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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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Westen.

27
    Stanley rammte seine Schaufel in den Boden. In der Mitte war sein Loch ungefähr dreieinhalb Fuß tief. Er knurrte ärgerlich, als er etwas Erde löste und dann aus dem Loch warf. Die Sonne stand fast senkrecht über ihm.
    Er schielte zu seiner Flasche hinüber, die neben dem Loch am Boden lag. Er wusste, dass sie halb voll war, aber noch hatte er nichts getrunken. Er musste sparsam mit dem Wasser umgehen, weil er nicht wusste, wer beim nächsten Mal mit dem Wasserwagen kommen würde.
    Drei Tage waren vergangen, seit die Chefin Mr. Sir das Gesicht zerkratzt hatte. Jedes Mal, wenn Mr. Sir mit dem Wagen kam, hatte er Stanleys Wasser auf den Boden laufen lassen.
    Glücklicherweise hatte Mr. Pendanski ihnen öfter Wasser gebracht als Mr. Sir. Anscheinend wusste Mr. Pendanski, was Mr. Sir tat, denn er gab Stanley jedes Mal eine Extraration. Er füllte ihm die Flasche, ließ ihn einen großen Schluck trinken und machte ihm dann die Flasche noch einmal voll.
    Außerdem half es ihm, dass Zero einen Teil seines Lochs für ihn grub. Obwohl es tatsächlich so war, wie Stanley es hatte kommen sehen: Den anderen Jungs gefiel es gar nicht, dass Stanley herumsaß, während sie arbeiteten. Sie sagten Dinge wie: »Wer ist denn gestorben, dass du jetzt König bist?« Oder: »Es muss doch nett sein, seinen eigenen Sklaven zu haben.«
    Wenn er ihnen zu erklären versuchte, dass er schließlich die Sache mit den Sonnenblumenkernen auf seine Kappe genommen hatte, sagten die anderen, er sei ja auch schuld gewesen, schließlich habe er den Sack fallen lassen. »Ich hab mein Leben riskiert für die Dinger«, hatte Magnet gesagt, »und dann hab ich nur eine kümmerliche Hand voll bekommen.«
    Stanley hatte ihnen auch zu erklären versucht, dass er seine Kräfte sparen musste, um Zero Lesen beizubringen, aber die anderen machten sich nur lustig über ihn.
    »Ist doch immer das Gleiche, stimmt’s, Deo?«, hatte X-Ray gesagt. »Der Weiße sitzt bloß rum und lässt den Schwarzen die ganze Arbeit machen. Ist doch so, Höhlenmensch, oder?«
    »Nein, das ist nicht richtig«, hatte Stanley geantwortet. »Genau«, hatte X-Ray zugestimmt. »So was ist absolut nicht richtig.«
    Stanley beförderte die nächste Ladung Erde nach draußen. Er wusste, dass X-Ray nicht so geredet hätte, wenn er derjenige gewesen wäre, der Zero das Lesen beibrachte. Dann hätte er damit angegeben, wie wichtig es sei, dass er seine Ruhe bekäme – richtig? Damit er ein besserer Lehrer wäre – richtig?
    Es war auch so. Er musste tatsächlich seine Kräfte schonen, um ein besserer Lehrer zu sein, auch wenn Zero schnell lernte. Manchmal hoffte Stanley sogar, dass die Chefin sie beobachtete mit ihren geheimen Kameras und Mikrofonen, damit sie wusste, dass Zero nicht so dumm war, wie jeder glaubte.
    Über den See sah er die Staubfahne kommen. Er nahm einen Schluck aus seiner Flasche und wartete ab, wer am Steuer saß.
    Die Schwellung in Mr. Sirs Gesicht war zurückgegangen, aber ein bisschen aufgedunsen sah er immer noch aus. Drei Kratzer hatte er im Gesicht gehabt. Zwei von ihnen waren verblasst, aber der mittlere musste der tiefste gewesen sein. Er war nämlich immer noch zu sehen – eine dunkelrote, gezackte Linie, die vom Auge bis zum Kinn hinunterlief, wie eine Tätowierung, die wie eine Narbe aussehen sollte.
    Stanley stellte sich an, dann reichte er Mr. Sir die Flasche. Mr. Sir hielt sie ans Ohr und schüttelte sie. Er grinste, als er das Wasser in der Flasche plätschern hörte.
    Stanley hoffte, dass er es nicht ausleeren würde.
    Zu seiner Überraschung hielt Mr. Sir die Flasche unter den Wasserstrahl und füllte sie auf.
    »Warte hier«, sagte er.
    Stanleys Flasche immer noch in der Hand ging Mr. Sir an ihm vorbei um den Wagen herum und stieg ins Führerhaus, wo er nicht gesehen werden konnte.
    »Was macht er da drin?«, fragte Zero.
    »Wenn ich das wüsste!«, antwortete Stanley.
    Kurz darauf erschien Mr. Sir wieder und reichte Stanley die Flasche. Sie war immer noch voll.
    »Danke, Mr. Sir.«
    Mr. Sir grinste ihn an. »Worauf wartest du noch?«, fragte er. »Trink aus!« Er warf sich ein paar Sonnenblumenkerne in den Mund, kaute darauf herum und spuckte die Schalen aus.
    Stanley hatte Angst, das Wasser zu trinken. Er mochte nicht daran denken, was Mr. Sir Ekliges hineingetan haben könnte.
    Er nahm die Flasche mit hinüber zu seinem Loch. Lange Zeit ließ er sie da stehen, während er weitergrub. Dann, als er so durstig war, dass er es kaum noch

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