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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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wo er keine Freunde hatte und wo Ekel wie Derrick Dunne es immer auf ihn abgesehen hatten. Keiner konnte ihn leiden und ehrlich gesagt mochte er sich auch selbst nicht leiden.
    Jetzt mochte er sich leiden.
    Er fragte sich, ob er vielleicht schon im Delirium war.
    Er sah zu Zero hinüber, der neben ihm schlief. Zeros Gesicht wurde vom Licht der Sterne beleuchtet und vor seiner Nase bewegte sich ein Blütenblatt genau im Rhythmus seines Atems. Es erinnerte Stanley an etwas, das er einmal in einem Zeichentrickfilm gesehen hatte. Wenn Zero einatmete, sog er das Blatt so weit an, dass es fast seine Nase berührte. Wenn Zero ausatmete, bewegte sich das Blatt in Richtung Kinn. Es blieb erstaunlich lange über Zeros Gesicht, bevor es zur Seite geweht wurde.
    Stanley überlegte, ob er es zurücklegen sollte vor Zeros Nase, aber er wusste, dass es dann nicht mehr dasselbe sein würde.
    Es war ihm irgendwie so vorgekommen, als hätte Zero schon immer in Camp Green Lake gelebt, aber als Stanley jetzt darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass Zero höchstens einen oder zwei Monate vor ihm dorthin gekommen sein konnte. Zero war ja sogar einen Tag nach ihm festgenommen worden. Stanleys Prozess war allerdings wegen der Baseballspiele immer wieder verschoben worden.
    Er musste an etwas denken, was Zero vor ein paar Tagen gesagt hatte. Wenn Zero damals die Schuhe behalten hätte, dann wäre keiner von ihnen jetzt hier.
    Als Stanley so in den glitzernden Nachthimmel blickte, konnte er sich keinen Ort vorstellen, an dem er jetzt lieber wäre. Er war froh, dass Zero die Schuhe auf das geparkte Auto gestellt hatte. Er war froh, dass sie von der Überführung und ihm auf den Kopf gefallen waren.
    Als sie an jenem Tag vom Himmel fielen, hatte er geglaubt, das sei ein Wink des Schicksals gewesen. Jetzt dachte er dasselbe. Das war kein Zufall mehr. Das musste Schicksal gewesen sein.
    Vielleicht mussten sie auch gar nicht nach Camp Green Lake zurückkehren, dachte er. Vielleicht konnten sie das Camp umgehen und dann immer der Landstraße folgen, bis sie wieder die Zivilisation erreichten. Sie könnten den Sack mit Zwiebeln vollstopfen und die drei Gläser mit Wasser füllen. Außerdem hatte er ja noch seine Trinkflasche.
    Sie könnten sich auch ihre Gläser und die Flasche im Camp wieder auffüllen. Möglicherweise könnten sie sich auch in die Küche schleichen und sich etwas zu essen holen.
    Er bezweifelte, dass von den Betreuern noch jemand Wache hielt. Inzwischen musste jeder sie für tot halten. Futter für die Geier.
    Das würde aber bedeuten, dass er den Rest seines Lebens auf der Flucht wäre. Die Polizei würde immer hinter ihm her sein. Immerhin könnte er seine Eltern anrufen und ihnen sagen, dass er noch am Leben war. Nur besuchen könnte er sie nicht, für den Fall, dass die Polizei die Wohnung beobachtete. Andererseits, wenn jeder ihn für tot hielt, warum sollten sie sich dann die Mühe machen, die Wohnung zu bewachen. Irgendwie müsste er sich eine neue Identität verschaffen.
    Also, jetzt fange ich wirklich an zu spinnen , dachte er. Er fragte sich, ob jemand, der verrückt wird, sich fragt, ob er verrückt wird.
    Aber während er noch darüber nachdachte, kam ihm eine noch verrücktere Idee. Er wusste, dass sie zu verrückt war, als dass es sich lohnte, überhaupt darüber nachzudenken. Trotzdem – wenn er für den Rest seines Lebens auf der Flucht sein musste, dann würde es nicht schaden, ein bisschen Geld zu haben, vielleicht eine Schatzkiste voller Geld.
    Du spinnst! , sagte er sich. Bloß weil er eine Lippenstifthülse gefunden hatte, auf der K B stand, hieß das
    noch lange nicht, dass dort ein Schatz vergraben sein musste.
    Es war verrückt. Es gehörte alles zu diesem verrückten Glücksgefühl dazu
    Oder es war Schicksal.
    Er streckte eine Hand aus und rüttelte Zero am Arm. »He, Zero«, flüsterte er.
    »Was ist?«, brummte Zero.
    »Zero, wach auf!«
    »Was?« Zero hob den Kopf. »Was ist los?«
    »Magst du vielleicht noch ein allerletztes Loch graben?«

43
    »Wir haben nicht immer auf der Straße gelebt«, sagte Zero. »Ich kann mich noch an ein gelbes Zimmer erinnern.«
    »Wie alt warst du, als du –«, fing Stanley an, hatte dann aber Mühe, die richtigen Worte zu finden. – als du ausgezogen bist?«
    »Keine Ahnung. Aber ich muss noch sehr klein gewesen sein, weil ich nur noch ganz wenig weiß. Ich erinnere mich nicht mehr daran, wie wir ausgezogen sind. Ich weiß nur noch, wie ich in meinem Bettchen stand

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