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Lohn der Angst

Lohn der Angst

Titel: Lohn der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Arnaud
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die Hälfte seines Blutes abgezapft.«
    Er starrte Bimba einen Augenblick lang an, dann schüttelte er mißbilligend den Kopf und fügte hinzu:
    »Das ist so wahr, wie ich hier stehe. Und wenn unsereins dabei krepiert ... da machen sie sich nichts draus.«
    Die Mahlzeit ging zu Ende. Die vier Chauffeure standen auf. Essen und Trinken hatten ihnen gutgetan; sie fühlten sich gestärkt, entspannt.
    Die Reihenfolge der Wagen blieb die gleiche wie bisher: die Mannschaft Luigi-Bimba sollte wieder als erste starten; Stürmer und Mihalescu würden mit einem Abstand von einer Stunde folgen.
    »Ihr werdet doch nicht durch das ganze Dorf fahren?« meckerte der Ortsvorsteher, der ihnen bis zu den Wagen gefolgt war. »Ihr werdet das doch nicht mit dieser Höllenladung tun?« Und wie für sich setzte er hinzu: »Immer das gleiche; die Weißen sind verrückt genug, ihr Leben für Geld zu verkaufen; aber am Ende gehen wir dabei drauf, und uns zahlt niemand einen Heller.«
    Der Dorfpfarrer, der auf dem Platz gewartet haben muß, stand plötzlich neben ihnen.
    »Ihr habt kein Recht, das zu tun. In dieser Ortschaft wohnen siebenhundert Menschen. Frauen, Greise, unschuldige Kinder. Bei eurer unsterblichen Seele beschwöre ich euch...«
    »Was will denn der hier?« rief Bimba. »Wir sind doch noch nicht in die Luft geflogen, oder? Und es ist nicht einmal sicher, daß wir gleich krepieren. Hör auf mit deinem Gequatsche, Hochwürdigster, wir fahren trotzdem durch das Dorf.«
    »Aber ihr habt kein Recht dazu ... wozu ist die Umleitung in Ordnung gebracht worden ... werde mich bei der Gesellschaft beschweren!«
    »Na, wennschon! Entweder fliegen wir in die Luft, dann kann sich niemand mehr beschweren, und niemand braucht einen Anschiß einzustecken, oder alles geht gut, dann könnt ihr mit eurer Beschwerde machen, was ihr wollt, da wird sich niemand drum kümmern.«
    Luigi war Italiener. Dieser Streit mit einem Priester ging ihm gegen den Strich. Er versuchte sich ins Mittel zu legen.
    »Wie sieht denn die Umleitung aus? Ist sie in gutem Zustand?«
    »In ganz vorzüglichem Zustand, Señor«, versicherte der Geistliche. »Sie sind gestern mit dem Bulldozer darüber gefahren; sie ist besser als die Hauptstraße, viel besser.«
    »Kommt, wir können sie ja mal ansehen. Wenn sie wirklich so gut ist, warum nicht? Vielleicht ist es sogar leichter, von dort aus am Ortsausgang wieder auf Touren zu kommen.«
    Tatsächlich fanden sie die Umleitung in ausgezeichnetem Zustand: eine gerade und gewalzte Straße, die etwa zwanzig Meter vor den ersten Häusern anfing. Man sah, wie sie in der nächtlichen Ferne als große Kurve um die Ortschaft lief. Ein auffällig roter Pfeil markierte ihren Anfang. Gérard mußte dieses Zeichen übersehen haben, als er im Staub von Luigis Wagen seinen bewegten Einzug in Los Totumos gehalten hatte. Unter dem Pfeil war keine Höchstgeschwindigkeit angezeigt.
    »Wann hat der Bulldozer hier gearbeitet?« fragte Luigi, um ganz sicherzugehen.
    »Gestern früh; und sie haben den ganzen Tag über geschafft, ohne Pause«, antwortete der Priester. »Ein Ingenieur eurer Gesellschaft hat den Bulldozer vom Taladro 5 holen lassen ... auf diese Weise haben wir auch erfahren, daß ihr kommt.«
    Die Männer überlegten. Der Umweg machte höchstens fünf oder sechs Kilometer aus, und das, wie es schien, auf einer wahren Kegelbahn. Die ideale Startbahn, um auf der anderen Seite wieder auf das »Wellblech« zu kommen.
    Der Priester ließ nicht locker. Der Ortsvorsteher war verschwunden, seit von der Umleitung die Rede war. Ohne Zweifel vertraute er auf die Beredsamkeit des andern. Gehörte doch die Beredsamkeit zu dessen Beruf!
    Er machte einen guten Eindruck, der Alte in seiner Soutane. Mit seinen gütigen, ernsten Augen. Und was er sagte...
    »Ich selbst bin ein alter Mann. Ich habe keine Furcht. Aber die armen Leute, ihre Häuser, ihre Kinder ... die ganze Nacht über bin ich aufgeblieben, um zu beten, damit ihnen nichts passiert. Verschont sie. Ihr seid Männer, ihr wußtet, was ihr tatet, als ihr euch in diese Sache eingelassen habt. Sie aber, was haben sie damit zu schaffen ... Nehmt diesen Weg. Ich, ich werde wieder beten; diesmal für euch.«
    »Brich dir nur nichts ab«, sagte Bimba. »Ich trau dir doch nicht. Ich hab nicht umsonst so viele von deiner Sorte im Krieg verbrannt.«
    »Porca Madonna, hältst du jetzt das Maul, farabutto!« knurrte Luigi der Fromme. »Einverstanden, Padre, wir fahren hier entlang.«
    Niemand hatte ihn

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