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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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gerade.«
    Zero schwieg.

38
    Stanley packte Zeros Unterarme und zog ihn hoch. Dann bückte er sich tief und ließ Zero über seine rechte Schulter fallen. Er richtete sich wieder auf und hob Zeros ausgemergelten Körper hoch.
    Die Schaufel und den Sack mit den Gläsern ließ er zurück, als er sich daranmachte, weiter den Berg hinaufzusteigen.
    Zeros Beine baumelten vor Stanleys Körper, so dass er seine Füße nicht sehen konnte. Das machte es schwierig, durch das wirre Gestrüpp aus Büschen und Ranken zu gehen. Er konzentrierte sich auf jeden Schritt, den er tat, hob und senkte seine Füße mit Bedacht. Er dachte immer nur an den Schritt, den er gerade machte, und nicht an die unmögliche Aufgabe, die vor ihm lag.
    Immer höher stieg er. Die Kraft dazu kam von irgendwo tief innen, doch gleichzeitig schien sie auch von außen zu kommen. Nachdem er so lange den Großen Daumen fixiert hatte, war es, als hätte der Fels all seine Energie aufgesaugt und wirkte jetzt wie ein riesiger Magnet, der ihn zu sich hinzog.
    Nach einer Weile bemerkte er einen üblen Geruch.
    Im ersten Moment glaubte er, dass er von Zero ausgehe, aber dann wurde ihm klar, dass der Gestank in der Luft lag und schwer um ihn herum hing.
    Außerdem fiel ihm auf, dass das Gelände nicht mehr so steil anstieg. Es wurde flacher, und vor ihm erhob sich, schwach sichtbar im Mondlicht, ein gewaltiger Felsblock. Mit jedem Schritt, den Stanley tat, schien der Fels größer zu werden.
    Er sah jetzt nicht mehr wie ein Daumen aus.
    Stanley war klar, dass er es nie schaffen würde, ihn zu erklimmen.
    Um ihn herum wurde der Geruch immer stärker. Es war der bittere Geruch der Verzweiflung.
    Selbst wenn er es irgendwie fertig bringen würde, den Großen Daumen zu besteigen, so würde er dort oben doch kein Wasser finden, so viel wusste er. Wie sollte es auf dem Gipfel eines so gewaltigen Felsens Wasser geben? Die Pflanzen und Insekten überlebten nur deswegen, weil es hier gelegentlich regnete, so wie sie es kürzlich vom Camp aus beobachtet hatten.
    Trotzdem ging er immer weiter auf den Felsen zu. Wenn er auch sonst nichts schaffte, so wollte er es doch wenigstens bis zum Daumen schaffen.
    Er schaffte es nicht.
    Die Füße rutschten ihm weg. Während er in eine kleine Lehmrinne fiel, spürte er, wie Zeros Kopf gegen eines seiner Schulterblätter schlug.
    Er lag mit dem Gesicht nach unten in der schlammigen Rinne und wusste nicht, ob er je wieder hochkommen würde. Er wusste nicht einmal, ob er es überhaupt versuchen würde. War er den ganzen weiten Weg gekommen, nur um jetzt ...
    Für Lehm braucht man Wasser!
    Er kroch durch die Rinne, immer da entlang, wo es ihm am feuchtesten schien. Der Boden wurde immer rutschiger. Jedes Mal, wenn er eine Hand aufsetzte, spritzte Lehm auf.
    Mit beiden Händen grub er ein Loch in den sumpfigen Boden. Es war zu dunkel, um irgendetwas zu sehen, doch es kam ihm so vor, als fühlte er am Grunde seines Lochs so etwas wie einen winzigen Tümpel. Er steckte den Kopf hinein und leckte die Erde ab.
    Er grub tiefer, und während er grub, schien mehr Wasser in das Loch zu strömen. Er konnte es nicht sehen, aber er konnte es fühlen – zuerst mit seinen Fingern, dann mit seiner Zunge.
    Er grub so lange, bis sein Loch etwa armtief war. Es gab genug Wasser, um es mit den Händen herauszuschöpfen und Zero übers Gesicht laufen zu lassen.
    Zero hielt die Augen geschlossen. Aber seine Zunge kam zwischen den Lippen heraus und suchte nach den Wassertröpfchen.
    Stanley zerrte Zero näher ans Loch heran. Er grub, schöpfte mehr Wasser mit den Händen und ließ es zwischen seinen Händen hindurch in Zeros Mund laufen.
    Als er dabei war, sein Loch zu erweitern, fühlte er mit der Hand einen glatten, runden Gegenstand. Für einen Stein war er zu glatt und zu rund.
    Er wischte den Dreck ab und merkte, dass es eine Zwiebel war.
    Er biss hinein, ohne sie erst zu schälen. Der scharfe, bittere Saft spritzte ihm in den Mund. Die Augen tränten ihm. Und beim Schlucken fühlte er, wie die Wärme durch seinen Hals bis in seinen Magen wanderte.
    Er aß nur die Hälfte. Die andere Hälfte gab er Zero.
    »Hier, iss.«
    »Was ist das?«, flüsterte Zero.
    »Eis mit heißer Karamellsauce.«

39
    Stanley wachte auf einer Wiese auf und schaute hoch zu dem gewaltigen Felsen. Die verschiedenen Gesteinsschichten zeigten alle möglichen Schattierungen von Rot, Ocker, Braun und Gelb. Der Fels musste über hundert Fuß hoch sein.
    Eine Weile lag Stanley nur da und

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