stall reiten.
Sie starrte ihm nach. Wo, zum Teufel, wollte der denn jetzt noch hin? Er schien in Gedanken, war an ihr vorbeigeritten, ohne sie überhaupt bemerkt zu haben. Nachdem sie so mit sich gekämpft hatte, bis sie sich dazu durchgerungen hatte, ihn in seinem Stall zu besuchen, war sie nun maßlos enttäuscht, das Ziel ihrer Wünsche einfach so in die Nacht verschwinden zu sehen. Wo wollte er denn bloß hin?
Gleich mehrere Antworten jagten ihr gleichzeitig durch den Kopf. Er hatte eine Verabredung mit einer Frau! Sie hatte ihn heute so geärgert, dass er seine Sachen gepackt hatte und sie jetzt für immer verließ! Er war der Straßenräuber, der jetzt auf seine Tour ging, um ahnungslose Reisende zu überfallen, die zu später Stunde noch unterwegs waren!
Megan entschied sich für die letzte Antwort, denn die ersten beiden gefielen ihr ganz und gar nicht. Natürlich war er der Straßenräuber! Das mit den Überfällen hatte erst angefangen, als er hier aufgetaucht war! Die Zeit paßte auch genau.
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