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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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war, dass er die Augen zusammenkneifen musste, um sie sehen zu können.
    Wieder hieb er die Schaufel in den Boden, brach etwas Erde heraus und hob sie mit der Schaufel hoch. Aber anstatt sie auf seinem Haufen abzuladen, warf er sie daneben. Seine Neugier hatte gesiegt.
    Er stieg aus seinem Loch und fuhr mit den Fingern durch den Sand. Er fühlte etwas Hartes, Metallenes.
    Er zog es heraus. Es war ein goldenes Röhrchen, etwa so lang und so breit wie der Zeigefinger seiner rechten Hand. Das Röhrchen war an einer Seite offen, an der anderen geschlossen. Er nahm ein paar Tropfen seines kostbaren Wassers, um es sauber zu wischen.
    Es kam ihm so vor, als ob am flachen, geschlossenen Ende des Röhrchens etwas eingeritzt sei. Er goss noch ein paar Tropfen Wasser darauf und rieb es an der Innenseite seiner Hosentasche trocken.
    Er besah sich noch einmal das Muster, das in den flachen Boden des Röhrchens eingraviert war. Er konnte die Umrisse eines Herzens erkennen, in dem die Buchstaben K B zu lesen waren.
     

     
    Er überlegte, was er machen könnte, damit er es nicht X-Ray geben müsste. Er konnte es natürlich einfach behalten, aber das nützte ihm ja nichts. Er wollte einen freien Tag.
    Er warf einen Blick hinüber zu den großen Erdhaufen in der Nähe von X-Rays Loch. X-Ray war wahrscheinlich schon fast fertig für heute. Den Rest des Tages frei zu bekommen würde ihm kaum noch etwas bringen. Zuerst würde X-Ray das Röhrchen Mr. Sir oder Mr. Pendanski zeigen müssen und die wiederum müssten es dem Boss zeigen. Bis dahin wäre X-Ray vermutlich sowieso fertig.
    Stanley überlegte, ob er mit dem Röhrchen heimlich direkt zum Boss gehen sollte. Er könnte ihm die Situation erklären, und der Boss konnte dann irgendeine Ausrede finden, um ihm den Tag frei zu geben, so dass X-Ray keinen Verdacht schöpfen würde.
    Er blickte über den See hinüber zu der Hütte unter den Eichen. Der Ort machte ihm Angst. Er war jetzt seit fast zwei Wochen in Camp Green Lake, aber den Boss hatte er noch nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Es war ihm auch egal. Wenn es nach ihm ging, konnte er gut und gern auch die ganzen anderthalb Jahre hier verbringen, ohne ihn zu sehen.
    Außerdem wusste er ja gar nicht, ob der Boss das Röhrchen »interessant« finden würde. Er schaute es wieder an. Irgendwie kam es ihm bekannt vor. Er dachte, dass er so etwas Ähnliches schon einmal irgendwo gesehen hatte, aber er kam nicht darauf, wo.
    »Was hast du da, Höhlenmensch?«, fragte Zickzack.
    Stanley schloss seine große Hand um das Röhrchen. »Nichts, nur – ähm ...« Es war zwecklos. »Kann sein, dass ich was gefunden habe.«
    »Schon wieder so ein Fossil?«
    »Nein, keine Ahnung, was es ist.«
    »Zeig mal her!«, sagte Zickzack.
    Statt es Zickzack zu zeigen, brachte Stanley das Röhrchen zu X-Ray. Zickzack kam hinterher.
    X-Ray sah sich das Röhrchen an, wischte mit seinem dreckigen Hemd über seine dreckigen Brillengläser und schaute noch mal. Einer nach dem anderen ließen die anderen Jungs ihre Schaufeln fallen und kamen herüber, um zu sehen, was es da gab.
    »Sieht aus wie eine alte Munitionshülse«, meinte Torpedo.
    Ja, so was wird es wohl sein«, sagte Stanley. Er beschloss, die Gravierung am Boden nicht zu erwähnen. Vielleicht würde sie ja keiner bemerken. X-Ray konnte sie vermutlich gar nicht erkennen.
    »Nein, für eine Patronenhülse ist es zu lang und zu dünn«, sagte Magnet.
    »Wahrscheinlich ist es eh nur Schrott«, sagte Stanley.
    »Na, auf jeden Fall werde ich es mal Mom zeigen«, sagte X-Ray. »Mal sehen, was er davon hält. Wer weiß – vielleicht krieg ich ja den Tag frei.«
    »Dein Loch ist doch fast fertig«, sagte Stanley. »Na und?«
    Stanley zuckte mit den Achseln. »Wieso wartest du nicht bis morgen und zeigst es Mom dann?«, schlug er vor. »Du kannst doch so tun, als ob du es früh am Morgen gleich als Erstes gefunden hättest. Dann kannst du den ganzen Tag frei kriegen, statt heute Nachmittag ein oder zwei Stunden.«
    X-Ray grinste. »Ganz schön clever, Höhlenmensch.« Er ließ das Röhrchen in der großen Tasche an seinem dreckigen, orangeroten rechten Hosenbein verschwinden.
    Stanley kehrte zu seinem Loch zurück.
    Als der Wasserwagen kam, wollte Stanley wie immer seinen Platz am Ende der Reihe einnehmen, aber X-Ray sagte, er solle sich hinter Magnet stellen, vor Zero.
    Stanley war einen Platz aufgestiegen.

14
    Als Stanley am Abend auf seinem kratzigen, stinkenden Bett lag, überlegte er hin und

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