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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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eine fette Schokoladencreme voneinander getrennten Schichten bestand.
    »Sie wissen nicht, wovon Sie reden«, sagte Hank. »Sind Sie während der Erntezeit auch nur einmal draußen auf den Feldern gewesen? Wissen Sie, daß viele Farmer Trinkwasser an die Arbeiter verkaufen ? Sie arbeiten bei über vierzig Grad im Schatten und können nicht einmal Wasser umsonst bekommen.«
    »Ich bin sicher, daß Sie übertreiben. Natürlich können die Arbeiter jederzeit woanders hingehen, wenn ihnen die Art, wie man sie behandelt, nicht gefällt. Dies ist ein freies Land, aber wenn man Sie hört, glaubt man, die Arbeiter wären Sklaven, die ihren Herren gehörten.« Sie betrachtete noch immer die Torte, beobachtete, wie das Licht sich im Tortenguß brach, und bemerkte nicht, daß Hanks Augen gefährlich dunkel wurden. Sie sprach über eine Sache, die ihm besonders am Herzen lag.
    »Es sind Leute wie Sie«, sagte er leise, »die eine Gewerkschaft notwendig machen. Die Arbeiter sind einfache Menschen. Sie haben weder die Ausbildung noch die Mittel, um sich den Luxus leisten zu können, den Job zu wechseln, wenn ihnen die Bedingungen nicht gefallen. Sie haben Kinder zu ernähren und zu kleiden; und sie können es sich nicht erlauben, einen Job aufzugeben. Also arbeiten sie in der sengenden Hitze und sparen sich einen Nickel, indem sie sich kein Trinkwasser kaufen, bis sie der Hitzschlag trifft und sie in Ohnmacht fallen.«
    Amanda runzelte bei seinen Worten die Stirn. Das Bild, das er da zeichnete, wollte ihr nicht gefallen. Was würde Taylor dazu sagen? fragte sie sich. »Ich kann nicht für die ganze Armut dieser Welt verantwortlich gemacht werden, Dr. Montgomery. Meine Familie bietet lediglich Jobs an. Wenn den Arbeitern die Arbeitsbedingungen nicht gefallen, können sie ja zur nächsten Ranch weiterziehen.«
    Nun kochte Hank vor Wut. »Sie kleines, prüdes, hochmütiges Ding«, zischte er mit kaum hörbarer Stimme, »Sie sitzen dort in Ihrem seidenen Kleid, umgeben von schmackhaften Speisen, und sind sich sogar zu fein dazu, diese zu essen, während andere sich abrackern, um sich wenigstens einen Laib Brot leisten zu können. Leute wie Sie empören mich so, daß ich . . .« Er brach ab, zu zornig, um noch weiterreden zu können. Ohne zu überlegen, was er da tat, griff er mit der rechten Hand in die Torte, die sie so sehr zu faszinieren schien, riss ein Viertel davon ab und schleuderte es Amanda ins Gesicht. »Da!« schrie er und rieb ihr Guß, Kuchen und Schokoladencreme übers ganze Gesicht. »Sie könnten essen und wollen nicht. Die wollen essen, aber sie können nicht!«
    Er zitterte am ganzen Körper vor Wut. Amandas Gesicht und ein Gutteil ihrer Haare waren schwarz von der Schokolade, ihre Augen geweitet vor Entsetzen.
    »Ich werde Sie aufwecken, Amanda Caulden«, schrie er sie an. »Ich werde Sie aus Ihrem Kokon herausziehen, egal, wieviel Mühe mich das kosten wird.«
    Es war sehr schwierig, Haltung zu bewahren, wenn einem das Gesicht mit Schokoladencreme eingeschmiert wird; aber Amanda tat ihr Möglichstes. »Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, daß einige von uns mit dem, was sie sind, glücklich sein könnten?« fragte sie und war ebenso wütend wie er. »Sie schwingen sich zu einem Gott auf und beschließen, mich zu verändern, die Arbeiter zu verändern, während wir vielleicht die Art, wie wir beschaffen sind, mögen ? Wenn ich schlafe, möchte ich lieber in diesem Zustand verharren als an einer Welt teilhaben, in der Männer Frauen mit Lebensmitteln bombardieren.« Damit ging sie zum Teich, um sich das Gesicht zu waschen.
    Es war ihr zum Weinen - zum Schreien zumute. Doch am meisten setzte ihr dieses Gefühl zu, daß sie Taylor enttäuscht haben könnte. Er wäre über alle Maßen entsetzt gewesen, wenn er sie jetzt gesehen hätte. Sie drehte sich um, als sie Dr. Montgomerys Schritte hinter sich hörte.
    »Wenn Sie mir noch so etwas antun, werde ich Sie verklagen«, drohte sie, wich aber vor ihm zurück.
    Er verzog das Gesicht und hielt ihr dann ein sauberes Taschentuch hin. »Ich dachte, Sie könnten so etwas gebrauchen.«
    Sie riß ihm das Tuch aus der Hand und wischte sich damit das Gesicht ab. Sie hatte geglaubt, sich gründlich mit dem Wasser gereinigt zu haben, aber als sie das Tuch betrachtete, waren noch braune Schmierflecke darauf. Taylor würde sie umbringen. Vermutlich war sie jetzt einen Monat lang vom Abendbrot ausgeschlossen. Wie sehr wünschte sie sich, daß die Erde sich öffnen und die

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