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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Vater war im Heiligen Land?«, rief er begeistert. »Oh Mann! Hat er Ungläubige getötet?«
    »Was?«, stieß Edith entgeistert hervor.
    »Ungläubige! Sarazenen! Hat er welche getötet? Ich wette, er war auf dem Weg zu Raynald de Chatillon, dem größten Helden unter den Kreuzrittern!«
    »Er ist verschollen, du Holzkopf!«, rief Robert wütend. »Er ist wahrscheinlich nie im Heiligen Land angekommen. Vielleicht ist er sogar schon längst tot.« Sein Zorn fiel in sich zusammen.
    »Ist er nicht!«, zischte Edith. »Hör sofort auf damit!«
    »Raynald de Chatillon!«, wiederholte Johnny und es klang so wie: Hast du nicht verstanden? Der Messias!
    »Wir wissen nicht, was Vater im Heiligen Land wollte«, sagte Edith. »Aber bestimmt nicht Menschen töten.«
    »Wer redet denn von Menschen? Ich meine Sarazenen.«
    Edith starrte ihn an. Johnny schien vor lauter Begeisterung ihr Entsetzen nicht zu bemerken.
    »Raynald«, sagte er und hieb mit der Faust in die Luft, »der zeigt es den Gottlosen! Der Elefant Christi, so nennt man ihn. Der Rote Wolf von Kerak. Wenn König Richard einen Zug ins Heilige Land unternimmt, wird Raynald an seiner Seite reiten wie ein Gleicher unter Gleichen!«
    Verunsichert blickte Edith zu ihrem Bruder hinüber. Wieso sollten Sarazenen keine Menschen sein? Natürlich redeten viele so: Die Sarazenen sind Heiden und Heiden sind Gott ein Gräuel. Außerdem bringen sie Christen um, wo immer sie sie finden. Sultan Saladin, ihr Anführer, sei, so hieß es, der Schlimmste von ihnen. Der Priester der kleinen Kirche vom heiligen Andreas, in der Edith und ihre Familie den Gottesdienst zu besuchen pflegten, redete sich regelmäßig in Rage, wenn es um die Sarazenen ging. Aber Edith und Robert hatten auch Bruder Brions Erzählungen über das Heilige Land gelauscht, die so spannend gewesen waren, als wäre er selbst dort gewesen. In seinen Augen waren die Heiden keine Ungeheuer, bei ihnen gab es auch Ritter, Priester und Bauern, auch sie liebten ihre Kinder. Robert schien ebenfalls nicht zu wissen, was er von Johnnys Begeisterung halten sollte, hörte aber dann gebannt zu, als dieser von Raynalds Heldentaten zu schwärmen begann.
    Inzwischen war die Dämmerung weit fortgeschritten, der Tag brach an. Edith unterbrach Johnnys Lobgesänge. »Ist es noch weit?«, fragte sie.
    Johnny hielt inne und warf ihr einen Seitenblick zu. »Noch ein ganzes Stück«, sagte er.
    Edith hatte das Gefühl, dass er log. Sie hielt einen Finger in die Höhe. »Pssst«, machte sie. »Hört ihr das?«
    »Was?«, erwiderte Johnny.
    »Ein Rauschen.«
    »Ich höre nichts.«
    »Dann bist du taub«, sagte Robert. »Jetzt hör ich es auch.«
    »Das ist der Fluss, oder?«, fragte Edith.
    Johnny seufzte unglücklich. Schließlich nickte er. »Der Pickburn – wir sind südöstlich von der Stelle, wo ich und die Jungs euch beide getroffen haben. Hier sind Felsbrocken im Wasser, über die wir auf die andere Seite kommen.«
    »Wann hättest du uns das verraten?«, fragte Edith. »Zur Mittagsstunde?«
    Johnny schwieg. Edith ahnte, dass er sie auf einem großen Umweg hierhergeführt hatte. Sie wollte schon aufbrausen, doch da wurde ihr klar, warum er das getan hatte. Er hatte den unausweichlichen Abschied, solange es ging, hinauszögern wollen.
    Deshalb sagte sie sanft: »Danke, dass du uns bis hierhergebracht hast.«
    Johnny sah sie nur an.
    Edith beugte sich nach vorn und gab ihm seinen Kuss zurück.
    »Jetzt sind wir quitt«, sagte Edith leise.
    Robert schnaufte ungehalten.
    In diesem Augenblick fiel eine Gestalt aus dem Baum neben ihnen und landete elegant auf den Füßen. Drei weitere Schatten folgten ihr. Sie umstellten die drei. Edith griff nach Roberts Hand.
    »Ihr beide seid vielleicht miteinander quitt, Mylady«, sagte John Millers Stimme. »Aber mit mir seid ihr es noch nicht. Und wir zwei«, sagte er zu Johnny, dessen Gesicht bleich geworden war, »sind es erst recht nicht!«
    »Vater …«
    Holz knarzte, als John Millers Begleiter ihre Bögen spannten und ihre Pfeile auf Edith und Robert richteten.
    »Hast du gedacht, dein alter Vater ist blöde?«, polterte John. »Lässt sich vom eigenen Sohn die wertvollsten Gefangenen stehlen, die wir jemals hatten? Und dann führst du sie zu einer der zwei Stellen, an denen man über den Fluss kommt, und glaubst, da komm ich nicht drauf? Dieses Schurkenstück wird dir noch leidtun, das schwör ich dir! Und Ihr, Lord und Lady … wird’s bald? Bewegung!«
    »Bringt Ihr uns wieder zurück zu

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