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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guttenberg Biographie
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Untersuchungsausschuss alle relevanten Unterlagen übergeben
wurden, taucht die Mitschrift der Büroleiterin des Ministers dort monatelang
nicht auf. Angeblich, weil sie den Charakter privater Notizen habe und somit
nicht vorgelegt werden müsse. Erst am 9. Juni 2010 erhalten
die Ausschussmitglieder auf Anforderung die faksimilierten Notizen Basteks vom
Ministerium, »ohne dass damit eine anerkennende Aussage zur Reichweite des
Untersuchungsgegenstandes getroffen würde«, wie es im Begleitschreiben des
Ministeriums heißt.'
    Geradezu kurios mutet der
Wortwechsel zwischen dem Minister und dem SPD-Abgeordneten Rainer Arnold über
die Notizen Braunsteins und Basteks im Untersuchungsausschuss an. Guttenberg:
»Nach meiner Erinnerung haben sowohl Frau Bastek als auch Oberst Braunstein
auch Aufzeichnungen dieses Gespräches gemacht. Ich glaube, das kann man nicht
ein Protokoll nennen. Aber Aufzeichnungen wird es wohl geben.« Arnold: »Diese
Aufzeichnungen befinden sich nicht in unseren Unterlagen, obwohl wir die
angefordert haben. Können Sie uns dies erklären?« Guttenberg: »Die Aufzeichnungen,
Herr Kollege Arnold, sind von Frau Bastek und von Herrn Oberst Braunstein. Da
müssen Sie schon selber fragen, wo ihre Aufzeichnungen hin sind.« Arnold:
»Nein, Moment, Sie sind der Chef in diesem Büro, und natürlich entscheidet
nicht Ihre Sekretärin, was mit Aufzeichnungen passiert, Herr Minister, mit
Verlaub.« Guttenberg: »Wenn Sie die Aufzeichnungen der beiden Personen
brauchen, werden Sie sie als — Ich weiß nicht, wo die Aufzeichnungen sind. Die
Aufzeichnungen — Ich glaube, dass es Aufzeichnungen dieser beiden Gespräche
gibt, und die wird man Ihnen im Zweifel auch vorlegen können.« In dem Fall, in
dem das noch möglich war, geschah es. Dass sein Adjutant und seine Büroleiterin
tatsächlich eigenmächtig und ohne Rücksprache mit Guttenberg über Notizen zu
einer derart wichtigen Unterredung entschieden haben sollen, wäre zumindest
ein interessantes Detail. Letztlich wirkt es aber kaum glaubhaft.
    Gegen 14 .20 Uhr also
betreten Schneiderhan und Wiehert das Ministerbüro. Bei aller Gegensätzlichkeit
der Darstellung dessen, was dann geschieht, ist so viel sicher: Guttenberg eröffnete
die Unterredung mit dem Hinweis, dass er sich bei seiner Bewertung der Vorgänge
in der Nacht vom 3. auf den 4. September
in Afghanistan bislang auf den Comisaf-Bericht gestützt habe. Er will wissen,
ob es noch andere, vor allem deutsche Berichte gebe. Die »Bild«-Zeitung
behaupte das. Doch schon die Schilderungen dessen, was folgt, sind vollkommen
gegensätzlich. Guttenberg wird unter anderem vor dem Ausschuss behaupten,
Schneiderhan und Wiehert hätten seine Frage verneint. Auch als er die Frage
wiederholt habe, sei ein Nein die Antwort gewesen, stellt Guttenberg die Abläufe
zunächst dar. Später wird er sagen, jedenfalls habe Wiehert auch auf die
zweite Frage mit Nein geantwortet. Er, Guttenberg, habe insistiert und mit
Hinweis auf die »Bild«-Recherche gesagt, es müsse mindestens einen nationalen
Bericht geben. Erst daraufhin habe der Generalinspekteur zunächst den Bericht
von Oberst Klein genannt, anschließend jenen des Rechtsberaters Oberst Neumann
und schließlich den Bericht der Feldjäger.
    Schneiderhans und Wicherts
Darstellung des Gesprächs unterscheiden sich in einem entscheidenden Punkt
stark von der Guttenbergs. Sie hätten die Frage des Ministers nie verneint,
behaupten sie steif und fest. Vielmehr habe Schneiderhan von sich aus die
Berichte Kleins, Neumanns und der Feldjäger erwähnt, Wiehert die dem Minister
bereits vorliegende Darstellung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz. Von
Verweigerung keine Spur.
    Was sagen die Notizen von Sabine
Bastek? Das Wort »Nein« taucht darin jedenfalls nicht auf. Stattdessen findet
sich gleich nach der Eingangsfrage des Ministers nach »weiteren Berichten« das
Wort »Pause«. Anschließend hat Bastek die Antwort Wicherts notiert: »Außerdem
noch Bericht des Intern. Roten Kreuzes. Kenne keinen weiteren Bericht.« Gleich
darauf weist Schneiderhan den Aufzeichnungen Basteks zufolge auf »die 1. Meldung
von Oberst Klein« hin. Dann allerdings muss der Minister mehrfach nachfragen.
Wiehert sagt, Jung habe angeordnet, keinen eigenen Bericht zu erstellen, und
fährt fort: »Es gibt keine eigenen Quellen.« Allmählich - so jedenfalls
erscheint es in den Bastek-Notizen - taucht in den Antworten »die Zuarbeit von
deutschen Soldaten« auf, der Name Neumann, die

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