Loge der Lust
Warm, beherrscht und ihr sehr wohl bekannt. Sie ging ihr unter die Haut.
Teena flog sofort herum und sah unmittelbar in eisblaue Augen.
11.
Der Maskierte aus dem Coast Liquor Store! Ungläubig starrte sie ihn an. Er wirkte Furcht einflößend, nun noch mehr als bei ihrem ersten Zusammentreffen. Fasziniert und eingeschüchtert betrachtete sie seine afrikanische Maske, die zugleich verlockend schön und abstoßend war. Sie war aus Ebenholz gefertigt und ließ nur Augen und Mund frei. Die blutroten Hörner setzten sich auffällig vom Schwarz des Holzes ab, ebenso der eingefärbte Bart, der augenscheinlich aus Pflanzenfasern und Schnüren bestand. Er fiel so weit herab, dass er den ebenfalls schwarzen Umhang des Unbekannten berührte.
Teena öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch der Fremde verschloss ihre Lippen mit seiner Hand. Mit der anderen schnipste er. Ein Mann in einer braunen Mönchskutte, die an der Taille mit einer weißen Kordel gebunden war, kam heran, offensichtlich eine der Wachen. Die freie Hand des Maskierten glitt unter Teenas Bustier-Hemd.
Entsetzt hielt sie die Luft an.
Bevor sie sich wehren konnte, ertastete er den Gürtel. Er schien nicht verwundert zu sein, sondern folgte dem Riemen bis zu ihrer Kehrseite. Eiskalte Schauer liefen ihr über den Rücken. Sie spürte die sanfte Berührung seiner Finger und fühlte zugleich, wie die Angst in ihr wuchs. Während er in Teenas Augen blickte, öffnete er die Gürtelschnalle. Er packte das Abhörgerät und riss daran. Teena erschrak. Ihr Atem ging rascher. Die Klebestreifen lösten sich. Das Mikrofon verschwand zwischen ihren Brüsten. Ohne den Blick von Teena zu nehmen, übergab er das Gerät dem Wachmann.
Entsetzt versuchte sie die Hand von ihrem Mund zu lösen, doch der Maskierte drückte sie gegen die Wand. Er tastete nach der Minikamera. Unwirsch riss er sie aus dem Bund des Rocks. Der Mönch nahm den Fotoapparat und wartete, bis der Maskierte nickte. Dann verschwand er.
Teenas Puls raste. Sie fühlte sich nackt ohne die Verkabelung. Ihre einzige Verbindung zu Matthew, Lewis und Joshua war abgerissen. Der Maskierte hatte Teena enttarnt! Wie war das möglich? Ausgeliefert und hilflos kam sie sich vor. Ihre Kollegen, die unweit des Kesselhauses kauerten, hatten keinen blassen Schimmer, in welcher Gefahr sie schwebte. Würden sie merken, dass etwas mit der Übertragung nicht stimmte? Würden sie das Gebäude stürmen, wenn sie längere Zeit nichts von ihr hörten? Sie fühlte sich alleingelassen. Aber sie hatte es ja nicht anders gewollt. Nun stand sie der lang herbeigesehnten Herausforderung gegenüber und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Diese Augen! Sie funkelten kalt, weil Teena sich auf die Party eingeschlichen hatte. Aber war da nicht auch ein Funke Lüsternheit?
Endlich nahm er die Hand von ihrem Mund. „Du hättest nicht herkommen sollen, Christeena.“
Er kannte ihren Namen! Teena wollte etwas entgegnen, doch ihr versagte die Stimme.
„Ich weiß, wer du bist. Ich kenne den Grund für dein Kommen“, sprach er, neigte sich zu ihr und drohte: „Und ich kann dich auffliegen lassen.“
Seine Hand strich sanft über den Minirock. Er fasste ihren Hintern und zog sie zu sich heran. Bebend lag sie in seinen Armen. Sie starrte ihm in die Augen, suchte nach einem Hinweis auf seine Identität und wusste doch nur eines ganz sicher.
„Ihr“ sanfter Ganove war nicht Matthew.
Der Polizeichef wartete vor dem Kesselhaus darauf, dass sie ihm die Lady in Pink brachte oder zumindest Informationen über die Verbrecherorganisation über das Mikrofon sandte. Aber hier stand sie, enttarnt durch einen Mann, der so aufregend war, dass sie in seiner Nähe kaum atmen konnte. Nur wie gefährlich war er?
Schließlich fand Teena ihre Sprache wieder. „Sie sind der Organisator dieses Events, habe ich recht?“ Zumindest die Wachen tanzten nach seiner Pfeife.
„Gut erkannt, Polizistin. Sie nennen mich den Leitwolf. Ich bin zuweilen ebenso Ordnungshüter wie du und habe als solcher gerade eine Einbrecherin gestellt. Diese Party ist nur für geladene Gäste. Du gehörst bedauerlicherweise nicht zu meinem Rudel.“
Teenas letzter Rest Mut verschwand. Was hatte Matthew über den Kopf der Gang gesagt?
„Die Verbrecherbande ist verdammt gut organisiert, der Kopf ein wahrer Teufelskerl. Wir müssen höllisch vorsichtig vorgehen.“
Hier stand sie vor dem Anführer und hatte keinen blassen Schimmer, wie sie aus seiner Umklammerung entfliehen
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