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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Robert abschätzig. »Tatsächlich. Wenn ich es recht bedenke, traue ich diesem schrägen Vogel durchaus so was zu. Und Recht hat er gehabt, sonst würde er jetzt neben Thibaud liegen und die Straße in dem verdammten Kaff verzieren, in dem sie über uns hergefallen sind.«
    »Messire!«, sagte Arnaud, der Knappe, empört.
    »Halt die Klappe! Du, Sire … wie heißt du noch mal?«
    Robert ließ den Kopf hängen. »John de Loxley«, murmelte er. »Lasst das Sire weg, Messire. Ich wollte mich nur wichtigmachen.«
    »Bist du John de Loxleys Knappe? Nein, du bist zu jung. Sein Page?«
    Robert nickte. Er ergriff die Chance, seine aus dem Stegreif erfundene Lügengeschichte ein wenig näher an die Wirklichkeit heranzurücken, damit er sie besser im Gedächtnis behalten konnte. Deshalb antwortete er: »Mein Name ist in Wahrheit Robert.«
    »Robert und wie weiter?«
    »Robert Stewart. Mein Vater ist der Verwalter von Sir John.«
    »Und wo ist Sir John?«
    »Er ist tot, Messire.«
    Der Ritter schien unbeeindruckt. »Das hat er mit einer Menge guter Männer gemeinsam.«
    Robert machte ein trauriges Gesicht. »Er wollte sich Euch anschließen, aber er hat die Reise nach Burg Kerak nicht überlebt.«
    »Und deshalb hast du dich hier eingeschmuggelt, damit du uns in unserem Kampf gegen Sultan Saladin beistehen und das Vermächtnis deines Herrn erfüllen kannst.«
    Robert wagte ein Lächeln. »So ist es, Messire.«
    Der Ritter nickte. Er nickte Arnaud zu, als wollte er sagen: Siehst du, so einfach ist das! Er legte Robert eine Hand auf die Schulter.
    Roberts Lächeln wurde breiter.
    Der Ritter lächelte zurück. Er streifte die Panzerkapuze herunter und entpuppte sich als Mann in den Zwanzigern. »Ich bin Humphrey de Toron«, sagte er zu Roberts Überraschung in fließendem Angelsächsisch, wenn auch mit breitem normannischen Akzent. »Ich bin der Stiefsohn von Raynald de Chatillon und Erbe von Kerak und ich glaube dir kein Wort. Werft ihn ins Verlies, bis ich mich entschieden habe, was aus ihm werden soll!«

18
    R obert brauchte eine Weile, um sich von dem Schock darüber zu erholen, dass er so schnell aufgeflogen war. Das einzig Gute an dieser verzweifelten Situation war: Er musste das Verlies nicht mühevoll suchen, sondern wurde direkt dorthin gebracht. Wenn er erst seinen Vater gefunden hätte, würden sie zusammen schon einen Weg finden, hier herauszukommen.
    Seine Angst verwandelte sich jedoch in Entsetzen, als er das klägliche Dutzend Gefangener erblickte und feststellte, dass sein Vater nicht unter ihnen war. Die Soldaten, die ihn hergebracht hatten, stießen ihn in die Zelle und verriegelten die Tür hinter ihm. Er stolperte ein paar Schritte weiter. Seine Mitgefangenen musterten ihn ohne allzu großes Interesse. Robert versuchte tapfer, seine immer größer werdende Panik zu bekämpfen.
    »Kennt … kennt jemand Lord Wilfrid?«, fragte er. Seine Stimme war brüchig. »Wilfrid de Kyme aus England?«
    Ein alter, hagerer Mann sah kurz auf; alle anderen wandten den Blick ab. Ihre Kleidung war schmutzig, aber Robert konnte erkennen, dass sie einmal bunt gewesen war und nicht für den Kampf geeignet. Es waren Kaufleute. Sie sahen nicht verhärmt genug aus, als dass sie schon Geiseln unter Raynald Geiseln hätten gewesen sein können. Humphrey de Toron musste zumindest hinsichtlich der Betätigung als Gelegenheits-Raubritter das Erbe seines Stiefvaters übernommen haben.
    »Wilfrid de Kyme?«, wiederholte Robert. »Kennt jemand von euch Wilfrid de Kyme?« In seiner Not fiel er vor dem Nächstbesten auf die Knie, packte ihn am Kragen und schüttelte ihn. »Wilfrid de Kyme – Habt Ihr ihn gesehen? War er hier? Wo ist er jetzt?«
    Der Mann machte sich von Robert los und rutschte auf seiner Strohschütte beiseite. Die anderen murmelten und warfen ihm Seitenblicke zu.
    Robert ließ die Hände in den Schoß sinken und seine Lippen begannen zu zittern. Alles war umsonst gewesen, alles, was er und Edith auf sich genommen hatten, alles, was sie erhofft hatten.
    Das Einzige, was sie erreicht hatten, war die Gewissheit, dass Lord Wilfrid tot sein musste und dass es keine Zukunft für sie gab. Wahrscheinlich würden sie nicht einmal mehr aus dem Heiligen Land heimkehren, sondern hier umkommen.
    Robert rollte sich auf dem Stroh zusammen und weinte seine Erschöpfung, sein Entsetzen, seine Trauer und seine Furcht hinaus. Nach einer Weile stand der ältere, hagere Mann auf, setzte sich neben ihn und legte ihm wortlos eine Hand auf die

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