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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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obwohl sie zu Pferd unterwegs waren und er nur zu Fuß. Morgen … morgen würde er sie gewiss einholen. Heute jedoch war es für einen Weitermarsch bereits zu dunkel.
    Bruder Brion hatte dem Haus Kyme die Treue geschworen. Jetzt war der Moment gekommen, da er seinen Schwur einlösen musste.

8
    D as dichte Blätterdach des Barnsdale Forest hatte einen Großteil des Regens abgehalten. Dafür schien unter den Bäumen bereits die Nacht angebrochen zu sein. Aber das war nur ein Teil des Problems …
    »Du hast dich verirrt«, stellte Edith fest.
    »Nein, hab ich nicht«, sagte Robert.
    »Du hast keine Ahnung, wo wir sind.«
    »Hab ich doch! Ich weiß nur nicht, wo alles andere ist.«
    »Wie wär’s, wenn du auf einen Baum kletterst und dir einen Überblick verschaffst?«
    »Du weißt genau, dass ich nicht schwindelfrei bin!«, stieß Robert wütend hervor. »Klettere doch selber!«
    »Im Kleid?«
    Robert sah sich besorgt um. Der Wald war so düster, wie er nur sein konnte, und schon in zwanzig Schritt Entfernung mochte wer weiß was hinter den Bäumen auf der Lauer liegen. Zu spät fiel ihm ein, dass er auch noch auf andere Weise von der Abkürzung durch den Wald von Barnsdale gehört hatte, und zwar im Zusammenhang mit Aussagen wie: Wir sind gerannt wie die Wilden, um ihn so schnell wie möglich zu durchqueren. Dort drin eine Nacht verbringen? Nie im Leben!
    »Soll das etwa heißen, wir müssen hier übernachten?«, fragte Edith.
    »Was kann ich denn dafür?«, brauste Robert auf.
    »Wer hat großspurig behauptet, er kenne den Weg?«
    »Wenn du dich nicht mit Sire Guy angelegt hättest, säßen wir jetzt in der Schankstube im Trockenen!«
    »Wenn du einmal im Leben aufpassen würdest, was dir jemand erzählt, anstatt immer zu glauben, du wüsstest alles besser …«
    »Warum hast du denn nicht aufgepasst, als vom Wald von Barnsdale die Rede war? Wer hockt denn die ganze Zeit im Saal und kritzelt Pergamente voll oder stickt irgendwelches Zeug und hat deshalb mehr als genug Zeit, um dem Geschwätz fahrender Leute zu lauschen?«
    Edith schnaubte. »Zeit? Wer läuft bitte den ganzen Tag draußen herum und kümmert sich nur um sich selbst? Wer interessiert sich für nichts anderes als fürs Fechten und Reiten?«
    »Ich bin ein Mann!«, brüllte Robert. »Es ist meine Pflicht, reiten und schießen und fechten zu können.«
    »Ein Mann, allerdings! Du kannst den Bogen nicht mal ganz spannen.«
    »In der Herberge warst du verdammt froh, dass ich mit dem Bogen da war! Du warst ganz grün vor Angst!«
    »Ja, aber nur, weil ich fürchtete, du würdest aus Versehen mich treffen!«
    Sie starrten einander an. Robert war so wütend und verletzt, dass er am liebsten geheult hätte.
    Edith runzelte die Stirn. »Sei mal still«, sagte sie unvermittelt. »Hörst du das?«
    Robert hatte es auch gehört. Er versuchte seinen Zorn hinunterzuschlucken. »Das klingt wie …«
    »Wasser. Stromschnellen. Oder ein kleiner Wasserfall.«
    »Das muss der Pickburn sein!«, rief Robert. »Er fließt von West nach Ost durch den Wald. Wenn wir ihn finden, können wir uns wieder orientieren.«
    »Bist du sicher?«
    Robert fing den Seitenblick seiner Schwester auf. »Wirklich sicher, Edith!«
    »Na gut.«
    »Das Geräusch kommt von da.« Robert trieb sein Pferd in Richtung des Wasserrauschens.
    Der Wald von Barnsdale war tatsächlich riesig. Er bedeckte einen Teil von Yorkshires Süden und reichte bis nach Nottinghamshire, wo er in den Wald von Sherwood überging, ein weiteres, ausgedehntes Waldgebiet. Beide waren königliches Jagdrevier. Deshalb gab es dort nicht einmal die üblichen kleinen Dörfer und Köhlersiedlungen. Wenn sie sich hier verirrten, würde sie keiner mehr finden.
    Genauso wie Papa , dachte Robert. Er schluckte.
    »Es tut mir leid«, sagte Edith plötzlich. »Ich bin immer so ein Ekel.«
    Robert nickte grimmig, aber als Edith vorsichtig lächelte, lächelte er zurück.

9
    N a also«, sagte Robert einige Minuten später. »Und er verläuft tatsächlich von West nach Ost, wie ich gesagt habe. Ab jetzt ist es einfach.«
    Über dem Fluss war der Blick in den Himmel frei. Robert deutete auf einen hellen Fleck im Westen – die untergehende Sonne, hinter Regenwolken verborgen.
    Das Gewässer war nur zehn Mannslängen breit, wenn nicht weniger. Man hätte einen Stein ans andere Ufer werfen können. Dennoch war der Pickburn an dieser Stelle unmöglich zu durchqueren, selbst ein geübter Reiter hätte aufgeben müssen.
    »Wie kommen wir

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