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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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darauf standen sie auf einer Felsenklippe und sahen hinunter auf das trockene Bett des Sees. Stanley war sich nicht sicher, aber es schien ihm so, als könnte er die Reste der Mary Lou in der Ferne sehen.
    »Hast du Durst?«, fragte Stanley.
    »Nein«, sagte Zero, »und du?«
    »Ich auch nicht«, log Stanley. Er wollte nicht der Erste sein, der etwas trank. Obwohl sie nie darüber sprachen, war das so eine Art Wettstreit geworden zwischen ihm und Zero.
    Sie stiegen hinunter in die Bratpfanne. Sie waren nicht an derselben Stelle, an der sie aufgestiegen waren. Sie kletterten von einem Felsvorsprung zum nächsten und rutschten zwischendurch immer wieder ein Stück. Auf ihren Sack passten sie besonders gut auf.
    Stanley konnte die Mary Lou nicht mehr sehen, aber er ging weiter in die Richtung, in der sie seiner Meinung nach liegen musste. Die Sonne stieg höher und mit ihr zog auch der vertraute Dunst aus Staub und Hitze auf.
    »Hast du Durst?«, fragte Zero.
    »Nein«, sagte Stanley.
    »Immerhin schleppst du drei Gläser mit Wasser«, sagte Zero. »Ich dachte, es könnte dir langsam zu schwer werden. Wenn du ein bisschen trinkst, wird’s leichter.«
    »Ich bin nicht durstig«, sagte Stanley. »Aber wenn du was trinken willst, geb ich dir was.«
    »Ich bin auch nicht durstig«, antwortete Zero. »Ich hab mir nur Sorgen um dich gemacht.«
    Stanley grinste. »Ich bin ein Kamel.«
    Sie gingen weiter, aber auch als es ihnen so vorkam, als wären sie schon sehr lange gelaufen, stießen sie doch nie auf die Mary Lou . Stanley war sich ziemlich sicher, dass die Richtung stimmte. Als sie vom Boot weggegangen waren, erinnerte er sich, waren sie auf die untergehende Sonne zugelaufen. Jetzt gingen sie auf die aufgehende Sonne zu. Er wusste, dass die Sonne nicht ganz genau im Osten auf- und im Westen unterging, sondern eher im Südosten beziehungsweise Südwesten, aber inwieweit das einen Unterschied machte, konnte er nicht sagen.
    Sein Hals fühlte sich an, als wäre er mit Sandpapier ausgekleidet. »Bist du ganz sicher, dass du keinen Durst hast?«, fragte er.
    »Ich hab keinen«, antwortete Zero mit rauer, trockener Stimme.
    Als sie schließlich tatsächlich etwas tranken, einigten sie sich, es gleichzeitig zu tun. Zero, der mittlerweile den Sack trug, setzte ihn ab, holte zwei Gläser heraus und gab eines davon Stanley. Sie beschlossen, die Trinkflasche bis zuletzt aufzuheben, weil sie nicht kaputtgehen konnte.
    »Du weißt, dass ich keinen Durst habe«, sagte Stanley, als er den Deckel von seinem Glas abschraubte. »Ich trinke nur deswegen, damit du was trinkst.«
    »Und ich trinke nur deswegen, damit du was trinkst«, sagte Zero.
    Sie stießen mit den Gläsern an und gossen sich das Wasser in ihre störrischen Münder, während einer den anderen beobachtete.
    Zero entdeckte die Mary Lou als Erster, etwa eine Viertelmeile entfernt und nur ein klein wenig weiter rechts. Sie gingen darauf zu.
    Es war noch nicht einmal Mittag, als sie beim Boot ankamen. Sie setzten sich, lehnten sich auf der schattigen Seite an die Bootswand und ruhten sich aus.
    »Ich weiß nicht, was mit meiner Mutter passiert ist«, sagte Zero. »Irgendwann ist sie weggegangen und nicht wiedergekommen.«
    Stanley schälte sich eine Zwiebel.
    »Sie konnte mich nicht überallhin mitnehmen«, sagte Zero. »Manchmal musste sie auch Dinge allein erledigen.«
    Stanley hatte das Gefühl, dass Zero sich selbst etwas erklärte.
    »Sie sagte mir dann immer, wo ich auf sie warten sollte. Als ich noch ganz klein war, musste ich immer an einer ganz genau festgelegten Stelle warten, auf der Treppe vor einem Haus oder in einem Eingang. »Bleib hier sitzen, bis ich wieder da bin,, sagte meine Mutter dann. Ich mochte es nicht, wenn sie wegging. Ich hatte ein Kuscheltier, eine kleine Giraffe, und die hab ich immer ganz fest an mich gedrückt, solange meine Mutter weg war. Als ich dann größer war, durfte ich schon ein bisschen weiter weggehen. Sie sagte dann: Bleib hier bei diesem Häuserblock, oder Du darfst den Park nicht verlassen,. Aber auch dann hab ich Jaffy noch festgehalten.«
    Sianley nahm an, dass Jaffy der Name von Zeros Giraffe war.
    »Eines Tages kam sie nicht zurück«, sagte Zero. Seine Stimme klang auf einmal ganz hohl. »Ich war im Laney Park und hab auf sie gewartet.«
    »Laney Park«, wiederholte Stanley. »Da bin ich schon gewesen.«
    »Kennst du den Spielplatz da?«, fragte Zero.
    Ja, da hab ich mal gespielt.«
    »Über einen Monat lang hab ich da

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