Loderne Glut
Österreich, und Österreich ist. . .« Sie verlor den Faden und schloß die Augen.
»Österreich ist was?« fragte Hank schroff.
»Wütend«, sagte sie endlich. »Österreich ist wütend auf Rußland.«
»Gut«, urteilte er. »Sind Sie fertig mit dem Essen? Wir sollten zurückfahren. Denken Sie an Ihren Stundenplan. Müssen Sie nicht etwas studieren, um Ihr Wissen zu bereichern?«
»Ja«, sagte Amanda und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Morgen sollte sie über die gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen des Panama-Kanals geprüft werden, und sie hatte noch viel zu lernen. Sie blickte voller Bedauern auf ihren leeren Teller. Taylor hatte recht: ungesunde Nahrung war nicht nur in einer Hinsicht schlecht. Der Nachtisch hatte sie nur noch hungriger gemacht. »Wir sollten aufbrechen.«
Er brachte sie im langsamen Tempo zur Caulden-Ranch zurück. Nicht ein Härchen in Amandas Frisur war in Unordnung, als sie dort eintrafen. Sie wußte, daß sie als erstes Taylor aufsuchen und ihn fragen mußte, ob er vielleicht ihren Stundenplan zu ändern wünschte, weil sie früher als geplant von Terrill City zurückgekehrt waren. Heute würde sie zumindest mit ihren Studien schon so zeitig fertig werden, daß sie nicht die halbe Nacht am Schreibtisch verbringen mußte.
Ein Diener teilte ihr mit, daß sie Taylor in der Bibliothek finden würde.
Hank stellte seinen Wagen in die Garage und blieb im Freien, während Amanda ins Haus eilte. Zweifellos kann sie es nicht erwarten, ihren geliebten Taylor wiederzusehen, dachte er und merkte, daß er wieder in Wut geriet. Im Augenblick konnte er es nicht ertragen, die beiden beisammen zu sehen.
Die Hände in den Hosentaschen, schlenderte er an der Seitenfront des Hauses entlang und betrachtete angelegentlich den Garten und das Gebäude. Die Tür zum Treibhaus stand offen, und er ging hinein. Ein paar Sekunden lang genoß er den Duft des Jasmins, dann hörte er Stimmen hinter sich in der Bibliothek. Er wollte das Treibhaus wieder verlassen, aber als er erkannte, daß diese Stimmen Taylor und Amanda gehörten, blieb er stehen und lauschte.
»Du bist vor der Zeit zurückgekommen, Amanda«, rügte Taylor mit kalter Stimme. »Du hättest ihn bis zum Abend vom Haus fernhalten sollen.«
»Ich bitte um Entschuldigung; aber er schien den Wunsch zu haben, wieder zurückzufahren.«
»Die Bedürfnisse von Dr. Montgomery sind nicht von Belang. Oder hat das Wohlergehen der Ranch für dich überhaupt keine Bedeutung? Willst du etwa, daß wir alle - ich, dein Vater, deine Mutter, du selbst - mittellos auf die Straße geworfen werden, nur weil du einen gewöhnlichen Mann der Arbeiterklasse nicht beschäftigen kannst?«
»Es tut mir leid«, flüsterte Amanda. »Ich weiß nicht, was ich mit ihm reden soll. Wir haben uns nichts zu sagen.«
»Nichts zu sagen!« rief Taylor. »Vergißt du alles, was du gelernt hast, wenn du mit ihm zusammen bist?«
»Nein, das nicht; aber er vertreibt sich die Zeit auf ausgesprochen oberflächliche Weise. Er ... er geht ins Kino.«
»Aber der Mann ist Hochschulprofessor«, protestierte Taylor im verwunderten Ton. Dann wieder streng: »Du mußt etwas falsch machen.«
»Sollte ich . . .«, begann Amanda zögerlich, ». . . sollte ich vielleicht mit ihm ins Kino gehen? Oder zu einem Tanzball? Ich glaube, er tanzt gern.«
Taylors Stimme war kalt genug, um die Pflanzen im Gewächshaus in Eis zu verwandeln: »Gehörst du zu dieser Art von Frauen, Amanda? Habe ich etwa einer sittenlosen Frau einen Heiratsantrag gemacht? Hast du all diese Jahre über deine wahre Natur vor mir versteckt? Vielleicht möchtest du als nächstes, daß man dir eine Flasche Gin aufs Zimmer bringt?«
»Nein, Sir«, sagte sie, in den Ton der Zeit zurückfallend, als Taylor nur ihr Hauslehrer und noch nicht Verlobter war.
»Oder möchtest du vielleicht kurze Kleider tragen und einen Job in einem Büro annehmen?«
»Nein, Sir«, flüsterte sie leise. »Ich möchte nur das, was ich habe.«
»Du hörst dich aber gar nicht so an. Amanda, du hast ja keine Ahnung, wie gut es dir hier geht. Du hast alle Annehmlichkeiten, die das Leben zu bieten hat. Du brauchst weder um Geld noch um eine Ausbildung zu betteln, aber du bist bereit, das alles wegzuwerfen.« Er schwieg einen Moment. »Oder vielleicht bin ich es nur, dem du entgegenarbeiten willst. Vielleicht möchtest du mich nicht mehr auf der Ranch haben. Ist es das, Amanda? Du willst mich nicht heiraten, und ist das deine Art,
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