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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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denn sie wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen, doch der Griff des Mannes war fest. Im Vorübergehen beäugte sie das Treiben, ein wenig neidisch, wie sie sich schweren Herzens eingestand. Trotz der Dunkelheit in den Hohlräumen waren Körper zu erkennen, die sich verrenkten, kniende Frauen, Männer, die auf allen vieren hockten, eine Handvoll Vermummter, die eine Frau massierten, welche auf einem Stahlkasten lag. Beine ragten in die Höhe, Arme griffen unter Gewänder, berauschende Küsse prasselten auf Münder, Brüste, Unterleiber, und Klapse schnellten auf Hinterbacken und gelutschte Zehen. Die gregorianischen Choralgesänge konnten die animalischen Geräusche nicht überdecken. Fasziniert lauschte Teena dem Stöhnen und dem Seufzen, den schmutzigen Worten, den Aufschreien, dem Anfeuern und dem Schmatzen, das entstand, wenn in schnellem Rhythmus feuchte Haut auf feuchte Haut klatschte. Sie konnte nicht mehr entscheiden, ob sie in der Hölle oder im Himmel gelandet war.
    Der Maskierte führte sie in einen Nebenraum. „Lehrwerkstatt“ stand in schmiedeeisernen Lettern über dem Eingang. Teena ließ sich nur widerwillig durch eine kleine Ansammlung von Menschen hindurchzerren. Der Mob stand um einen Werktisch herum. Auf der dicken Arbeitsplatte, die löchrig war und zahlreiche Risse aufwies, lag ein nackter Mann auf dem Bauch. Er trug eine Latexmaske, die nur eine Öffnung für die Nase hatte. Sein Glied stand steif von seinen Lenden ab und ragte durch ein Loch in der Platte nach unten heraus. Die Frau im Catsuit, die Teena schon beim Betreten des Kesselhauses aufgefallen war, bearbeitete seinen Rücken mit ihren langen, rot lackierten Fingernägeln. Bei jeder Bewegung klingelten die Glöckchen, die an ihren Brustspitzen hingen. Die Tischbeine waren so stämmig und stabil, dass der Tisch nicht wackelte, obwohl der Mann mit Armen und Beinen ruderte. Sein Kreuz war mit Kratzern, Schrammen und Bisswunden übersäht. Das schien ihn zu elektrisieren. Denn als die Frau unter den Tisch griff und seinen Phallus ein einziges Mal mit den Nägeln streifte, entlud er sich auf den Boden der ehemaligen Werkstatt. Die Frau in dem Latexsuit half ihm aufzustehen. Sie umarmte ihn und führte ihn beiseite.
    In diesem Moment zog der Maskierte Teena zum Tisch.
    „Nein, das kannst du mir nicht antun“, flüsterte sie und pfiff auf die Höflichkeitsform. „Das ist nicht meine Welt.“
    „Woher willst du das wissen, wenn du es noch nie ausprobiert hast?“
    Er wollte in die Hände klatschen, um die Aufmerksamkeit der Umstehenden zu erlangen. Das nutzte Teena und stürmte davon. Doch schon am Ausgang der Werkstatt holte er sie ein und fasste ihren Arm.
    Sie wehrte sich und zappelte aus Leibeskräften. „Ich will das nicht!“
    „Was denn? Du kannst nicht ahnen, was ich mit dir vorhabe.“ Mit sanfter Gewalt zerrte er sie zurück. „Vertrau mir. Es wird dir gefallen, wie schon bei unserem ersten Treffen.“
    „Wie kann ich dir denn vertrauen? Ich kenne dich nicht einmal.“
    „Nein?“, fragte er provozierend.
    Sie hörte auf, sich zu wehren, und schaute ihn mit großen Augen an. Alles in ihr war angespannt. Möglicherweise war das der Zeitpunkt der Wahrheit. „Wer bist du?“
    Er lachte amüsiert. Dann zog er sie in seine Arme und wisperte in ihr Ohr: „Du bist doch Polizistin. Finde es selbst heraus.“
    Die anwesenden Gäste starrten Teena an. Sie fragten sich bestimmt, was vor sich ging und ob ihnen ein neues Schauspiel geboten werden würde. Wer versteckte sich wohl hinter all den Masken? Die Kassiererin der „Gardenrye Groceries“, der Inhaber des „Finger Food“, vielleicht einer der Bibliothekare aus dem Archiv in Newcastle oder gar Misses Uyema-Skinner? Eventuell waren diese Menschen nicht wohlhabend genug, überlegte Teena. Wenn der Prostituiertenring plante, die Gäste später zu erpressen, würden sie nur die Reichen und Mächtigen einladen. Aber war es nicht ganz natürlich, sich Menschen, die man kannte, hinter den Masken vorzustellen, da es schauderhafter war, vor Bekannten bloßgestellt zu werden als vor Fremden?
    Der Alphawolf baute sich vor Teena auf, und diesmal wagte sie nicht mehr zu flüchten, denn die Anwesenden bildeten einen Kreis um sie.
    Er trat von vorne an sie heran. Behutsam hob er ihr Kinn, damit sie ihm in die Augen sah. „Ich appelliere an deine laszive Seite, die ich erkenne, ebenso wie du. Lebe deine Fantasien aus. Die Situation könnte nicht günstiger sein. Hier ist der

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