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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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zurück.
    »Ich möchte Ihr Versprechen haben, Amanda.«
    »Wenn Revas Leben bedroht wäre, würden Sie sagen, sie ist mutig genug, um sich selbst verteidigen zu können. Aber ich — ich soll mich in meinem Zimmer verkriechen, weil ich nur ein dummes, naives kleines Gesellschaftsmädchen bin, nicht wahr?«
    Hank stöhnte leise. Kein Mann lebte lange genug, um eine Frau verstehen zu können. »Wenn Revas Leben in Gefahr wäre, würde ich auch von ihr verlangen, sich an einem sicheren Ort zu verstecken.«
    »Aber Reva ist arm, und ich bin reich, und das macht natürlich einen Riesenunterschied.«
    Hank hatte das Gefühl, als hätte er eine Flasche Whisky getrunken und wäre dann von einem fahrenden Karussell abgesprungen. »Die beiden Gewerkschaftsleute sind hinter Ihnen her, weil Sie Cauldens Tochter sind. Amanda, versprechen Sie mir, daß Sie morgen zu Hause bleiben.«
    Sie ging an ihm vorbei. »Machen Sie sich meinetwegen nur keine Sorgen, Dr. Montgomery. Ich kann schon selbst auf mich aufpassen. Und falls nicht, habe ich ja genügend Geld, um mich von irgendwelchen Gefahren freikaufen zu können.« Sie eilte an ihm vorbei ins Haus.
    Hank blieb mit geballten Fäusten vor der Haustür zurück. Und wenn er sie eigenhändig ans Bett fesseln mußte — er würde sie unter keinen Umständen diesen Fanatikern aussetzen. Er wußte zwar nicht, worüber sie so wütend war; aber er würde nicht zulassen, daß sie aus irgendwelchen Launen heraus ihr Leben in Gefahr brachte. Er ging zu seinem Wagen zurück.
    Amanda lehnte sich im Haus einen Moment lang gegen die Tür. Sie wußte, daß sie nicht gerade vernünftig argumentiert hatte, aber in letzter Zeit schienen ihre Gefühle die Kontrolle über ihren Verstand auszuüben. Die beiden Gewerkschaftsmänner hatten ihr Angst eingejagt, beträchtliche Angst sogar. Dieser Whitey hatte eine Stimme, die vor Leidenschaft bebte, und sie hatte wie eine Metallraspel auf ihrer Haut gescheuert. Er redete von Mord, als würde er über ein Buch sprechen, das er gerade gelesen hatte. Als man sich im Gewerkschaftsbüro über die Möglichkeit unterhalten hatte, daß Blut fließen könnte, war ihr das als eine theoretische, fast phantastische Idee erschienen. Aber dieser Whitey sprach von Gewalt, als wäre sie nicht nur möglich, sondern höchst wahrscheinlich.
    Wenn sie doch nur etwas unternehmen könnte!
    Plötzlich richtete sie sich auf. Dieses ganze Gerede vom Blutvergießen basierte doch nur auf der Annahme, daß ihr Vater die Hopfenpflücker zwingen würde, unter unmenschlichen Bedingungen zu arbeiten. Wenn es eine Möglichkeit gab, die Gewerkschafter davon zu überzeugen, daß ihr Vater nicht das Monster war, für das sie- ihn offenbar hielten, konnte sie doch jede Gefahr von Gewalttätigkeit bannen, weil ihnen die Grundlage entzogen war!
    Selbst zu dieser späten Stunde arbeitete ihr Vater noch in der Bibliothek. Sie hatte sich bisher noch nie getraut, ihn dort zu stören; aber in letzter Zeit schien sie vieles zu unternehmen, was sie vorher niemals gewagt hätte. Sie klopfte an die Bibliothekstür, und als J. Harker sie aufforderte, einzutreten, öffnete sie die Schiebetüren.
    Er sah ihr mit finsterem Gesicht entgegen, und am liebsten hätte Amanda sich nun wieder umgedreht und wäre aus dem Raum geflohen. J. Harker Caulden war kein Mann, der Überraschungen liebte, und das unerwartete Erscheinen seiner Tochter war ihm offensichtlich unangenehm. Amanda nahm ihren ganzen Mut zusammen.
    »Vater, ich möchte dich in einer wichtigen Angelegenheit sprechen«, sagte sie, bemüht, das laute Pochen ihres Herzens zu dämpfen.
    »Wenn es deine Heirat mit Taylor betrifft. . .«
    »Nein, darum geht es nicht«, unterbrach sie ihn rasch. Dachten denn alle Männer, daß sich Frauen nur mit Gefühlen wie Eifersucht und romantischer Liebe befaßten? »Ich habe nun einige Tage lang mit Gewerkschaftsvertretern gearbeitet, und diese Leute scheinen zu glauben, daß du ein .. . ein Tyrann bist. Ich würde sie nun gern davon überzeugen, daß du das nicht bist. Sie sollen von mir erfahren, daß du deine Mitmenschen anständig behandelst.«
    J. Harker legte seinen Federhalter beiseite, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und studierte sie. Die Dinge veränderten sich in seinem Hause, und er wußte nicht, was diese Veränderungen ausgelöst hatte. Einige dieser Neuheiten gefielen ihm, doch andere wiederum störten ihn sehr. Es gefiel ihm, daß seine Frau mit ihm flirtete und seine Tochter ein bißchen Mumm

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