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Lösegeld am Henkersberg

Lösegeld am Henkersberg

Titel: Lösegeld am Henkersberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vorbei. Später duschte auch Gaby, aber ihre Haare bürsteten
die beiden vor dem Spiegel im Mädchenzimmer.
    Draußen wich die Nacht grauem
Zwielicht. Aus der Küche duftete es nach frischem Toast. Kommissar Glockner
hatte die Morgenzeitung heraufgeholt und saß bereits am Frühstückstisch.
    Margot — Gabys Mutter — sah auch zu
früher Stunde so adrett aus wie immer, war gut gelaunt und begrüßte Alice
herzlich.
    Während Gaby ihren Vierbeiner kurz auf
die Straße führte, half Alice in der Küche, schreckte die Eier ab nach vier
Minuten Kochzeit und deckte den Frühstückstisch.
    „Großartig!“ lächelte Gabys Vater. „Als
hätten wir eine zweite Tochter. Eine, die besonders gern zur Hand geht.“
    „Aber Väterchen“, meinte Gaby und
köpfte ihr Frühstücksei, „das klingt ja, als gäbe es Klagen über mich.“
    „Um Himmels willen! So meine ich das
nicht“, wehrte er ab. „Du hilfst wirklich gern, Töchterlein. Falls du gerade da
bist.“ Lächelnd wandte er sich an Alice. „Die TKKG-Bande ist nämlich immer
unterwegs. Und Gaby als einziges Mädchen muß mithalten. Das beansprucht
natürlich: Freizeit und Kraft. Tim, der Anführer, ist ein Action-Typ, wie man
so sagt. Manchmal etwas zu wagemutig, immer auf der Suche nach Abenteuern, in
die er sich einmischen kann. Und Gaby, Karl und Klößchen machen nur zu gern
mit. Uns Eltern bereitet das Sorgen. Aber bislang ging alles gut, und die
Ergebnisse geben der TKKG-Bande recht. Die vier erreichen fast immer ihr Ziel.
Sogar die Polizei profitiert von dem, was sie rausfinden.“
    Gaby lächelte und leckte etwas Honig
vom Finger. „Hört man gern.“
    „Deine Freunde sind toll“, sagte Alice.
„Vor allem gefällt mir, wir ihr zusammenhaltet. Wenn ich an meine Schule in
Brüssel denke — da läuft nichts in der Art. Zwar habe ich zwei Freundinnen,
aber im Grunde ist jeder allein.“
    Später, als das Frühstück beendet war,
packten die Mädchen ihre Mappen für die Schule.
    „Wir müssen pünktlich sein“, meinte
Gaby. „Der Bus wartet nicht.“
    Glockner trat in die offene Tür. „Ich
bin früh dran heute. Die Zeit reicht — ich kann euch zur Schule fahren. Ist
doch bequemer, als sich in den Bus zu quetschen, oder?“
    „Herrlich, Papi!“ rief Gaby. „Dann sind
wir viel eher da und können noch mit den Jungs reden.“
    Margot Glockner umarmte die Mädchen und
küßte ihren Mann. Oskar blickte traurig, wie immer, wenn es still wird in der
Wohnung. Nicht mehr lange, und er würde bis Mittag allein sein. Gabys Mutter
mußte sich um ihr Geschäft kümmern.
    Als Glockner und die Mädchen auf die
Straße traten, sprühte Schneeregen an den Hauswänden entlang. Die Luft war kalt
und feucht, der Himmel grau. Er hing fast auf den Dächern, die Wolken waren
schweflig und hatten pralle Bäuche.
    Glockner holte seinen BMW aus der
Garage, die Mädchen stiegen ein.
    „Angurten!“
    Auch Alice, die hinten saß, schnallte
sich fest.
    Glockner wartete eine Lücke ab, reihte
sich dann ein in den Verkehr.
    Dort, wo die neue Bushaltestelle war,
standen drei Schüler. Die beiden kleineren schubsten sich, was zum
morgendlichen Ritual ( Ordnung ) gehörte. Der dritte war bereits 17, hielt
einen Schirm über sich und führte offenbar Selbstgespräche. Aus der Nähe hätte
man allerdings hören können, daß er einen gelernten Text wiederholte.
    Der Bus war noch nicht da.
    Die Ampel schaltete auf Rot.
    In diesem Moment zirpte Glockners
Sprechfunkgerät. Obwohl es nicht sein offizieller Dienstwagen war, hatte Gabys
Vater den BMW damit ausrüsten lassen.
    Der Kommissar nahm den Hörer ans Ohr
und meldete sich. Die Anruferstimme war so laut, daß die Mädchen mithören
konnten.
    „Herr Glockner? Hier ist Voigt von der
Zentrale. Gut, daß ich Sie erreiche. Habe eben bei Ihnen angeläutet. Ihre Frau sagte,
Sie seien schon unterwegs. In der Blessenhof-Gasse — also gleich um die Ecke
von Ihnen — wurde ein Raubüberfall verübt. Ist aber mißlungen. Offenbar wollte
der Täter einen Juwelier, der sehr früh in sein Geschäft kommt, überwältigen.
Zufällig fuhr ein Streifenwagen vorbei. Jetzt hat der bewaffnete Täter den
Juwelier als Geisel genommen und sich im Geschäft verschanzt. Der Chef“,
gemeint war der Polizeipräsident, „möchte, daß Sie sich darum kümmern. Der
Täter dreht offenbar durch.“
    „In Ordnung“, erwiderte Glockner, „ich
fahre sofort hin.“
    Er legte den Hörer zurück.
    Gaby drehte sich um zu ihrer Freundin. „Nun
müssen wir also

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