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Lohn der Angst

Lohn der Angst

Titel: Lohn der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Arnaud
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mich aus mit allem, was knallt. Aber schlafen, in solch einer Kiste ... Maricón Dios! Der Gedanke war mir nie gekommen ... Conyo! Und du, Rumäne, hast du das Taschentuch nicht gesehen?«
    »Wie hätt ich denn ahnen können, daß das heißt: langsamer fahren?«
    »Das weiß doch hier jeder Fahrer. Alles Weiße an der Strecke bedeutet: Gefahr. Man hat immer ein Taschentuch, ein Hemd, eine Zeitung bei sich, die man dalassen kann, um die andern zu warnen«, erklärte Bimba.
    »Das wußte ich nicht. Ich habe hier niemals einen Wagen gefahren. Was ist denn mit euch passiert?«
    Luigi und Bimba hatten unterwegs halten müssen. Irgendeine Unreinheit im Brennstoff hatte Fehlzündungen verursacht, der Motor hatte sich heißgelaufen, und sie konnten mit ihrer hohen Geschwindigkeit nicht mehr bis nach Los Totumos durchfahren. Sie suchten nach einem geeigneten Wegstück, auf dem sie halten konnten, als sie kurz nach Pumpe 6, rechts, eine Art Reparaturlager erblickten. Vor etwa acht Tagen hatte Gefahr bestanden, daß die Pipeline an dieser Stelle brüchig wurde. Die Crude hatte mehrere Wagen mit Ersatzrohren hierhergeschickt, um dreihundert Meter Rohrleitung zu erneuern; und um die Arbeiten zu erleichtern, war ein weites Gelände einschließlich einer breiten Zufahrt von einem Bulldozer planiert worden.
    Mit achtzig Kilometern Stundengeschwindigkeit war Luigi mit dem K.B. in diese »Garage« gefahren und hatte ihn dort zum Stehen gebracht. Während er den unbedeutenden Schaden behob, war Bimba zu Pumpe 6 zurückgegangen und hatte dort das Warnsignal angebracht. Mehr noch, er hatte ein zweites Taschentuch an einem Stock bei der Einfahrt zu dem Lager aufgehängt. Denn er wußte, daß sie für den Rest des Weges bis zum Dorf keine Möglichkeit finden würden, wieder auf ihre alte Geschwindigkeit zu kommen, die andern mußten deshalb ebenfalls den Lagerplatz benutzen, um hier auf eine geringere Geschwindigkeit umzuschalten.
    »Da bin ich also zwei Taschentücher los«, schloß Bimba.
    »Wie wär’s, wenn wir uns hier etwas zu beißen kauften?«
     
     
    Kaum sassen sie in der Posada bei einer Flasche Chicha * , bei gerösteten Maiskolben, dem schweren Maisbrot, einem Maisbrei und einem Teller mit trockenem Carne guisada * * – ein wahres Festmahl! –, da erschien in der Tür ein alter Mann. Er zitterte am ganzen Körper, und seine Stimme klang wie das Meckern eines Ziegenbocks.
    »Macht, daß ihr fortkommt! Schert euch zum Teufel mit eurer Höllenladung. Ich bin der Ortsälteste hier, und niemand von uns will, daß unser Dorf in die Luft fliegt, damit die Yankees ihr Petroleum retten.«
    »Langsam, langsam, Alter. Nichts wird in die Luft fliegen. Komm her, trink ein Glas Chicha mit uns. Wir fahren gleich weiter.«
    Der Alte blieb unbeweglich stehen, seine Augen starr auf sie gerichtet. Zorn und Angst lagen in seinem Blick. Er murmelte weiter vor sich hin:
    »Macht, daß ihr fortkommt! Macht, daß ihr fortkommt!«
    »Setz dich und trink eins mit uns«, wiederholte Bimba.
    »Wir sind keine Amerikaner. Ich bin Spanier, der da ist Italiener, er Franzose, er Rumäne, du bist von hier, und die Gringos, die können uns alle mal ... oder?«
    »Aber was haben euch die Amerikaner denn getan?« fragte Johnny.
    »Zuviel«, sagte der Alte. »Sie kommen hierher, sie kaufen alles Land auf, wo sie Petroleum finden, und das Geld dafür bezahlen sie an die Regierung; die Regierung steckt es ein, aber um uns kümmert sich niemand, wir sind schlechter dran als zuvor, und ärmer dazu ... Wir hassen die Yankees.«
    »Aber sie bauen doch Krankenhäuser für euch und pflegen euch! Die Syphilis und das Sumpffieber haben euch ja aufgefressen, bevor sie gekommen sind...«
    »Die Malaria vielleicht, aber an Syphilis waren wir so gewöhnt, daß wir kaum noch darauf achtgegeben haben. Heute machen sie uns mit ihren Spritzen dreimal kranker, als wir vorher waren. Aber wenn es nur das wäre.«
    Er dämpfte die Stimme und machte ein Gesicht, als wolle er ihnen ein Geheimnis anvertrauen. Bimba schenkte ihm ein neues Glas Chicha ein. Es war das dritte, er mußte von Kindesbeinen an daran gewöhnt sein, der Schnaps schien bei ihm nicht die geringste Wirkung zu haben.
    »Sie nehmen uns unser Blut«, flüsterte der Alte.
    »Wieso denn das?«
    »Na, das könnt ihr euch doch denken. Bei all den Kriegen, die sie führen, fehlt es ihnen immer daran. Und da Guatemala seit hundertfünfzig Jahren im Frieden lebt, wird jedem von uns, der in eines ihrer Krankenhäuser kommt,

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