Loderne Glut
hübsche junge Lady, die auch nicht im entferntesten mit seiner Mutter zu vergleichen war. Und er verliebte sich allmählich in sie. Er wollte das nicht und kämpfte anfangs dagegen an, weil Frauen treulose Kreaturen waren, die einen mißbrauchten, sobald sie wußten, daß man ihnen zugetan war. Also hatte er seine Liebe vor ihr geheimgehalten, aber er hatte sie an sich gebunden, damit sie nicht von ihm Weggehen konnte, und eines Tages, wenn die Vorstellung einer Ehe ihn nicht mehr so erschreckte, wollte er sie heiraten. Im Augenblick fürchtete er noch, daß sie sich verändern könnte, wenn er sie zu seiner Frau machte - daß sie sich in seine betrunkene, dicke, dumme Mutter verwandeln könnte.
Er blickte wieder auf seinen Chronometer. Vierzehn Uhr achtzehn. Immer noch kein Zeichen von ihr. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, daß er ihr gestatten mußte, mit diesem Barbaren Montgomery zusammenzusein, aber er hatte keine andere Wahl. Montgomery konnte auf der Ranch beträchtlichen Schaden anrichten, und deshalb mußte er von ihr ferngehalten werden. Amanda war die einzige Person, die das fertigbrachte. Die Ranch war für Taylor sehr wichtig geworden; denn J. Harker hatte versprochen, daß sie eines Tages ihm gehören würde. Amanda war Harkers einziges Kind, und er beabsichtigte, alles, was er besaß, über Amanda ihm zu hinterlassen. Die Sicherheit, die Vermögen mit sich brachte, war etwas, was Taylor brauchte. Seine Kindheit -zumal nach dem Tod seines Vaters — war ein einziges Flehen um Geld, Bücher, Schuhe, Kleider und Kostzuschüsse gewesen. Die Jahre der Bettelei, selbst um das Lebensnotwendigste, hatten seinen Stolz tief verletzt.
So wurde er nun zerrissen zwischen der Notwendigkeit, alles für die Bewahrung der Ranch zu tun, und dem Drang, Amanda isoliert zu halten.
Er gestattete sich fast ein Lächeln, als er sich daran erinnerte, daß Amanda ihm gestanden hatte, Dr. Montgomery würde sie nicht mögen. Er mochte Amanda nicht? Eine Frau, die über fast jedes intelligente Thema in vier verschiedenen Sprachen sprechen konnte? Höchst unwahrscheinlich. Freilich bestand da noch die Möglichkeit, daß er zu jenen primitiveren Naturen von Männern gehörte, die Küchenmädchen und Nachtklubtänzerinnen bevorzugten.
Es war vierzehn Uhr zweiundzwanzig, und noch immer keine Spur von Amanda.
Er starrte so eindringlich durch das Fenster, daß er Kopfschmerzen bekam.
Amanda taten die Füße weh, und sie war so besorgt, weil sie den Plan nicht eingehalten hatte, daß sie ein ganz sonderba-res Gefühl im Magen hatte. Dr. Montgomery wollte in der Stadt Kingman herumwandern, die Schaufenster betrachten, mit den Leuten reden und überhaupt die Zeit vergeuden. Taylor hatte Amanda nicht oft genug sagen können, wie kostbar Zeit war und daß man sie nicht an frivole Dinge verschwenden sollte, aber nun taten sie nichts, was ihren Geist geschärft hätte. Zudem hatte Taylor immer wieder betont, daß die Leute, die in Kingman wohnten, einfach schrecklich und primitiv waren. Hatten sie nicht den Stab über ihre Mutter gebrochen? Sie mochten die Cauldens nicht, und sie wäre gut beraten, nicht zu freundlich mit ihnen umzugehen. Aber da stand sie nun hinter Dr. Montgomery und nickte Passanten zu, von denen sie teilweise sogar noch die Namen kannte.
»Hat Ihnen doch nicht weh getan, mit ein paar von den gewöhnlichen Leuten zu reden, oder?« hatte Dr. Montgomery im ärgerlichen Ton gefragt, als sie ihn drängte, mit ihr auf die Ranch zurückzukehren.
Und da war noch ein anderer Umstand, der diesen Ausflug in die Stadt mit diesem Fremden so unangenehm machte: Er lächelte den Frauen, die an ihnen vorüberkamen, zu; aber sie selbst betrachtete er nur mit gerunzelter Stirn und funkelnden Augen und machte auch noch abfällige Bemerkungen dazu. Sie wollte zurückfahren in die Geborgenheit, die Taylor und ihre Bücher ihr gaben.
Sie wäre fast in Dr. Montgomery hineingelaufen, als er vor dem Drugstore stehenblieb. Da hing ein Plakat, das für den nächsten Samstag einen Tanz ankündigte.
»Gehen Sie mit Taylor dorthin?« fragte er sie. »Haben Sie vor, sich einen fetzigen Abend zu gönnen?«
Sie verstand, was er meinte, wenngleich er sich in einer Vulgärsprache ausdrückte, die nicht zu ihrem Wortschatz gehörte. »Wir gehen nie zum Tanzen«, erklärte sie steif.
»Sind es die Tänze oder die Stadtleute, die Ihnen nicht fein genug sind?«
Wieder spürte sie eine leise Regung des Zorns in sich. »Tanzen ist Zeitverschwendung;
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