Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lösegeld am Henkersberg

Lösegeld am Henkersberg

Titel: Lösegeld am Henkersberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
„Nur einer der beiden
Verbrecher hat geredet. Ich soll ausrichten, was er mir aufgetragen hat. Daß es
ein Kidnapping sei. Daß sie drei Millionen Mark verlangen für die Freilassung
der Schüler. Daß sie, die Entführer, sich telefonisch melden werden. Und zwar
beim Polizeipräsidenten persönlich. Sie verstünden keinen Spaß, sagten sie. Das
Geld müsse ganz schnell beschafft werden, sonst geschehe den Schülern
Schreckliches.“
    Für Sekunden herrschte Stille.
    „Schreckliches?“ fragte Klößchen dann
mit hohler Stimme. „Schreckliches!“ bestätigte Weidrich.
    „Ein Möbelwagen!“ sagte Tim. „Der
verschwindet nicht im nächsten Mauseloch. Vielleicht ist er noch auf der
Straße. Ich muß Kommissar Glockner verständigen, damit sämtliche Streifenwagen
in der Stadt und im Landkreis...“
    Er sprach nicht weiter, sondern warf
sich herum und sauste los, wobei er Klößchen fast über den Haufen rannte.
    Aufs Rad! Klößchen rief was. Doch Tim
spurtete bereits zur Straße. Ins Internat zurück oder...? Nein, zur Stadt war
es näher.
    Am ersten Haus klingelte er vergebens.
Hier war niemand daheim. Aber in der Nachbarschaft öffnete eine Frau, die Lockenwickler
im Haar hatte und eine angebissene Marmeladensemmel in der Hand.
    „Entschuldigung!“ keuchte Tim. „Haben
Sie Telefon? Ich muß die Polizei anrufen. Ganz schnell! Ein Verbrechen! Ein
Menschenraub. Zwei Maskierte haben... Gibt’s hier ein Telefon, ja oder nein?“
    „Ja“, die Frau war erschrocken. „Menschenraub?
Na, komm rein! Wir sind noch beim Frühstück. Meine Söhne...“

    Zwei Halbwüchsige, die Overalls trugen
und vermutlich in der Lehre waren als Automechaniker, saßen am Küchentisch und
stärkten sich für den Tag. Hier war auch das Telefon.
    Tim nickte ihnen zu, wählte die Nummer
des Polizeipräsidiums und verlangte Kommissar Glockner.
    „Der befindet sich im Einsatz“, lautete
die Antwort. „Worum geht’s?“
    „Ich melde ein Verbrechen“, sagte Tim, „die
Entführung von 29 Fahrschülern. Bitte, verbinden Sie mich mit dem Polizeipräsidenten.“

16. Alice’ Eltern werden kommen
     
    „Heute“, sagte Computer-Karl und
bemühte sich um eine feste Stimme, „wäre ich sicherlich zu spät gekommen. Habe
verpennt. Deshalb war ich ganz froh, als ich vor der Straßensperre stand.
Gefährliche Chemikalie ausgelaufen... hat mich richtig geschaudert. Damit ich
keinen Tropfen davon abkriege und auch nichts einatme, habe ich also die
Umleitung über Brunndörfl und Fibienhausen genommen. Mein Gott! hätte ich
gewußt, was da ein paar hundert Meter vor mir im Nebel passiert!“
    „Du hättest nichts verhindern können.“
Tim klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Die Gangster waren bewaffnet.
Allerdings... ja, mit dir als heimlichem Zeugen hätten wir Zeit gewonnen.“
    Tim, Karl und Klößchen standen zwischen
ihren Bänken in der 9b.
    Laut Plan wäre die zweite Stunde längst
angebrochen. Aber die fiel ebenso aus wie die erste und wie alles, was sonst
noch auf dem Programm stand.
    Das unglaubliche Verbrechen betraf die
gesamte Schule. Heute fand kein Unterricht statt. Die externen Schüler waren
bereits auf dem Heimweg. Daß Karl hierblieb, verstand sich von selbst.
    Direktor Dr. Freund und sämtliche
Lehrer sowie Erzieher hielten eine Krisensitzung ab. Mochte der Himmel wissen,
worüber sie sülzten.
    „Nachdem ich dem Polizeipräsidenten
alles erklärt hatte“, berichtete Tim, „brach die Hektik aus. Fünf Polizeiwagen
rollten an. Spurensicherung. Weidrich mußte noch mal den Tathergang schildern.
Dann kam Gabys Vater. Er war im Einsatz gewesen — sie hatten ihn dort wegholen
müssen. Unglaublich, wie beherrscht er war. Mich mußte er beruhigen. Ich
glaube, ich habe mich aufgeführt wie ein Verrückter. Aber an seinen Augen, ja,
an Kommissar Glockners Augen, da habe ich gesehen, was in ihm vorgeht. Ganz
klar: Er hat wahnsinnige Angst um Gaby.“
    „Wie wir alle“, nickte Karl und
verbesserte sich gleich: „Aber Glockners sind die Eltern. Und du — du willst ja
mit Gaby zusammenbleiben.“
    „Ich werde mit Gaby
zusammenbleiben“, sagte Tim.
    Klößchen hatte den Rest seiner
Schokolade hervorgeholt, aß aber nichts, betrachtete trübselig das Silberpapier
und schob seine Notverpflegung in die Tasche zurück.
    „Beinahe“, sagte Tim, „hätte der
Kommissar Gaby und Alice zur Schule gefahren. Ein blöder Einsatz kam
dazwischen.“
    „Schicksalhaft“, murmelte Karl.
    „Weidrich hat den

Weitere Kostenlose Bücher