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Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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huck—, nicht doch!«, machte Schluckauf. »Wo ich gerade mein Taschentuch nicht erreichen kann, um mir meine gerührte Nase zu schneuzen!«
    »Und dir, Zie, werde ich es nie vergessen, wie du uns damals aus dem Leuchtturm befreit hast, als Doks Flugzeug explodiert war!«
    »Nicht der Rede wert!« versicherte Zie stolz.
    »Dies ist — huck! — trotz allem — ein erhebender Augenblick!« meinte Schluckauf.
    Und dann schwiegen sie in Erwartung ihres Schicksals.

Wer ist das nächste Opfer?

    Die Teufel der Weltmeere hatten bereits einen Plan.
    Fluchend und Verwünschungen gegen jedermann ausstoßend, stapften sie die Wendeltreppe empor. Sie stießen die Tür zur Leuchtturmstube mit den Füßen auf und schubsten Tische und Stühle um, rissen das Geschirr aus dem Schrank, zerschmetterten es an den Wänden — was ihnen mächtigen Spaß zu machen schien!—, sie zerrten Papiere aus den Schubladen, zerfetzten sie zu kleinen Schnipseln und ließen sie wie Schneeflocken herabtanzen.
    Nicht zuletzt gossen sie sich aus Onkel Guckaus’ Flasche das Getränk, das wie flüssiges Feuer ist, durch die Kehlen.
    Der Rote behielt noch den klarsten Kopf. Wenn auch ungeduldig, so durchsuchte er doch gründlich Onkel Guckaus’ Schreibtisch. Der Gelbe aber ließ sich in den geblümten Ohrensessel plumpsen, spreizte die Stiefel und öffnete den Mund für eine aus dem Magen aufsteigende Luftblase.
    Niemand nahm an seinem Rülpsen Anstoß.
    Der Grüne hockte vergnügt vor dem eisernen Ofen. Er schmierte sich mit einem Stück Kohle zwischen Lippen und Nase im Gesicht herum.
    »Toppsau, was machst du da?« wunderte sich der Gelbe.
    Der Grüne kicherte. »Ich male mir einen Schnurrbart. Hübsch, nicht?«
    »Das will ich auch!« Der Gelbe warf sich auf ihn, und schon rollten sie beide über den Boden.
    »Aufhören!« Der Rote wurde auch im Gesicht rot unter seiner Augenbinde, so sehr ärgerte er sich. »Aufhören! Seid ihr denn kleine Kinder? Noch nicht trocken hinter den Ohren, was? Schöne Seeräubermanieren habt ihr! Aufstehen, sofort!«
    Die beiden erhoben sich widerwillig.
    »Hier«, rief der Rote, »ich habe ihn gefunden! Hier ist der >Amtliche Fahrplan der Passagier- und Frachtschifffahrt, herausgegeben vom Verband der Leuchtturmwärter<.«

    »Ach, steck dir doch den Fahrplan an den Hut!« maulte der Gelbe. »Dafür können wir uns doch nichts kaufen.« Ihm war Onkel Guckaus’ Korn mächtig in die Krone gestiegen.
    »Du hast kaum soviel Verstand wie eine Heuschrecke! Kannst du lesen? Oder bist du auch dazu zu dumm? Hier...«
    »Wenn du deine Dreckschippe darauf legst, kann ich nichts sehen«, brummte jetzt der Grüne. Und er hatte recht: Unter dem Fingernagel des Roten saß der Schmutz so dick, daß man sich nur wunderte, warum er nicht herausrieselte.
    Nun war aber die Reinlichkeit bei den dreien überhaupt nicht Mode. Der Rote ging deshalb nicht darauf ein, er las vor: »>Columbus — Luxus-Passagierdampfer auf Kreuzfahrt.< Morgen nacht fährt er in nur drei Seemeilen Entfernung an der Leuchtturminsel vorbei! Das heißt, er soll daran vorbeifahren. Aber wir werden ihn daran hindern. Luxus-Passagierdampfer! Auf Kreuzfahrt mit reichen, vollgefressenen Nichtstuern, die in der Sonne liegen und sich den Bauch braunbrennen lassen.«
    »Morgen nacht?«
    »Blödsinn! Morgen nacht schnarchen sie in ihren Luxuskabinen! Eine Sektflasche rechts, ein Perlenkollier links — nun, wir werden sie um ein paar Kleinigkeiten leichter machen, denke ich! Der Kapitän wird kaum Zeit haben, sich zu wundern, wo der Leuchtturm geblieben ist — schon sitzt er im flachen Sand fest! Und Mann und Maus rennen aufgeregt herum. Haha!«
    »Haha! — Hoho!« Ihr Gelächter wurde zum Orkan.

Die Mitternachtsinsel

    Wer immer die gespenstische Seejungfrau gewesen sein mochte, gelogen hatte sie in einem Punkt gewiß nicht: Die Mitternachtsinsel war nah. Man könnte fast sagen, sie erreichten sie wie von selbst, wie von einem unsichtbaren Gummiband hingezogen.
    Bald wölbte sich der dunkle schildkrötenartige Felsenrücken aus dem Wasser. Es war schon merkwürdig, daß sie noch nie etwas von dieser Insel gehört hatten; niemand hatte von ihr erzählt, sie kam in keinem Lied vor. Und das, meinte Ka, war immerhin seltsam, sogar ein wenig unheimlich.
    Trotzdem, jetzt lag sie unzweifelhaft vor ihnen. Sie bestand aus Geröll und Steinen, nirgends war ein Baum, ein Strauch. Es erschien undenkbar, daß hier Menschen oder Tiere lebten.
    Ka kämpfte schon eine ganze Weile

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