Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
Eurer Höhle?«, fragte Robert.
    »Worauf Ihr Gift nehmen könnt, junger Herr!«
    »Ts, ts«, rief da eine neue Stimme. »Nicht so vorschnell mit tödlichen Getränken!«
    John Miller wirbelte herum. Hinter den Bäumen traten sechs Männer hervor. Der erste Sonnenstrahl fiel durch die Baumwipfel und ließ Kettenhemden und Helme aufblitzen. Das Knarren gespannter Bögen war zu hören. John Millers Männer wechselten entsetzte Blicke und ließen ihre Waffen sinken.
    Edith keuchte. »Bruder Brion!«, rief sie.
    Der Mönch trat hinter einem Baum hervor. Er lächelte Edith freundlich an. Für einen Augenblick war sie erleichtert … bis sie den Mann sah, der Brion folgte. Seine Augen funkelten zornig. Ediths Mund wurde trocken.
    Es war kein anderer als Sire Guy de Gisbourne und die Bogenschützen waren seine Soldaten.

15
    D as Rebhuhn schoss aus dem Gebüsch heraus und stieg mit surrendem Flügelschlag senkrecht in den rosig überhauchten Himmel auf. Sein Untergefieder leuchtete in der Morgensonne. Da sauste etwas dicht über den Wipfeln des nahen Waldes heran. Federn flogen. Das Rebhuhn trudelte zu Boden und verschwand im Gras. Der Falke rüttelte über seiner Beute. Dann aber ließ er sich von einem der Federspiele anlocken, die die Falkner durch die Luft wirbelten, strich ab und landete auf einer behandschuhten Hand.
    Victor d’Aspel saß trotz der frühen Morgenstunde in voller Pracht zu Pferd. Er trug eine blaue Tunika mit goldbestickten Rändern, dazu hohe schwarze Lederstiefel über den knallroten Beinlingen. Den Mantel mit Pelzkragen hatte er sich lässig über die Schultern geworfen. An seiner Kappe glänzten Perlen und edle Steine. Erwartungsvoll wandte er sich an seinen Knappen. »Wie lange?«
    Der Knappe nahm Mittel- und Zeigefinger von seiner Halsschlagader. »Vierzehn Pulsschläge, Messire.«
    »Donnerwetter!« Victor blickte zu dem bunten Zelt hinüber, das im Windschatten einer Hecke stand und in dem sich nichts rührte. »Vierzehn Pulsschläge!«, rief er. »Das ist der schnellste Vogel, den ich je besessen habe!«
    Wenige Augenblicke später drang Dianes Stimme aus dem Zelt: »Es ist noch zu früh am Morgen, um zu töten!«
    Victor nickte dem Mann zu, der das tote Rebhuhn geholt hatte. Es wurde zu der restlichen Beute gelegt, an der die Hunde interessiert schnupperten.
    »Für die Jagd ist es nie zu früh, ›Herrin‹!«, rief Victor gut gelaunt. »Außerdem konnte ich es nicht erwarten, Euer Geschenk auszuprobieren.«
    Diane trat aus dem Zelt, von Kopf bis Fuß in einen Pelzmantel gehüllt. Ihr Haar war wirr, missmutig blickte sie in den Himmel. Aus Westen zogen Wolken heran.
    Victor glitt vom Pferd und kniete vor ihr nieder: »My-lady …«
    »Hör mit diesem Unsinn auf!«, schnappte Diane. »Wir sind unter uns.«
    »Es gefällt mir eben, Euch Herrin zu nennen!«, sagte Victor und strahlte mit der Morgensonne um die Wette.
    »Was mir nicht gefällt«, sagte Diane, »ist, in einem Zelt zu schlafen, bei Feuchtigkeit und Kälte aufzuwachen, zu frieren, zu wissen, dass es nichts Anständiges zu essen gibt, den ersten Blick in eine öde Wildnis zu tun und zu fürchten, dass der Rest des Tages ebenso grau und öde sein wird wie sein Anfang.«
    »Wenn man von den Unannehmlichkeiten einer Nacht im Zelt absieht«, meinte Victor gutmütig, »ist das eine treffende Beschreibung eines jeden Morgens in diesem Land der Regenwolken und der Bauerntölpel.« Er seufzte theatralisch. »Ach – wären wir doch in unserem geliebten Aquitanien, hm?«
    Als ihre Miene sich nicht wie sonst bei der Erwähnung ihrer Heimat aufhellte, fragte er verunsichert: »Warum bist du denn so aufgebracht?«
    »Wegen der Kinder! Es ist einfach ungehörig, dass sie solchen Ärger machen.«
    Victor nahm Dianes Hände in die seinen. »Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte er sanft. »Entweder sie sind bereits wieder in Kyme oder auf dem Weg dorthin – auf zwei Pferderücken gefesselt.«
    Diane musterte ihn verständnislos. Victor setzte erneut sein unverwüstliches Grinsen auf. »Was sagt dir der Name Roger de Laci?«
    »Das ist der Sheriff des Königs, der in Nottingham sitzt.«
    Victor nickte. »Er und meine Familie sind miteinander verschwägert. Ich habe, bevor wir selbst losgeritten sind, einen Boten nach Nottingham geschickt.«
    »Du hast den Sheriff gebeten, Edith und Robert zu verfolgen? Glaubst du nicht, der Mann hat Besseres zu tun?«
    »Ich habe ihn gebeten, nach ihnen Ausschau zu halten und sie nach Kyme zurückzubringen. Er

Weitere Kostenlose Bücher