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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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Kästen hinüber, wo er seine dreckigen Sachen und sein Handtuch verstaute.
    »Wieso hast du mir geholfen?«, fragte Stanley.
    Zero drehte sich um. »Du hast die Sonnenblumenkerne ja nicht geklaut«, sagte er.
    »Stimmt, du aber auch nicht«, sagte Stanley.
    Zero starrte ihn an. Seine Augen schienen immer größer zu werden, und es war fast, als würde er einfach durch Stanley hindurchsehen. »Du hast auch die Turnschuhe nicht geklaut«, sagte er.
    Stanley sagte nichts.
    Er sah Zero nach, als er aus dem Zelt ging. Wenn hier
    jemand einen Röntgenblick hatte, dann war es Zero. »Warte!«, rief er und lief ihm schnell hinterher.
    Zero war gleich vor dem Zelt stehen geblieben und Stanley rannte ihn fast um.
    »Wenn du willst, bring ich dir Lesen bei«, bot er an. »Ich weiß zwar nicht, ob ich das kann, aber heute bin ich nicht so kaputt, weil du ja schließlich einen großen Teil von meinem Loch gegraben hast.«
    Ein breites Lächeln ging über Zeros Gesicht.
    Sie kehrten ins Zelt zurück, wo sie vermutlich ungestört bleiben würden. Stanley holte die Schachtel mit seinem Briefpapier und den Stift aus seinem Kasten. Dann setzten sie sich auf den Boden.
    »Kennst du das Alphabet?«, fragte Stanley.
    Einen kurzen Augenblick lang schien es ihm, als blitzte Trotz in Zeros Blick auf, aber gleich darauf war es wieder vorbei.
    »Ein bisschen, glaube ich«, sagte Zero. »A, B, C, D.« »Weiter«, sagte Stanley.
    Zero schaute zum Zeltdach hoch. »E –«
    »F«, sagte Stanley.
    »G«, sagte Zero. Er blies Luft aus beiden Mundwinkeln. »H – I – K – P.«
    »H, I, J, K, L«, sagte Stanley.
    »Stimmt«, sagte Zero, »gehört hab ich das schon mal, ich hab’s nur nicht mehr ganz im Kopf.«
    »Macht nichts«, sagte Stanley. »Pass auf, ich sag dir jetzt das Ganze noch mal vor, damit du dich besser erinnerst, dann kannst du’s ja mal probieren.«
    Er sprach Zero das ganze Alphabet vor und Zero wiederholte es ohne einen einzigen Fehler.
    Nicht schlecht für jemanden, der nie Sesamstraße geguckt hatte!
    »Na ja, irgendwo hab ich’s ja schon mal gehört«, sagte Zero und versuchte so zu tun, als wäre das gar nichts, aber sein breites Grinsen verriet ihn.
    Der nächste Schritt war schon schwieriger. Stanley musste sich überlegen, wie er Zero beibringen konnte, die einzelnen Buchstaben zu erkennen. Er gab Zero ein Blatt Papier und nahm sich selbst auch eins.
    »Ich denke, wir fangen mal mit dem A an.«
    Er schrieb ein großes A in Druckschrift und Zero malte es auf seinem Bogen nach. Das Papier war nicht liniert, was das Schreiben schwieriger machte, aber Zeros A war gar nicht schlecht, nur ein bisschen groß. Stanley sagte ihm, er müsse kleiner schreiben, sonst werde ihnen ganz schnell das Papier ausgehen. Also schrieb Zero kleinere Druckbuchstaben.
    »Man kann allerdings jeden Buchstaben auf zwei Arten schreiben«, sagte Stanley. Ihm dämmerte, dass die Sache noch schwieriger werden würde, als er es sich vorgestellt hatte. »Das hier ist ein großes A. Meistens wirst du aber nur das kleine a sehen. Große Buchstaben kommen bei uns nur am Anfang von einem Wort vor, und auch das nur, wenn es am Anfang von einem Satz steht. Sonst gibt es große Buchstaben nur am Anfang von Eigennamen, also dem Namen von einem Menschen zum Beispiel.«
    Zero nickte, als hätte er verstanden, aber Stanley wusste selbst, dass das, was er gesagt hatte, ziemlich wirr gewesen war.
    Er schrieb ein kleines a in Druckschrift und Zero malte es ab.
    »Das heißt, es gibt zweiundfünfzig«, sagte Zero. Stanley wusste gar nicht, was er meinte.
    »Statt sechsundzwanzig Buchstaben. In Wirklichkeit sind es zweiundfünfzig.«
    Stanley sah Zero überrascht an. »Ich glaub, du hast Recht«, sagte er. »Wie hast du das rausgekriegt?«
    Zero schwieg.
    »Hast du addiert?«
    Zero schwieg.
    »Hast du multipliziert?«
    »Es ist einfach so«, sagte Zero.
    Stanley zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht einmal, woher Zero wusste, dass das einfache Alphabet aus sechsundzwanzig Buchstaben bestand. Ob er sie beim Aufsagen gezählt hatte?
    Er ließ Zero das A noch ein paar Mal schreiben, sowohl das große wie das kleine, bevor er mit dem großen B anfing. Er merkte schon, sie würden ziemlich lange brauchen.
    »Du könntest mir jeden Tag zehn Buchstaben beibringen«, schlug Zero vor. »Fünf große und fünf kleine. Nach fünf Tagen kenne ich dann alle. Bloß am letzten Tag muss ich zwölf lernen – sechs große und sechs kleine.«
    Wieder starrte Stanley ihn an,

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