Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
Vom Netzwerk:
gewartet«, sagte Zero. »Kennst du noch den Tunnel, durch den man kriechen kann, zwischen der Rutsche und der Hängebrücke? Da hab ich geschlafen.«
    Sie aßen jeder vier Zwiebeln und tranken etwa ein halbes Glas Wasser. Stanley stand auf und sah sich um. Egal, wohin er schaute, es sah alles gleich aus.
    »Als ich vom Camp weggelaufen bin, hab ich immer auf den Großen Daumen zugehalten«, sagte er. »Das Boot hab ich rechts von mir gesehen. Das heißt, wir müssten uns ein bisschen weiter links halten.«
    Zero war in Gedanken woanders. »Was? Okay.«
    Sie brachen wieder auf. Diesmal war Stanley an der Reihe, den Sack zu tragen.
    »Es gibt Kinder, die feiern ihren Geburtstag«, sagte Zero. »Das war vielleicht zwei Wochen, nachdem meine Mutter weggegangen war. Da haben sie gleich neben dem Spielplatz einen Tisch aufgebaut für ein Picknick und Luftballons aufgehängt. Die Kinder sahen so aus, als ob sie ungefähr so alt waren wie ich. Ein Mädchen kam und hat mich gefragt, ob ich mitspielen wollte. Ich wollte gern, aber ich hab’s nicht gemacht. Ich wusste, dass ich nicht dazugehörte, auch wenn es nicht ihr Spielplatz war. Da war so eine Mutter, die starrte mich die ganze Zeit an, als ob ich ein Monster wäre oder so was. Später kam ein Junge und fragte mich, ob ich ein Stück Kuchen wollte, aber dann hat diese Mutter zu mir gesagt: ›Geh weg!‹ und hat allen Kindern gesagt, sie dürften nicht zu mir gehen, also hab ich das Stück Kuchen nicht gekriegt. Ich bin so schnell weggerannt, dass ich Jaffy vergessen habe.«
    »Hast du sie – äh – es wieder gefunden?«
    Zero schwieg einen Moment lang. Dann sagte er. »Sie war sowieso nicht echt.«
    Stanley musste wieder an seine eigenen Eltern denken, daran, wie schlimm es für sie sein würde, nicht zu wissen, ob er tot oder am Leben war. Er begriff, dass sich Zero so gefühlt haben musste, als er nicht wusste, was mit seiner Mutter passiert war. Er fragte sich, wieso Zero seinen Vater nie erwähnte.
    »Bleib mal stehen«, sagte Zero plötzlich. »Wir gehen verkehrt.«
    »Nein, wir sind richtig«, sagte Stanley.
    »Als du das Boot rechts gesehen hast, warst du auf dem Weg zum Großen Daumen«, sagte Zero. »Das heißt, wir hätten nach rechts gehen müssen, als wir vom Boot weggegangen sind.«
    »Bist du sicher?«
    Zero zeichnete eine Skizze in den Sand.
     

     
    Stanley war immer noch nicht überzeugt.
    »Wir müssen hier lang gehen«, sagte Zero. Er zeichnete erst einen Pfeil in den Plan, dann ging er in derselben Richtung los.
    Stanley folgte ihm. Es kam ihm nicht richtig vor, aber Zero schien sich seiner Sache ganz sicher zu sein.
    Irgendwann mitten am Nachmittag zog eine Wolke über den Himmel und verdeckte die Sonne. Es war eine willkommene Erleichterung. Wieder einmal hatte Stanley das Gefühl, das Schicksal auf seiner Seite zu haben.
    Zero blieb stehen und streckte einen Arm aus, damit Stanley auch stehen blieb.
    »Hör mal!«, flüsterte Zero.
    Stanley hörte nichts.
    Oder vielleicht doch?
    So leise wie möglich gingen sie weiter. In weiter Ferne hörte Stanley die Geräusche von Camp Green Lake. Noch waren sie zu weit weg, um das Camp sehen zu können, aber sie hörten ein Gemisch aus Stimmen, die sie nicht weiter unterscheiden konnten. Als sie näher kamen, war von Zeit zu Zeit das Bellen von Mr. Sir deutlich herauszuhören.
    Langsam und schweigsam gingen sie weiter. Der Schall wandert schließlich in beide Richtungen.
    Sie erreichten eine Stelle, an der eine Reihe von Löchern gegraben waren. »Lass uns hier warten, bis sie reingehen«, sagte Zero.
    Stanley nickte. Er sah erst nach, ob das Loch auch nicht bewohnt war, bevor er hineinkletterte. Zero stieg in das Loch daneben.
    Obwohl sie eine Zeit lang verkehrt gegangen waren, hatten sie viel weniger lang gebraucht, als Stanley erwartet hatte. Jetzt mussten sie einfach warten.
    Die Sonne stach durch die Wolken, und Stanley fühlte, wie ihre Strahlen auf ihn herunterbrannten. Aber bald zogen mehr Wolken am Himmel auf, so dass Stanley und sein Loch im Schatten waren.
    Er wartete, bis er sicher war, dass auch der Letzte im Camp für diesen Tag Schluss gemacht hatte.
    Dann wartete er noch ein bisschen länger.
    So leise wie möglich kletterten Zero und er aus ihren Löchern und schlichen zum Camp. Stanley hielt den Sack fest umklammert vor der Brust, statt ihn wie sonst über der Schulter zu tragen, damit die Gläser nicht aneinanderschlagen konnten.
    Schrecken überkam ihn, als er die Anlage vor sich sah

Weitere Kostenlose Bücher