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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Truppe«, erklärte Eliud entschuldigend, »könnte sich, so er gefangen wird, einen Namen zulegen, der ihm mehr Vorteile verschafft als sein eigener...«
    Cadfael beschrieb geduldig, wie Elis aussah und erzählte dem ganzen Tisch von der Rettung aus dem überfluteten Bach und von Elis störrischer Selbstbeschränkung auf die walisische Sprache, bis ein anderer Waliser ihn entlarvte. Eliud lauschte mit offenem Mund und brennenden Augen und war schließlich sichtlich erleichtert.
    »Und er war wirklich so ungesittet zu diesen Damen, die ihn retteten? Oh, daran erkenne ich ihn! Wie muß er sich geschämt haben, von solchen Händen ins Leben zurückgeholt zu werden - wie ein Baby, das man mit Klapsen zum Atmen bewegen will!« Tatsächlich, dieser ernste Junge konnte lachen, und das Lachen erhellte sein ganzes Gesicht und ließ die Augen funkeln. Es war keine blinde Liebe, die er für seinen Zwillingsbruder, der dies ja gar nicht war, empfand, denn er kannte ihn gut genug - er hatte ihn gescholten, kritisiert und sich mit ihm geprügelt und liebte ihn dennoch kein bißchen weniger. Cristina hatte einen schweren Kampf vor sich. »Und Ihr habt ihn dann von den Nonnen bekommen? Und als er ausgewrungen war, stellten sich keine weiteren Verletzungen heraus?«
    »Nichts Schlimmeres als einen Riß im Schenkel, den er einem scharfen Felsen in dem Bach zu verdanken hat, in dem er fast ertrunken wäre. Und dieser Riß ist eingesalbt und gut verheilt. Seine größte Sorge war, daß Ihr ihn als tot beklagen würdet, doch meine Reise zu Euch nahm ihm diese Angst, wie sie Euch die Eure nimmt. Es besteht kein Grund, sich um Elis ap Cynan zu sorgen. Obwohl im Augenblick noch auf einer englischen Burg, wird er bald wohlbehalten daheim sein.«
    »Das sieht ihm ähnlich«, stimmte Eliud mit leiser, nachdenklicher Stimme voll Zuneigung zu. »So war er, und so wird er immer sein. Er hat gute Eigenschaften. Aber er geht so frei damit um, daß ich mich manchmal wirklich um ihn sorge!«
    Wohl eher immer als manchmal, dachte Cadfael, nachdem der junge Mann ihn verlassen hatte und die Menschen in der Halle sich endlich still um das niederbrennende Feuer setzten. Selbst jetzt noch, da er seinen Freund wohlauf und in Sicherheit weiß und sich maßlos darüber freut, selbst jetzt noch zieht er die Augenbrauen zusammen und hält den Blick nach innen gekehrt. Cadfael hatte eine beunruhigende Vision dieser drei jungen Geschöpfe, deren Schicksale miteinander verknüpft schienen: die beiden Jungen, einander seit der Kindheit verschworen, noch inniger verbunden durch die schwerblütige Art des einen und die unschuldige Unbesonnenheit des anderen, das Mädchen, schon früh der einen Hälfte des unzertrennlichen Paares versprochen. Von allen dreien schien ihm der Gefangene in Shrewsbury bei weitem der Glücklichste, da er in den Tag hineinlebte, sich in der Sonne wärmte, vor Stürmen Schutz suchte und in jedem Fall mit Hilfe seines Instinkts einen behaglichen Winkel und erbauliche Zerstreuungen fand. Die anderen beiden brannten wie Kerzen, verzehrten sich selbst und warfen ein unruhiges, flackerndes Licht.
    Vor dem Einschlafen sprach er für alle drei ein Gebet, doch in der Nacht wachte er mit dem unbehaglichen Gedanken auf, daß es irgendwo, bisher noch im Schatten, auch einen vierten geben könnte, an den man denken und für den man beten mußte.
    Der nächste Tag war klar und schön und brachte einen leichten Reif, der seinen pulvrigen Glanz verlor, sobald die Sonne aufging; es war eine Freude, guten Gewissens und in angenehmer Gesellschaft einen ganzen Tag in der walisischen Heimat verbringen zu können. Owain Gwynedd ritt abermals mit einem halben Dutzend junger Männer zu einer Patrouille nach Osten aus und kam am Abend zufrieden zurück. Ranulf von Chester hielt sich im Augenblick anscheinend bedeckt und verdaute seine Beute.
    Da kaum zu erwarten war, daß vor Ablauf des folgenden Tages eine Antwort aus Aberystwyth kam, nahm Cadfael freudig die Einladung des Prinzen an, mit ihnen zu reiten und mit eigenen Augen die Wachsamkeit in den Grenzdörfern zu sehen, die gegen England auf Posten waren. Sie kehrten in der frühen Dämmerung in den Hof von Tudurs Landsitz zurück, und hinter dem Hasten und Eilen der Burschen und Diener flog die Tür der Halle auf, und scharf umrissen und dunkel vor dem Feuerschein und den Fackeln stand Cristina klein und aufrecht in der Tür und überblickte die heimkehrenden Gäste, um für das Abendmahl die nötige Vorsorge

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