Loge der Lust
schwirrten durch Teenas Kopf, es war die Verwirrung pur. Sie suchte nach scharfsinnigen Fragen. Vergeblich. Ihre Gefühle überschlugen sich. Es herrschte Chaos in ihr.
„Mach den Mund zu“, sagte er belustig. „Dass ich es liebe zu spielen, solltest du mittlerweile wissen. Momentan möchte ich einzig und allein dich als Lustspielzeug – aber aus freien Stücken.“
„Ich verstehe nicht.“ Ihr Hals war trocken.
„Ich möchte, dass du dich freiwillig mit mir einlässt. Aus freien Stücken sollst du dich mit mir treffen, dich meinen Regeln fügen. Ich habe dir bewiesen, dass du mir vertrauen kannst. Lass dich fallen. Deine sexuellen Wünsche sind auch die meinen.“
Sie fürchtete sich, allerdings mehr vor ihrer eigenen Hemmungslosigkeit als vor ihm, denn sie kannte ihre Grenzen nicht. Was wäre, wenn sie ein Tier in sich erweckte, das sie schon bald vor sich selbst erschaudern ließ? „Das glaube ich nicht.“
„Wir sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Das habe ich dir zweimal demonstriert. Behaupte nicht, dass du schon bessere Orgasmen erlebt hast!“
Sie senkte den Blick. „Was sind deine Regeln?“
„Bedingungsloses Vertrauen, Hingabe, Leidenschaft, Offenheit und Ehrlichkeit, keine Fragen, keine Recherche, all die Dinge, die dir schwerfallen. Wenn ich dich zu einem Lusttreffen bestelle, kommst du so, wie ich es dir vorschreibe, und an den Ort, den ich vorgebe.“
„Ich kann mich dir nicht ausliefern!“, sagte Teena entrüstet. Sie drückte die Fäuste gegen den Venushügel, damit das Pulsieren in ihrer Scham aufhörte, aber es wurde nur intensiver. „Ich weiß nicht einmal, wer du bist.“
„Die Zeit ist noch nicht reif für meine Demaskierung. Habe Geduld. Ich verspreche dir, dass dir nichts geschehen wird. Du wirst zerfließen, wirst jammern und schreien vor Erregung. Die exotische Welt der Wollust – ich bereite dir den Weg dorthin.“
Plötzlich hatte Teena eine Idee. Wenn sie auf seinen Vorschlag einginge, würde er sie höchstwahrscheinlich zu weiteren Partys mitnehmen. So könnte sie sich in die Verbrecherbande, oder was auch immer diese Gemeinschaft war, unter dem Schutz des Anführers einschleichen. Würde sie dem Druck gewachsen sein? Die Aussicht war verlockend, Arbeit und Vergnügen zu verbinden, doch sie fragte sich, ob sie abgebrüht genug war.
Darüber würde sie später in Ruhe nachdenken. Nun entschied sie, sein Angebot erst einmal zu akzeptieren. Einen Rückzieher konnte sie immer noch machen. „Ich möchte es versuchen.“
„Das reicht mir aber nicht. Ein Versuch ist immer nur halbherzig.“
„Ich will mich dir hingeben.“
„Ohne einen Beweis, dass du meiner Einladung nicht leichtfertig folgst, sondern es ernst meinst, kann ich dich nicht unter meine Fittiche nehmen.“
Teena wurde angst und bange. Da hatte sie sich ja einen tollen Plan zurechtgelegt. Der Fremde machte es ihr nicht einfach. Wie hatte sie das nur glauben können?
„Du wirst eine Aufgabe von mir erhalten, eine erotische selbstverständlich, die einen gewissen Gentleman betrifft“, sprach er in Rätseln und kletterte auf den Fenstersims.
Dort hockte er, den Blick auf Teena gerichtet. Das Mondlicht schien auf sein Gesicht und ließ ihn geheimnisvoll wirken. Sie meinte an seiner Nase einen kleinen Schatten wahrzunehmen. Vermutlich nur eine optische Täuschung in diesem gespenstischen Licht. Dennoch sah sie genauer hin. An der Nasenwurzel, kurz über dem Ansatz des Tuchs, war tatsächlich etwas, aber sie konnte es nicht genau erkennen.
Eine Erinnerung meldete sich, doch sie war zu verschwommen, als dass Teena sie deuten konnte.
„Überlege dir mein Angebot.“
Teena wollte den Fremden, niemanden sonst. Offensichtlich war das eines seiner geliebten Spiele. Er machte Teena glauben, dass er sie begehrte, und spannte sie insgeheim für seine Schandtaten ein.
Ihr platzte der Kragen. „Ich soll einen eurer Gäste verführen, richtig? Ich soll ihn durch gewisse Dienste gefügig machen, damit ihr ihn erpressen könnt. Niemals! Du hattest es fast geschafft, mich vom Gegenteil zu überzeugen, doch jetzt erkenne ich – du bist und bleibst ein Krimineller!“
„Ich bin nicht krimineller als du.“ Er schmunzelte.
Teena dachte an die Perücke, die sie heimlich im Forensiklabor hatte untersuchen lassen, an den Einbruch bei Rosalin und den Diebstahl des Shampoos. Was wusste er?
Bevor der Fremde auf das Garagendach sprang, sagte er: „Auch ich will dir einen Beweis dafür geben, dass ich die
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