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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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Sawkenshaw sprang ihr förmlich ins Auge.

7.
    Der Bericht erzählte, dass Roz wegen Prostitution auf dem Parkplatz an der Abfahrt Darlington verhaftet worden war.
    Prostitution? Teena war so aufgeregt, dass sie Wörter überlas, den Zusammenhang nicht verstand und noch einmal von vorne beginnen musste.
    Roz hatte damals Stein und Bein geschworen, dass sie keine Frau sei, die für Sex Geld nehmen würde.
    Warum bezweifelte Teena das? Ein Gönner würde doch nicht den Dessousladen finanzieren und ihr teure Geschenke machen, ohne etwas dafür zu verlangen, schließlich hatte Roz nicht von einem Finanzier, sondern von einem Verehrer gesprochen. Aber wer war Teena, dass sie den ersten Stein warf, wo sie doch selbst erst letzte Nacht für Sex bezahlt worden war. Sie schämte sich, schlecht von ihrer Freundin zu denken.
    Neugierig las Teena weiter, um zu erfahren, mit welchem Mann Roz erwischt worden war. Nichts. Nicht einmal Initialen oder ein Pseudonym. Sein Name wurde nicht erwähnt, so als hätte sich Roz allein auf dem Parkplatz vergnügt. Das war mal wieder typisch! Eva, die Verführerin, wurde angeklagt, und Adam, der freiwillig der sündigen Verlockung nachgab, kam ungeschoren davon.
    Aber auch Rosalin hatte Glück gehabt. Aufgrund fehlender Beweise wurde die Anklage gegen sie fallen gelassen. Oder war es deshalb nie zu einem Gerichtsverfahren gekommen, weil der Mann nicht hatte aussagen wollen, um seine Anonymität zu wahren?
    Erschöpft vom vielen Lesen, schaute Teena nur oberflächlich über die restlichen auf Mikrofilm gespeicherten Zeitungen. Das Archiv war einfach zu groß. Die Buchstaben schwirrten ihr schon vor den Augen. Sie konnte sich kaum noch darauf konzentrieren, nur die Bilder nahm sie noch wahr. Schlagartig wurde sie aufmerksam, als sie meinte Matthew Hallows Gesicht entdeckt zu haben.
    Interessiert scrollte sie zurück. Ja, das war er! Unter dem Schwarz-Weiß-Foto stand: „Letzte Fuchsjagd von Gardenrye“. Einen Artikel gab es nicht. Das Foto gehörte zu einer Art Collage mit Bildern, die Jagdszenarien aus der Umgebung von Newcastle zeigten, kurz bevor am 18.02.2005 die Fuchsjagd in England verboten wurde. Matthew stand Arm in Arm mit zwei Herren in Jagdkleidung. Sie posierten für die Kamera, indem sie die erlegten Tiere hochhielten.
    Teena schüttelte sich. Sie konnte mit der Jagd nichts anfangen.
    Gerade wollte sie das Lesegerät ausschalten, als das Gesicht eines der Begleiter von Matthew ihre Aufmerksamkeit erregte. Konnte es sein …? War das wirklich …? Sie riss sich zusammen, rieb ihre Augen und schaute genauer hin. Ethan Woodridge. Er war der Mann, der rechts neben Matthew stand und freundschaftlich seinen Arm um ihn gelegt hatte. Teena hätte ihn fast nicht erkannt, da er eine schwarze Reiterkappe trug. Wie war das möglich? Matthew hatte doch so getan, als würde er den Earl of Cunninghall nicht kennen. Möglicherweise hatten sie sich zerstritten oder waren nur zufällig zusammen auf das Foto geraten.
    Noch während sie nachdachte, fiel ihr Blick auf den Siegelring an Matthews Hand. Ach, nein, das war die von Ethan. Sie sollte wirklich endlich Schluss machen für heute, jetzt fingen auch noch die Bilder an, vor ihren Augen zu verschwimmen.
    Doch dann erstarrte Teena. Sie beugte sich mit dem Gesicht nah an den Bildschirm heran und zoomte zusätzlich in das Foto hinein. Tatsächlich, Woodridge und Hallow trugen die gleichen Siegelringe! Alle drei Männer hielten ihre Ringe in die Kamera. Wahrscheinlich gehörten sie zu ein und demselben Jagdverein. Die Männer wirkten wie Musketiere. Alle trugen die gleiche Jagdmontur, posierten mit stolz geschwellter Brust und hielten den Ring als Zeichen ihrer Zusammengehörigkeit in die Kamera. Einer für alle und alle für einen. Was war geschehen, dass Woodridge und Hallow sich nun so aufführten, als würden sie einander nicht kennen?
    Teenas Blick streifte die digitale Wanduhr, die über dem Eingang der Abteilung hing, und sie erschrak. „Schon so spät?“
    Die Aufsicht eilte zu ihr hinüber und legte den Finger an die Lippen. „Miss, Sie müssen wirklich still sein. Ruhe ist das oberste Gebot in einer Bibliothek. Die Leser müssen sich konzentrieren können. Es ist daher unangebracht …“
    „Ich gehe schon!“, sagte Teena trotzig, dabei hatte sie ohnehin vor, sich aufzumachen. Sie druckte den Artikel über Rosalin und das Foto der letzten Jagd in Gardenrye aus, räumte die Mikrofilme weg und stürmte aus der Stadtbibliothek. Nicht nur

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