Lohse, Eckart
Schneiderhan dem
Ziel, die Bundeswehr tauglich für Auslandseinsätze zu machen. Zum ebenfalls
sozialdemokratischen Nachfolger Scharpings, Peter Struck, verbindet ihn ein
enges Verhältnis. Doch besagt das nicht allzu viel. Denn auch der tief in der
konservativen hessischen CDU verwurzelte Minister Franz Josef Jung verlässt
sich angesichts fehlender eigener Kenntnisse auf dem Feld der Sicherheits- und
Militärpolitik auf Schneiderhans Erfahrung, verlängert mehrfach dessen
eigentlich abgelaufene Amtszeit.
Erst durch ihren gemeinsamen
Zusammenstoß mit Guttenberg entsteht der Eindruck, dass Schneiderhan und
Wiehert stets ein Gespann gebildet hätten. Das stimmt so nicht, auch wenn sie
vor allem zum Höhepunkt und Ende ihrer Laufbahn hin die beiden entscheidenden
Männer des Verteidigungsministeriums waren, die die relative Schwäche ihrer
Minister zur eigenen Machtentfaltung nutzten. Wiehert, 1945 und damit
ein Jahr früher als Schneiderhan geboren, ist nur als Wehrpflichtiger bei den
Panzergrenadieren Soldat. Er studiert Jura, wird promoviert und geht zunächst
als Finanzbeamter zur Oberfinanzdirektion Köln. Sein Weg führt ihn ins Bundesfinanzministerium,
zum Internationalen Währungsfonds, wieder zurück ins Finanzministerium. 1984 wird der
parteilose Wiehert Referent der Arbeitsgemeinschaft Finanzen der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, zwei Jahre später holt Bundesfinanzminister
Gerhard Stoltenberg ihn wieder ins Ministerium. Erst als Stoltenberg 1989 Verteidigungsminister
wird, kommt Wiehert in dieses Haus und wird Staatssekretär. Den Posten behält
er unter dem CDU-Mann Volker Rühe, später unter dem Sozialdemokraten Scharping,
der sich immer wieder lobend über ihn äußert. Im Jahr 2000 geht
Wiehert in den einstweiligen Ruhestand. Aus diesem wird er mit dem Amtsantritt
von Franz Josef Jung zurückgeholt.
Guttenberg hätte mit Schneiderhan
und Wiehert ohne Mühen so verfahren können, wie es der gleichzeitig mit ihm neu
ins Amt des Bundesinnenministers gekommene Thomas de Maiziere mit dem
Staatssekretär August Hanning tut. Hanning war im Innenministerium ähnlich
mächtig wie Schneiderhan und Wiehert im Verteidigungsministerium. De Maiziere
will einen Staatssekretär mit einem solchen »Machtvorsprung« im eigenen Hause
nicht haben und teilt ihm ohne Nennung von Gründen - so ist es üblich - mit,
dass er auf seine Mitarbeit verzichten werde. Das sorgt wenige Tage für einiges
Aufsehen in den Medien, danach ist die Sache vergessen.
Guttenberg hätte auch einfach die
paar Monate warten können, bis die Amtszeiten des Generalinspekteurs und des
Staatssekretärs aus Altersgründen ohnehin beendet gewesen wären, und sich in
dieser Zeit in Ruhe um Nachfolger kümmern können. Vielleicht war das sogar
sein Plan. Zwar gibt es die glaubwürdige Darstellung, dass Guttenberg
keineswegs ein enges Verhältnis zu Schneiderhan und Wiehert suchte. Doch liegen
andererseits keine belastbaren Hinweise darauf vor, dass der Minister einen
derart wüsten Streit mit dem Generalinspekteur und dem Staatssekretär, wie er
Ende November losbrechen sollte, gezielt ansteuerte. Vielmehr stellt Guttenberg
noch ein knappes halbes Jahr später vor dem Untersuchungsausschuss des
Bundestages das Verhältnis zu den beiden Herren so dar, dass es bis zum 25. November
zumindest untadelig gewesen sei: »Es gab für mich vorher keinen Anlass zu
irgendeinem Misstrauen.« Dass Guttenberg nach dem Rauswurf der zwei
Spitzenleute nicht sofort Nachfolger benennt, spricht ebenfalls gegen eine von
langer Hand geplante Operation. Er lässt einen Monat vergehen, bis er Volker
Wieker zum neuen Generalinspekteur macht. Bevor Walther Otremba, den Guttenberg
aus seiner kurzen Zeit im Wirtschaftsministerium kennt, neuer Staatssekretär
im Verteidigungsministerium wird, vergehen sogar zwei Monate.
»Der Luftschlag
musste sein«
Vor diesem Hintergrund also
telefoniert am Abend des 5. November
Guttenberg mit Schneiderhan, der sich in einem Hotelzimmer in Bratislava
aufhält. Guttenberg teilt Schneiderhan mit, wie er sich am nächsten Tag zum
Comisaf-Bericht und mithin zu Kleins Vorgehen zu äußern gedenke. Er sichert dem
General zu, ihn nicht im Regen stehen zu lassen, wofür dieser sich bedankt.
Guttenberg sagt also, er werde Schneiderhans Version nicht widersprechen.
Vielmehr will er noch darüber hinausgehen, was er am Telefon ankündigt.
Guttenberg schildert das Gespräch so: »Schneiderhan äußerte mir gegenüber
keinerlei Einwände, auch nicht
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