Loderne Glut
nur seinetwegen unternahm.
Um sechs Uhr kam Hank abermals zu ihrem Schreibtisch. »Fertig?« fragte er. »Um achtzehn Uhr dreißig beginnt eine Kinovorstellung.«
Amanda nahm ihre Handtasche vom Tisch und verließ mit ihm das Büro.
Reva stand da und starrte auf die Tür.
»Eifersüchtig?« fragte Joe und lachte sie aus.
»Ja, vielleicht bin ich das«, entgegnete Reva. »Die Reichen bekommen doch alles.«
»Du glaubst, der Doc hat an Amanda Gefallen gefunden, weil sie reich ist? Dann hast du nicht bemerkt, wie er sie anschaut, wenn sie durchs Zimmer geht. Er ist mehr an dem interessiert, was sie hat, als an dem, was ihr Vater hat.«
»Wer hat dich eigentlich um deine Meinung gefragt?« fauchte Reva ihn an. »Ich kenne jemanden, der sich noch mehr für die beiden interessiert.« Sie verließ die Gewerkschaftszentrale und machte sich auf den Weg zur Caulden-Ranch.
Hank führte Amanda zum Opernhaus, in dem das jüngste Erzeugnis der Filmindustrie gezeigt wurde. Er faßte sie nicht an - so gern er das auch wollte. »Wenn wir verlobt wären, würden Sie jetzt meinen Arm nehmen«, erklärte er und bot ihr seinen Arm.
Amanda lächelte zu ihm hinauf. »Noch etwas?«
»Es besteht jederzeit die Möglichkeit, daß Sie von der Handlung des Films in Angst und Schrecken versetzt werden. Wie ich hörte, befindet sich die Heldin vom Anfang bis zum Ende in Lebensgefahr.«
»Und was mache ich, wenn ich in Angst und Schrecken versetzt werde?«
»Sie klammern sich an mich«, antwortete er und hob ihre Fingerspitzen an seine Lippen. »Und ich werde Sie beschützen.«
Sie starrte einen Moment auf seinen Mund, fing sich aber rasch wieder. »Bitte, denken Sie daran, Dr. Montgomery, daß Sie mein Lehrer sind und nicht mein Verlobter.«
»Das vergesse ich niemals auch nur für eine Sekunde.« Er führte sie in den abgedunkelten Saal, und sie nahmen in der Mitte einer Sitzreihe ziemlich weit vorne Platz.
Amanda war sich nicht im klaren, was sie sich eigentlich von einem Film versprechen sollte; doch sie hätte sich nicht träumen lassen, wie spannend er sein konnte. Die Gefahren, die die hübsche junge Heldin bedrohten, waren so echt. Der Bösewicht war so grauenvoll, schmiedete ständig neue Komplotts und lauerte ununterbrochen auf eine Gelegenheit, die Schöne auf eine heimtückische Weise in seine Gewalt zu bringen.
Hank beobachtete Amanda, sah, wie die Empfindungen unverhüllt auf ihr Gesicht traten wie bei einem Kind. Sie faßte einmal nach seiner Hand, als der Bösewicht der Heldin zu nahe trat, und da legte er den Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. Er wurde für dieses Verhalten belohnt, indem Amanda ihr Gesicht an seiner Schulter begrub, als die Heldin um ein Haar von einem Zug überfahren worden wäre. Er hatte noch nie in seinem Leben einen Film so genossen wie diesen.
Als er zu Ende war und die Lichter wieder angingen, wäre er am liebsten so sitzengeblieben - mit seinem Arm um ihre Schultern -, und da sie fortfuhr, sich an ihn zu klammem, schien ihr ähnlich zumute zu sein wie ihm.
»Was würde ein verlobtes Paar jetzt tun?« fragte sie schließlich und hielt seine Hand fest. Er hatte sie nur gebeten, mit ihm ins Kino zu gehen. Würde er sie nun auch nach Hause bringen? Würde sie dort einen Stundenplan von Taylor vorfinden, der für den Abend eine gemeinsame Dichterlesung vorsah? Wie hätte sie ein Gedicht vortragen können, nachdem sie mit angesehen hatte, wie eine Frau beinahe von einem Zug in zwei Teile zerlegt worden wäre?
»Ich würde Sie vermutlich zu einem intimen Dinner mit Kerzenlicht und Violinenmusik einladen, und anschließend ginge ich wahrscheinlich mit Ihnen zum Tanzen.«
Er referierte nur - er lud sie nicht wirklich zum Essen oder Tanzen ein, dachte sie bei sich. »Ich glaube nicht, daß ich das tun könnte. Ich habe keine Ahnung vom Tanzen.«
»Man könnte es Ihnen beibringen. Sie scheinen sehr lernfähig zu sein.«
»Das hängt vermutlich vom Lehrer ab«, antwortete sie. Seine Lippen waren den ihren ganz nahe, und sie hoffte, er würde sie küssen.
»He!« rief ein Mann von den Eingangstüren her, »wollen Sie nicht für die nächste Vorstellung bezahlen?«
Hank und Amanda lösten sich voneinander und gingen aus dem Kinosaal. Als Amanda wieder im Freien war, hätte sie ihn eigentlich bitten müssen, sie nach Hause zu Taylor zu bringen.
»Wissen Sie«, begann Hank, »Sie sollten wirklich das Tanzen lernen. Was ist, wenn Sie und Taylor ins Weiße Haus eingeladen werden, und der
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