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Lohn der Angst

Lohn der Angst

Titel: Lohn der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Arnaud
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mit offenen Augen ins Gesicht. Die Männer des Dorfes stehen dabei. Sie wollen ihr Oberhaupt verteidigen und wagen es doch nicht. Schließlich öffnet ein junger Indio den Mund:
    »Das alles hat der Padre gemacht. Hier unter dem Pfeil war auch noch ein Schild. Ihr könnt noch die Löcher sehen. Er hat es selbst abgerissen.«
    Die anderen bestätigen, was er sagt.
    »Ja, der Padre hat es selbst abgerissen. Er hat gesagt, wenn ihr das lest, fahrt ihr durchs Dorf...«
    »Wir wollten alle zur Nacht aus dem Dorf gehen«, sagt ein anderer. »Aber der Padre hat es uns verboten: die Kirche und das Pfarrhaus liegen gerade an der Hauptstraße.«
    »›Laßt mich nur machen‹, hat er gesagt, ›ich nehme alles auf mich, ich werde sie überzeugen, ich werde sie auch vor den Gefahren der neuen Straße warnen.‹«
    »›Laßt mich nur machen.‹ Das sind seine eigenen Worte.«
    »Und wo steckt er jetzt?«
    »Er ist fort. Verliert keine Zeit damit, ihn zu suchen. Jetzt, da ihr alles wißt und wir unsere Häuser verlassen haben, fahrt durch das Dorf. Wir werden erst wieder zurückgehen, wenn ihr fort seid.«
    Aber auf dem Ohr hören sie nicht; speziell Bimba nicht.
    »Kommt mit!« ruft er seinen Genossen zu. »Wir werden ihn schon finden.«
    »Ich bleibe bei den Wagen«, antwortet Luigi. »Wir können sie nicht ganz allein lassen...«
    Die andern folgen Bimba.
     
     
    Sie brauchten nicht lange zu suchen. Natürlich hatte der Priester sich in die Kirche geflüchtet. Dort spürten sie ihn auf.
    »Komm hier raus!« herrschte Gérard ihn an.
    Der Priester machte keine Bewegung, um sich zu verteidigen, er sagte kein Wort. Bimba warf sich auf ihn, und der Alte fiel zu Boden. Der Spanier packte ihn bei den Schultern, rollte ihn herum und begann mit aller Kraft das Gesicht des Priesters gegen den Zementboden zu reiben. Immerzu...
    »Hör auf«, sagte der Rumäne. »Was nützt dir das, wenn du ihn umbringst. Dann hast du nicht mal was von deinem Geld.«
    Aber Bimba ließ erst viel später los. Der Alte atmete kaum noch.
    Als sie wieder bei dem Wagen waren und Luigi erfuhr, was geschehen war, seufzte er.
    »Das wird uns kein Glück bringen«, murmelte er vor sich hin.
     
     
    Wenn Linda, die Mestizin, wüßte, wie schnell der Mann sie vergessen hat, der ihr Geliebter, ihr Gebieter war, dessen gehorsames und sogar für Augenblicke geliebtes Geschöpf sie sein durfte, wenn sie es wüßte, daß sie für diesen Mann, der jetzt mit seiner Bombe im Rücken durch die Gegend rollt, aufgehört hat zu existieren, sie würde es nicht mehr ertragen, für ihn zu arbeiten, an ihn zu denken oder auch nur zu leben; ohne Zweifel würde sie dann schlafen wollen, nur schlafen, wie die Prinzessin im Märchen, bis zu seiner Wiederkehr ... wenn Wiederkehr...
     
     
    Da sitzt einer, der seine fünf Sinne besser beisammen hat, der wirkliche Intelligenz beweist und ohne Unterlaß an die denkt, auf deren Tod er wartet: das ist Smerloff.
     
     
    Auch dem fernen Gebieter ist Linda gehorsam geblieben; sie hat Bernardo hinter dem bunten Vorhang ihrer Kabine empfangen.
    Deshalb ist sie enttäuscht und gekränkt, als man den Jungen am nächsten Morgen, schon kalt, an einem Haken vor der Tür des Corsario findet.
     
     
    Sie hatten das Dorf ganz langsam durchquert und waren im Schneckentempo auf das »Wellblech« gekrochen, oder vielmehr wie eine Schildkröte, eine vorsichtige Schildkröte, die jedesmal erst sieht, wohin sie ihre Pfote setzt. Stürmers Wagen hielt jetzt, um die andern vorauszulassen.
    Die beiden Männer rauchten schweigend. Sie warteten wohl schon seit einer halben Stunde. Gérard öffnete die Wagentür. Er wollte aussteigen, sich die Beine vertreten, ein wenig die Nerven entspannen.
    Da schlägt plötzlich eine ungeheuerliche Helligkeit vor ihnen auf und erleuchtet mit einem Schlag einen ganzen Sektor des Horizonts – dann ist wieder tiefe Nacht. Eine kaum glaubliche Helligkeit, weiß wie das Blitzlicht des Photographen; sie enthüllt eine Sekunde lang jede Einzelheit einer jeden Erdscholle, eines jeden Grashalms, so weit der Blick reicht. Eine schneeweiße Augenblicks-Sonne, die das Leben mit ihrem kalten Lichte tötet. Kaum ist sie erloschen, bricht der Lärm los: entfesselte Schallwellen, die keine Geländefalte finden, die ihnen Halt bietet, die endlos zurückgeworfen werden und einander schroffe Antworten zu geben scheinen. Der Luftdruck erfaßt den Wagen – es sieht aus, als wolle er ihn zusammendrücken – und fegt mit tausend Sandkörnern

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