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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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nicht gefolgt.
    Eine Weile saß er da und schnappte nach Luft. Als er wieder auf den Füßen stand, glaubte er, etwas am Boden liegen zu sehen, vielleicht fünfzig Yards entfernt. Es sah nicht aus, als ob es irgendetwas Besonderes wäre, vielleicht nur ein größerer Stein, aber in einer Gegend, in der es absolut nichts gab, schien noch der allerkleinste Gegenstand ungewöhnlich.
    Er ging langsam darauf zu. Die Begegnung mit den Eidechsen hatte ihn sehr vorsichtig gemacht.
    Es war ein leerer Sack mit der Aufschrift SONNEN-BLUMENKERNE. Stanley fragte sich, ob es wohl derselbe war, den Magnet damals Mr. Sir geklaut hatte, aber das war eher unwahrscheinlich.
    Er krempelte den Sack um und fand einen Kern, der in dem Leinengewebe feststeckte.
    Mittagessen.

34
    Die Sonne stand fast senkrecht über ihm. Er schätzte, dass er nicht mehr als eine Stunde, höchstens zwei gehen konnte, bevor er zurückmusste.
    Es schien ein hoffnungsloses Unterfangen. Er sah, dass vor ihm weit und breit nichts war. Nichts als Leere. Er war erhitzt, müde, hungrig und, vor allem, durstig. Vielleicht sollte er jetzt einfach umkehren. Vielleicht hatte er ja die halbe Strecke bereits hinter sich gebracht, ohne es zu wissen.
    Dann, als er sich umsah, erblickte er einen Wassertümpel, weniger als hundert Yards entfernt von dort, wo er stand. Er schloss die Augen und öffnete sie wieder, um sicher zu sein, dass er sich nicht nur etwas eingebildet hatte. Der Tümpel war immer noch da.
    Schnell ging er darauf zu. Der Tümpel zog sich ebenso schnell zurück. Wenn Stanley sich bewegte, bewegte er sich auch, wenn Stanley stehen blieb, stand er auch still. Das war gar kein Wasser. Es handelte sich um eine Fata Morgana, eine Luftspiegelung, hervorgerufen von den schimmernden Hitzewellen, die vom trockenen Erdboden aufstiegen.
    Er ging weiter. Den leeren Sack mit der Aufschrift SONNENBLUMENKERNE trug er noch immer in der Hand. Ob er allerdings noch irgendetwas finden würde, was er hineintun könnte, wusste er nicht.
    Nach einer Weile kam es ihm so vor, als zeigten sich hinter dem Dunst die Umrisse der Berge. Zunächst war er sich nicht sicher, ob das nicht auch nur eine Art Fata Morgana war, aber je weiter er ging, desto deutlicher kamen sie hervor. Fast in gerader Linie vor ihm konnte er etwas erkennen, was aussah wie eine Faust mit hochgerecktem Daumen.
    Er wusste nicht, wie weit entfernt das war. Fünf Meilen? Fünfzig Meilen? Eines war sicher: Es war mehr als die halbe Strecke.
    Er ging immer weiter darauf zu, ohne zu wissen, wieso. Er wusste, dass er umkehren musste, bevor er da sein würde.
    Aber jedes Mal, wenn er hinüberschaute, schien der Berg ihm ein Zeichen zu geben, ihm Mut zu machen mit dem hochgereckten Daumen.
    Als er weiterging, fiel ihm ein großer Gegenstand auf dem See auf. Er konnte nicht sagen, was es war, nicht einmal, ob es etwas Natürliches oder etwas von Menschen Gemachtes war. Es erinnerte ein bisschen an einen umgestürzten Baum, obwohl es wenig wahrscheinlich war, dass hier ein Baum wachsen sollte.
    Wahrscheinlicher war, dass es eine Sanddüne war oder ein Steinhaufen.
    Dieser Gegenstand, was immer es nun war, befand sich nicht auf dem Weg zum Großen Daumen, sondern ein Stück rechts davon. Stanley versuchte zu einer Entscheidung zu gelangen, ob er hingehen oder weiter in Richtung Großer Daumen gehen sollte. Oder einfach kehrtmachen.
    Es war sinnlos, immer weiter auf den Großen Daumen zuzulaufen, beschloss er. Er würde es ohnehin nie schaffen. Ebenso gut könnte er versuchen, den Mond zu fangen. Aber bis zu dem geheimnisvollen Gegenstand könnte er noch kommen.
    Er änderte seine Richtung. Er bezweifelte, dass es irgendwie interessant sein könnte, doch allein die Tatsache, dass es hier mitten in all dem Nichts überhaupt etwas gab, machte es ihm schwer, daran vorbeizugehen. Er beschloss, dass dieses Ding die Hälfte seiner Wegstrecke markieren sollte. Er hoffte nur, dass er nicht schon zu weit gegangen war.
    Als er erkannte, was es war, lachte er vor sich hin. Es war ein Boot – oder zumindest ein Teil von einem Boot. Es kam ihm komisch vor, mitten in diesem trockenen, kargen Ödland ein Boot zu sehen. Aber schließlich war das hier ja mal ein See gewesen.
    Das Boot lag kopfüber im Sand und war halb eingegraben. Vielleicht war hier mal jemand ertrunken, dachte er bitter – an derselben Stelle, an der er durchaus verdursten könnte.
    Der Name des Bootes war am Heck aufgemalt. Die roten Buchstaben waren verblasst und

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