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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Marsch durch den Wald hatte ihre letzten Kräfte aufgezehrt.
    Ratlos starrte Edith ins Feuer. Tränen der Wut stiegen ihr in die Augen. Nur mit eiserner Willensstärke gelang es ihr, sie zu unterdrücken. Bevor sie schließlich doch in einen unruhigen Schlaf fiel, fing sie Johnnys Blick auf. Der Junge war ebenso niedergeschlagen wie sie, doch er versuchte sie aufzumuntern. Und Edith stellte trotz ihrer verzweifelten Lage überrascht fest, dass sein robustes Gesicht recht hübsch war, wenn er lächelte.

14
    S ie erwachte von einer Berührung an der Schulter. Einen angsterfüllten Moment lang glaubte sie, einer von John Millers Männern würde sich an sie heranmachen, doch es war Johnny Greenleaf. Er presste einen Finger auf die Lippen. Seine Augen waren groß vor Aufregung und schimmerten im trüben Nachglanz des heruntergebrannten Feuers.
    Edith schluckte und nickte.
    Johnny beugte sich nach vorn. »Ich werde euch von hier wegbringen«, hauchte er ihr ins Ohr.
    Edith spähte vorsichtig zu der Wache neben dem Feuer, aber der Mann war fest eingeschlafen.
    »Warum tust du das?«, flüsterte Edith zurück.
    Statt einer Antwort drückte ihr Johnny einen hastigen Kuss auf die Lippen.
    Edith schüttelte den Kopf. »Nein«, flüsterte sie. »Das ist nicht der Grund. Du glaubst, dass du es uns schuldig bist. Wir haben dich in der Herberge gerettet und nun rettest du uns.«
    Johnny presste die Lippen zusammen. Zwischen seinen Brauen entstand eine Falte.
    Edith schalt sich dafür, dass sie immer so kratzbürstig sein musste. Manchmal war es, als würde ihr Mund schneller reagieren als ihr Gehirn – und ihr Herz. Sie hatte Johnny verletzt und das wollte sie eigentlich gar nicht. Aber … hatte sie ihn um einen Kuss gebeten? Wer war sie, dass ein Gesetzloser, ein Niemand, sie einfach küssen durfte? Nein, sie selbst war diejenige, die beleidigt worden war! Und heftiger als beabsichtigt setzte sie hinzu: »Und danach sind wir quitt!«
    Johnny erwiderte: »Quitt sind wir erst, wenn ich meinen Kuss zurückbekommen habe.«
    Sie weckten Robert, der glücklicherweise ebenso viel Geistesgegenwart bewies wie Edith. Dann schlichen sie zwischen den Schläfern hindurch, die in Decken und Felle gehüllt über die Höhle verteilt waren. Der Wächter vor dem Höhleneingang schlief ebenfalls.
    Edith schüttelte missbilligend den Kopf. »Ihr fühlt euch zu sicher, das ist nicht gut«, sagte sie.
    »Die Stunde vor der Morgendämmerung«, flüsterte Johnny und deutete nach oben. Der Himmel über den Baumwipfeln war von einem verwaschenen, dunklen Grau. »Hast du schon mal Wache gehalten? Fast jeder schläft um diese Zeit ein.«
    Edith schwieg. Sie war sicher, dass ein Wächter im Heer des Königs, der das als Entschuldigung für sein Versagen vorbrachte, kaum auf Verständnis stoßen würde.
    Unter den Bäumen war es immer noch dunkel, aber Johnny fand sich mit traumwandlerischer Sicherheit im Wald zurecht.
    Nun hatte Edith Gelegenheit, jene Frage zu stellen, die sie bisher zurückgehalten hatte. »Was habt ihr eigentlich in der Herberge gemacht? Euch als Gänsehirten verdingt? Bei wem? Im Lager habe ich jedenfalls kein Federvieh gesehen.«
    »Wir hatten die Viecher geklaut.«
    »Und wo sind sie jetzt?«
    »Der Wirt hat sie sich wahrscheinlich unter den Nagel gerissen. Nachdem wir Sire Guy los waren, sind wir gerannt wie die Blöden und haben die Gänse Gänse sein lassen.«
    Edith lachte.
    Als Johnny sich ein paar Schritte entfernt hatte, knuffte Robert sie in die Seite. »Da hast du’s!«, zischte er. »Das sind alles gemeine Strauchdiebe! Wie kannst du diesem Kerl nur vertrauen!«
    »Guten Morgen«, sagte Edith. »Ist dir das auch schon aufgefallen?«
    »Reist ihr wirklich zu König Richard?«, fragte Johnny, nachdem die beiden zu ihm aufgeholt hatten. »Oder habt ihr das bloß gesagt, um meinen Vater zu beeindrucken?«
    »Nein«, erwiderte Edith.
    »Nein was?«
    »Nein, wir haben es nicht nur so gesagt. Wir sind tatsächlich mit dem Königshaus verwandt.«
    »Und was wollt ihr vom König?«
    »Was geht dich das an?«, mischte sich Robert ein.
    »Unser Vater ist auf einer Reise ins Heilige Land verschollen«, sagte Edith. »Das war vor einem Jahr. Unsere Mutter will ihren Liebhaber heiraten. Dafür muss sie erst Robert und mich aus dem Weg räumen. Sie will mich verheiraten und meinen Bruder in ein Kloster stecken. Wir wollen uns unter den Schutz des Königs stellen. Er ist unsere einzige Hoffnung.«
    Johnny war stehen geblieben. »Dein

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