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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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und meine Mutter mir was vorgesungen hat. Sie hielt mich an den Handgelenken und ließ mich in die Hände klatschen. Das Lied hat sie ganz oft gesungen. Das gleiche, das du gesungen hast ... Das heißt, nein, es war anders ...«
    Zero sprach langsam, so als müsste er in seinem Kopf nach Erinnerungen suchen, nach Spuren. »Danach weiß ich nur noch, dass wir auf einmal auf der Straße wohnten, aber nicht mehr, wie wir aus dem Haus raus sind. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein Haus war, keine Wohnung, und ich weiß, dass mein Zimmer gelb war.«
    Es war später Nachmittag. Sie saßen im Schatten des Daumens und ruhten sich aus. Den Vormittag hatten sie damit verbracht, Zwiebeln zu ernten und in den Sack zu stopfen. Lange hatten sie nicht dafür gebraucht, aber immerhin lange genug, dass sie bis zum nächsten Tag warten mussten, um sich an den Abstieg zu machen.
    Sie wollten beim allerersten Tageslicht aufbrechen, damit sie genügend Zeit hätten, um es vor Einbruch der Dunkelheit nach Camp Green Lake zu schaffen. Stanley wollte ganz sicher gehen, dass er auch das richtige Loch wieder fand. Danach würden sie sich in der Nähe verstecken, bis alles schlafen gegangen war.
    Sie würden so lange graben, wie es ihnen sicher erschiene, keine Sekunde länger. Dann würden sie weitergehen, egal, ob sie einen Schatz gefunden hätten oder nicht. Falls es ihnen absolut sicher erschiene, würden sie versuchen, aus der Küche Proviant zu klauen.
    »Ich bin gut darin, mich irgendwo rein- oder rauszuschleichen«, hatte Zero gesagt.
    »Denk daran«, hatte Stanley ihn gewarnt, »dass die Tür zum Aufenthaltsraum quietscht.«
    Jetzt lag er auf dem Rücken und versuchte seine Kräfte zu schonen für die langen Tage, die vor ihnen lagen. Er überlegte, was wohl mit Zeros Eltern passiert war, aber er wollte lieber nicht fragen. Zero antwortete nicht gern auf Fragen. Es war besser, man ließ ihn reden, wenn ihm danach war.
    Stanley dachte an seine eigenen Eltern. In ihrem letzten Brief hatte die Mutter sich Sorgen gemacht, dass sie aus der Wohnung geworfen werden könnten, weil es bei ihnen immer so nach verbrannten Turnschuhen stank. Es könnte leicht passieren, dass sie demnächst auch auf der Straße standen.
    Wieder fragte er sich, ob man ihnen wohl gesagt hatte, dass er weggerannt war. Ob man ihnen erzählt hatte, er sei tot?
    Ein Bild tauchte in seinem Kopf auf, das Bild seiner Eltern, die sich weinend umarmten. Er versuchte, nicht daran zu denken.
    Stattdessen versuchte er, die Gefühle der vergangenen Nacht wieder zu erwecken – das unerklärliche Glücksgefühl, das Empfinden, dass das, was geschehen war, Schicksal war. Doch diese Gefühle kamen nicht wieder.
    Er hatte nur Angst.
    Am nächsten Morgen machten sie sich an den Abstieg. Ihre Mützen hatten sie in das Wasserloch getaucht, bevor sie sie aufsetzten. Zero trug die Schaufel und Stanley den Sack, der prallvoll war mit Zwiebeln und den drei Gläsern mit Wasser. Die Scherben des vierten Glases ließen sie auf dem Berg zurück.
    »Hier hab ich die Schaufel gefunden«, sagte Stanley und zeigte auf einen Busch.
    Zero drehte sich um und blickte auf zum Gipfel des Berges. »Ganz schön weit!«
    »Du hast ja nicht viel gewogen«, sagte Stanley. »Du hattest ja alles ausgekotzt, was du im Bauch hattest.«
    Er hängte den Sack über die andere Schulter. Er war ziemlich schwer. Er trat auf einen losen Stein, rutschte aus und fiel hin. Im nächsten Moment glitt er den Steilhang hinunter. Er ließ den Sack los und Zwiebeln kullerten um ihn herum.
    Er rutschte auf einen kleinen Busch zu und ergriff eine Dornenranke. Zwar riss er sie damit aus, aber immerhin war er so viel langsamer geworden, dass er sich bremsen konnte.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Zero von oben.
    Stanley stöhnte, während er sich einen Dorn aus der Handfläche zog. Ja«, sagte er. Mit ihm war alles in Ordnung. Er machte sich mehr Sorgen um die Wassergläser.
    Zero kletterte ihm nach und brachte auch den Sack mit, der auf halber Strecke lag. Stanley zog sich ein paar Dornen aus seinen Hosenbeinen.
    Die Gläser waren nicht zerbrochen. Die Zwiebeln hatten sie geschützt wie eine Styroporverpackung. »Ich bin bloß froh, dass dir das nicht passiert ist, als du mich getragen hast«, sagte Zero.
    Sie hatten etwa ein Drittel der Zwiebeln verloren, fanden aber eine ganze Menge auf ihrem weiteren Abstieg wieder. Als sie unten ankamen, stieg die Sonne gerade über dem See auf. Sie gingen direkt darauf zu.
    Bald

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