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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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wissen, immer mit der falschen Hoffnung zu leben. Für ihn selbst wäre ja alles vorbei, für seine Eltern aber würde der Schmerz nie aufhören.
    Er fragte sich, ob die Chefin wohl seinetwegen eine Suchmannschaft ausschicken würde. Sehr wahrscheinlich schien es ihm nicht. Sie hatte ja auch niemanden losgeschickt, um nach Zero zu suchen. Andererseits würde sich auch niemand Gedanken machen um Zero. Seine Unterlagen konnten sie einfach vernichten.
    Doch Stanley hatte eine Familie. Die Chefin wusste das und konnte nicht so tun, als wäre er nie im Camp gewesen. Was würde sie seinen Eltern wohl erzählen? Und wann?
    »Was glaubst du, was da oben ist?«, fragte Zero. Stanley sah zum Gipfel des Großen Daumens empor.
    »Ach, vermutlich ein italienisches Restaurant«, sagte er. Zero schaffte es zu lachen.
    »Also, ich denke, ich bestelle mir eine Pepperoni-Pizza und ein großes Bier«, sagte Stanley.
    »Und ich will einen Eisbecher«, sagte Zero. »Mit Nüssen, Bananen, heißer Karamellsauce und Schlagsahne.«
    Die Sonne stand fast direkt vor ihnen. Der Daumen zeigte zu ihr hinauf.
    Sie kamen ans Ende des Sees. Gewaltige weiße Klippen erhoben sich vor ihnen.
    Anders als das Ostufer, an dem Camp Green Lake lag, fiel das westliche Ufer nicht sanft ab. Es war, als wären sie die ganze Zeit auf dem flachen Boden einer riesigen Bratpfanne gelaufen und müssten jetzt irgendwie herausklettern.
    Den Großen Daumen konnten sie nicht mehr sehen. Die Klippen versperrten ihnen die Sicht. Sie verdeckten auch die Sonne.
    Zero stöhnte und griff sich an den Bauch, blieb aber stehen. »Es geht schon«, flüsterte er.
    Stanley sah einen Einschnitt in einer der Klippen, vielleicht einen Fuß breit und sechs Zoll tief. Auf beiden Seiten des Einschnitts gab es mehrere Vorsprünge. »Komm, wir probieren es da vorn«, sagte er.
    Es sah so aus, als würden sie fünfzig Fuß senkrecht hochklettern müssen.
    Stanley schaffte es, den Sack mit den Gläsern in der linken Hand zu halten, während er in Zickzacklinien langsam von einem Felsvorsprung zum nächsten stieg. Manchmal musste er sich am Fels festklammern, um es bis zum nächsten Vorsprung zu schaffen.
    Irgendwie schaffte es Zero aber immer, ihm zu folgen. Sein geschwächter Körper zitterte furchtbar, während er sich an der Felswand hochmühte.
    Einige der Vorsprünge waren breit genug, um darauf zu sitzen. Andere ragten nur wenige Zoll aus der Wand, gerade ausreichend, um kurz darauf zu treten. Als sie etwa zwei Drittel des Anstiegs hinter sich gebracht hatten, blieb Stanley auf einem breiteren Vorsprung stehen. Gleich darauf stand Zero neben ihm.
    »Alles okay?«, fragte Stanley.
    Zero reckte den Daumen hoch. Stanley tat es ihm nach.
    Er schaute nach oben. Er war sich nicht sicher, wie er auf den nächsten Vorsprung kommen sollte. Er befand sich drei oder vier Fuß über Stanleys Kopf, und es war nichts zu sehen, wo sie einen festen Stand finden könnten. Stanley fürchtete sich davor, nach unten zu schauen.
    »Hilf mir hoch«, sagte Zero, »dann hol ich dich mit der Schaufel nach.«
    »Das schaffst du nie, mich da hochzuziehen«, sagte Stanley.
    »Doch, das schaffe ich«, sagte Zero.
    Stanley legte beide Hände ineinander und Zero trat auf die ineinander verschränkten Finger. Stanley schaffte es, Zero so hoch zu heben, dass er die vorstehende Felskante packen konnte. Er half weiter von unten nach und Zero zog sich hoch auf den Vorsprung.
    Während Zero sich oben eine sichere Stelle suchte, befestigte Stanley den Sack an der Schaufel, indem er ein Loch in das Gewebe bohrte. Dann hielt er ihn Zero hin.
    Zero griff erst nach dem Sack, dann nach der Schaufel. Er klemmte die Schaufel so ein, dass das halbe Blatt gegen den Felsen drückte. Der hölzerne Stiel hing nach unten. »Okay«, sagte er.
    Stanley bezweifelte, dass es funktionieren würde. Wenn er Zero hochzog, der nur halb so viel wog wie er selbst, war das eine Sache. Aber wenn Zero versuchen wollte, ihn hochzuziehen, war das etwas ganz anderes. Stanley griff nach dem Schaufelstiel und zog sich langsam, Handbreit um Handbreit, daran hoch. Mit den Füßen versuchte er dabei am Fels Halt zu finden.
    Er spürte, wie Zeros Hand sein Handgelenk umklammerte.
    Er ließ mit der anderen den Schaufelstiel los und griff nach dem Felsvorsprung.
    Er nahm alle Kraft zusammen, und einen kurzen Moment lang schien er das Gesetz der Schwerkraft in Frage zu stellen, als er sich ganz kurz mit dem Fuß an der Wand abstützte und sich dann mit Zeros

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