Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
Vom Netzwerk:
lächelte ihn an. »Siehst du, das Zeug ist gut.«
    Stanley wollte nicht zu viel trinken, aber der Saft schmeckte zu gut, als dass er ihm hätte widerstehen können. Sie reichten das Glas so lange hin und her, bis es leer war. »Wie viele gibt es noch?«, fragte Stanley.
    »Das war das letzte«, sagte Zero.
    Stanley blieb vor Schreck der Mund offen stehen. »Dann muss ich dich zurückbringen«, sagte er.
    »Ich grabe keine Löcher mehr«, sagte Zero.
    »Die lassen dich auch nicht mehr graben«, versprach Stanley. »Vermutlich schicken sie dich in ein Krankenhaus, so wie Kotztüte.«
    »Kotztüte ist auf eine Klapperschlange getreten«, sagte Zero.
    Stanley erinnerte sich, dass ihm beinahe dasselbe passiert war. »Vermutlich hat er das Klappern nicht gehört.«
    »Er hat es mit Absicht getan«, sagte Zero.
    »Glaubst du wirklich?«
    »Er hat vorher Schuhe und Socken ausgezogen.«
    Stanley schauderte es, als er sich vorzustellen versuchte, wie das gewesen sein mochte.
    »Was ist Mar – yuh Luh – oh – oo?«, fragte Zero. »Was?«
    Zero konzentrierte sich heftig. »Mar yuh, Luh oh oo.« »Keine Ahnung.«
    »Ich zeig’s dir«, sagte Zero. Er kroch wieder unter dem Boot heraus.
    Stanley folgte ihm. Als sie wieder draußen waren, musste er seine Augen vor dem grellen Licht schützen.
    Zero ging um das Bootsheck herum und wies auf die Buchstaben, die auf dem Kopf standen.
    Stanley lächelte. » Mary Lou . So heißt das Boot.«
    , Mary Lou «, wiederholte Zero, während er die Buchstaben studierte. »Ich dachte immer, das Y wird wie ›yuh‹ gesprochen.«
    »Das stimmt schon«, sagte Stanley. »Aber nicht am Ende von einem Wort. Das Y ist manchmal ein Vokal und manchmal ein Konsonant.«
    Zero stöhnte plötzlich auf. Er griff sich an den Magen und beugte sich vor.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    Zero fiel vornüber. Er lag auf der Seite, die Knie hochgezogen. Er stöhnte immer noch.
    Stanley sah hilflos zu. Er überlegte, ob das Ssplisch wohl daran schuld war. Er sah zurück nach Camp Green Lake.
    Zumindest glaubte er, dass die Richtung stimmte. Absolut sicher war er sich allerdings nicht.
    Zero hörte auf zu stöhnen und richtete sich langsam wieder auf.
    »Ich bring dich zurück«, sagte Stanley.
    Zero schaffte es, sich aufzurichten. Er atmete ein paar Mal tief durch.
    »Pass auf, ich hab mir was ausgedacht, wie du keinen Ärger kriegst«, versuchte Stanley ihn zu beruhigen. »Du erinnerst dich doch, wie ich damals das Goldröhrchen gefunden habe. Ich hab’s X-Ray gegeben, weißt du noch, und die Chefin schnappte total über und ließ uns an der Stelle graben, wo sie dachte, dass X-Ray das Ding gefunden hatte. Ich glaube, wenn ich der Chefin sage, wo ich es in Wirklichkeit gefunden habe, dann kommen wir bestimmt ungeschoren davon.«
    »Ich geh nicht zurück«, sagte Zero.
    »Wo willst du denn sonst hin? Hier gibt es doch nichts!«
    Zero schwieg.
    »Du wirst hier draußen sterben.«
    »Dann sterbe ich eben hier draußen.«
    Stanley wusste nicht, was er machen sollte. Er war gekommen, um Zero zu retten, und stattdessen hatte er ihm seinen letzten Ssplisch weggetrunken. Er ließ seinen Blick in die Ferne schweifen. »Ich möchte dir gern was zeigen.«
    »Ich geh nicht –«
    »Da drüben auf dem Berg möchte ich dir was zeigen. Siehst du den, von dem was hochragt?«
    »Ja, ich glaub schon.«
    »Was würdest du sagen, wie das aussieht? Erinnert dich das an irgendwas?«
    Zero schwieg.
    Doch während er den Berg betrachtete, schloss sich seine rechte Hand langsam zur Faust. Er reckte den Daumen hoch. Seine Augen wanderten vom Berg zu seiner Faust und dann wieder zurück zum Berg.

36
    Sie steckten vier der nicht zerbrochenen Gläser in den Sack. Vielleicht konnten sie sie ja noch für irgendwas brauchen. Stanley trug den Sack. Zero hielt die Schaufel in der Hand.
    »Ich sollte dich besser warnen«, sagte Stanley. »Ich bin nicht gerade das, was man einen Glückspilz nennt.«
    Zero schreckte das nicht. »Wenn du dein ganzes Leben in einem Loch verbracht hast«, sagte er, »dann kann es nur noch aufwärts gehen.«
    Sie reckten beide die Daumen hoch, dann zogen sie los.
    Es war die heißeste Zeit des Tages. Stanley hatte noch immer die Wasserflasche um den Hals hängen, die ihn bei jedem Schritt daran erinnerte, dass sie leer-leer-leer war. Er dachte an den Wasserwagen und wünschte, er hätte wenigstens noch seine Flasche gefüllt, bevor er losrannte.
    Sie waren noch nicht weit gegangen, als Zero wieder einen Anfall bekam.

Weitere Kostenlose Bücher