Loderne Glut
.«
»Einen Dreck genoß er!« schnaubte J. Harker. »Ich hatte gleich meine Bedenken, dir diese Sache anzuvertrauen. Von Anfang an war ich im Zweifel, ob du weißt, was du tust. Ich habe dich gewarnt, Amanda mit ihm losszuschicken. Montgomery ist ein großer, potenter Hengst, nicht ein müder, abgehalfterter Wallach. Verdammt! Warum habe ich. dir nur diese Sache überlassen? Jetzt ist er fort, und statt ihn auf unsere Seite zu ziehen, hast du ihn vermutlich dazu gebracht, daß er die Gewerkschaftsleute unterstützt.«
»Das bezweifle ich. Wir haben ihm in jeder Hinsicht unsere Gastfreundschaft bewiesen. Er hatte eine intelligente Person als Gesellschafterin, mit der er sich unterhalten konnte. Erst heute morgen hat Amanda in einer Prüfungsarbeit in Differentialrechnung eine Eins geschrieben.«
Einen Moment lang rang Harker nach Luft, ehe er loslegte: »Du hast erwartet, daß so ein junger Stier wie Montgomery sich mit einem hübschen Mädchen auf eine Bank setzen und über . . . über Bücherwissen reden würde? Hast du Eiswasser in den Adern? Um Himmels willen, ich könnte es nicht länger als zehn Minuten mit einem so kleinen prüden Klugscheißer wie Amanda aushalten - und sie ist meine eigene Tochter —, wie kannst du dann so einem heißblütigen Mann wie Montgomery zumuten, mit ihr seine Zeit zu verbringen?«
Keiner der beiden sah, wie Amanda das Blut aus den Wangen wich.
»Ich bin sicher, daß Amanda sich die größte Mühe gegeben hat, Dr. Montgomery angemessen zu unterhalten. Vielleicht hat ein Notfall in der Familie ihn gezwungen, abzureisen.«
»Ja, der Notfall vielleicht, hier an Langeweile zu sterben.«
Harker nahm seine Zigarre zwischen zwei Finger und deutete damit auf Taylor. »Du möchtest diese Ranch haben, mein Junge, aber du mußt schon etwas mehr tun, als das Leben meiner Tochter zu organisieren. Wenn diese Gewerkschafter mir auch nur einen Penny Verlust einbringen, fliegst du hier achtkantig raus. Hast du mich verstanden?« Mit diesen Worten stürmte Harker wieder aus dem Zimmer.
Taylor blieb stehen, wo er war, während Amanda auf ihrem Stuhl verharrte und in ihre leere Tasse starrte. Nun hatte Dr. Montgomery sogar ihren Vater dazu gebracht, solche häßlichen Dinge über sie zu sagen. In der kurzen Zeit, die dieser Mann hier gewohnt hatte, hatte Taylor ihr bewiesen, daß er kein körperliches Verlangen nach ihr verspürte, und ihr Vater hatte zugegeben, daß er ihre Nähe nicht ertragen konnte. Ein Teil in ihr hatte sich stets gefragt, warum ihr Vater niemals mit ihr und Taylor frühstückte oder warum er sich nie nach dem Dinner mit ihnen in den Salon setzte. Aber sie wäre niemals auf die Idee gekommen, daß er beides unterließ, weil er nicht mit ihr Zusammensein wollte.
Sie blickte zu Taylor auf, der wie gelähmt dastand und auf die Tür starrte. War er so empört über das, was Harker über seine Tochter gesagt hatte? Amanda bezweifelte das. Sie wußte, daß dieser Ausdruck auf seinem Gesicht Angst war - Angst, die Ranch zu verlieren.
Dr. Montgomery wäre wütend gewesen über die Worte, die J. Harker für seine Tochter gefunden hatte, überlegte sie und erstickte dann diesen Gedanken.
Sie stand auf. »Ich werde auf mein Zimmer gehen«, sagte sie leise und bewegte sich dann auf die Tür zu, aber Taylor kam ihr zuvor und lehnte sich mit dem Rücken dagegen.
»Was hast du getan? Warum hat er das Haus verlassen?«
In Amandas Kopf schwirrten die verschiedenartigsten Antworten herum. Sie hatte Dr. Montgomery damit beleidigt, daß sie das tat, was Taylor von ihr verlangte. Sie hatte Dr. Montgomery nur damit Freude gemacht, daß sie aß, was nicht auf Taylors Plan stand; mit ihm dorthin ging, wo sie laut Taylors Plan nicht sein sollte, und solche skandalöse Sachen machte, wie ihn zum Tanzen zu begleiten. Aber sie konnte Taylor das alles nicht beichten.
»Ich warte, Amanda«, forderte Taylor.
»Ich tat mein Bestes, den Plan einzuhalten; aber Dr. Montgomery mag keine Museen.«
Taylors Augen musterten sie kalt und zornig. »Vielleicht hast du diese Museumsbesuche nicht interessant genug gestaltet. Vielleicht war dir das Wohlergehen der Ranch nicht wichtig genug, so daß du es versäumt hast, dich für diese Museumsbesuche gründlich vorzubereiten.«
Das war alles so gemein. Wenn Taylor sie liebte - warum empörte er sich dann nicht über die Worte, die ihr Vater vor ein paar Minuten über sie gesagt hatte? Man hatte ihr, ehe Dr. Montgomery ins Haus gekommen war, nur selten
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