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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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an ihren Schreibtisch zurück. Morgen, so stand es auf ihrem Plan, mußte sie ihm das Museum in Kingman zeigen und sollte ihm etwas von den Digger-Indianern, der Donner-Party und den Anfängen der Goldgräberei in diesem Bezirk erzählen. Es wurde Zeit, die dafür notwendigen Informationen zu lernen und zu wiederholen.
    Hank saß auf einem Barhocker, verspeiste ein drei Zoll dickes Cornedbeef-Sandwich und trank ein Bier dazu — sein drittes.
    Was für ein kleines affektiertes Geschöpf sie doch ist, dachte er bei sich. Was für ein dünkelhaftes, neunmalkluges, mit Wissen um sich werfendes kleines Wesen! Sie hatte ihm Vorträge gehalten, als wäre er ein Schüler in der ersten Grundschulklasse. Sie war die Lady vom Herrenhaus, und man hatte ihr die unangenehme Aufgabe übertragen, dem Dorfschmied Gesellschaft zu leisten - einem ungebildeten Burschen, der eine Gabel nicht von einem Messer unterscheiden konnte. Er hatte bemerkt, wie sie ihn von oben herab gemustert hatte, als sie diese geschmacklosen Miniportionen verzehrten.
    Kein Zweifel, daß sie ihn genauso beurteilte wie ihr Vater seine Arbeiter: daß sie dankbar sein sollten, für so eine illustre Familie wie die Cauldens arbeiten zu dürfen. Woher nahmen diese Leute die Unverschämtheit, einen Ranchbesitzer um eine angemessene Bezahlung zu bitten? War es denn nicht schon genug, daß er ihnen erlaubte, sich auf seinen Feldern zu sonnen und seine Ackerfrüchte anzufassen? Sie, diese scheinheilige kleine Miß Amanda, dachte vermutlich, daß er vor Ehrfurcht erstarrte, weil er in einem Haus wie dem ihren wohnen durfte. Morgen würde sie ihn wahrscheinlich fragen, ob er schon einmal in seinem Leben ein Klosett mit Wasserspülung gesehen hatte, dachte er bei sich, und kippte den Rest seines Bieres hinunter.
    Er war sich nicht schlüssig, was er nun tun sollte - das Haus der Cauldens auf der Stelle verlassen, sagte ihm sein Instinkt. Doch er fand, daß er den Gouverneur nicht im Stich lassen durfte; aber am meisten fühlte er sich den Leuten von der Gewerkschaft verpflichtet. Vielleicht konnte er durch seine bloße Anwesenheit ein Unheil verhindern. Möglicherweise konnte er die Rechte der Arbeiter besser wahren, wenn er im Haus der Cauldens blieb, oder durch seine bloße Anwesenheit ein Unheil aufhalten, ehe es schlimme Formen annahm. Die Logik sagte ihm, daß er hierbleiben sollte. Sein Gefühl drängte ihn dazu, sich von dieser gefühllosen kleinen Amanda und ihrem noch eisigeren Verlobten so weit wie möglich zu entfernen . . . und er hatte, als er sie zum ersten Mal sah, gedacht, daß sie . . .
    Er wußte nicht genau, was er in jenem Moment wirklich empfunden hatte; aber sie hatte eine frostige Atmosphäre geschaffen und den Keim erstickt.
    Er verließ die dunkle Bar, trat in das helle Sonnenlicht hinaus, schob die Hände in die Hosentaschen und ging zu seinem Wagen. Es war wohl jetzt Dinnerzeit bei den Cauldens. Was würden sie essen? Gekochtes Huhn, einen Löffel Reis und eine gekochte Kartoffel?
    Amanda hatte Taylor noch nie so wütend erlebt.
    »Das ist nicht das Kleid, das ich dir für das Dinner vorgeschrieben habe«, zischte er ihr zu.
    Amanda bemühte sich, ihren Rücken geradezuhalten und nicht zu weinen. Taylor haßte Tränen. »Ich habe es vergessen. Dr. Montgomery hat mich so aufgeregt und ich . . .«
    »Wie? Warum hat er dich aufgeregt?« Taylor richtete sich, wenn das überhaupt möglich war, noch mehr auf. »Ist er etwa frech zu dir geworden?«
    »Frech? Das liegt ihm fern . . . Ich meine, ich habe den Eindruck, daß er mich nicht mag.«
    »Er mag dich nicht?« Taylor war entsetzt. »Amanda, du überraschst mich. Ich dachte, du seist über solche weiblichen Eitelkeiten erhaben. Hast du auch die Route genau eingehalten? Hast du ihm alles über die Ranch erzählt?«
    »Ja, alles, was auf dem Stundenplan stand und pünktlich auf die Minute.«
    »Dann kann gar nichts schiefgegangen sein. Nun geh wieder nach oben, zieh dir das richtige Kleid, an und erzähle mir nichts mehr von deinen Einbildungen, sonst könntest du mich auf den Gedanken bringen, ich hätte mir die falsche Frau ausgesucht.«
    »Ja, Taylor«, flüsterte sie und ging auf ihr Zimmer. Als sie dort allein war und sich so rasch, wie sie konnte, umzog, spürte sie es wieder, dieses kleine nagende Gefühl des Zorns. Seit Taylor zu ihnen gezogen war, hatte sie so ein Gefühl nicht mehr erlebt. Ehe er ins Haus kam, war sie öfter wütend gewesen. Damals hatte sie sich häufig über ihre Mutter,

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