Lohse, Eckart
statt immer nur von
Stabilisierungseinsatz«, lobt er sich selbst. Schwärmen werden die meisten
Kommunalpolitiker nach der Veranstaltung nicht für Guttenberg. Ihm in die
Parade fahren oder den Aufstand proben werden sie aber auch nicht. Guttenberg
hat zumindest den Eindruck hinterlassen, dass er nicht kneift, sich den Fragen
stellt, nicht immer nach dem Mund redet. Ein hart erkämpfter Punktsieg für den
Champion.
Zwei Tage später, am Freitag, dem 29. Oktober,
treffen sich mittags in München die Delegierten des CSU-Parteitages, um bis zum
Samstagmittag zu beraten. Längst ist klar, dass die Reform der Bundeswehr
einschließlich der Abschaffung der Wehrpflicht nicht zu einer Zerreißprobe
zwischen Guttenberg und Seehofer führen wird. Dennoch gibt es nur ein Thema
bei dem Treffen: Wie stark wird der Parteivorsitzende aus der Veranstaltung
hervorgehen, wie stark der Nachfolger der Herzen? Die Organisatoren des
Parteitages wissen um diese Wahrnehmung mindestens der Medien. Sie haben kein
Interesse an der Schlagzeile »Jubel für Guttenberg, Pfiffe für Seehofer«.
Die Debatte über die
Bundeswehrreform wird auf den fortgeschrittenen Freitagnachmittag gelegt, in
der Hoffnung, dass die öffentliche Aufmerksamkeit da schon etwas nachgelassen
hat. Ganze sieben bis acht Minuten gibt die Regie dem Verteidigungsminister,
um seine Pläne zu erläutern. Sonst hat er in den zurückliegenden Wochen und
Monaten immer rund eine Stunde gebraucht, um sein Reformpaket zu erklären. Da
er zahlreiche Auftritte vor Unionspublikum hatte, konnte jeder Interessierte
seinen Vortrag gehört haben. Doch das ist nicht der wahre Grund für die kurze
Redezeit. Der liegt vielmehr darin, dass man den Delegierten nicht zu viel
Gelegenheit geben will, ihrem Idol zuzujubeln. Guttenberg ist das ganz recht.
Der von ihm selbst kräftig unterstützte Kult um ihn und seine Frau ist ihm in
jüngerer Zeit dann doch etwas unheimlich geworden. Ein Parteitag, auf dem er
schon als heimlicher Vorsitzender gefeiert und Seehofer damit in äußerste
Bedrängnis gebracht würde, käme ihm nicht zupass. So weit ist es noch nicht.
Tatsächlich hält der Verteidigungsminister sich fast an seine Redezeit, kommt
mit zwölf Minuten aus, um das vermeintliche Identitätsthema seiner Partei zu
erledigen. Diskussionsbedarf haben die Delegierten nicht, nach einigen
Einlassungen zu den Folgen für den Zivildienst ist dieser Tagesordnungspunkt
erledigt. In einer halben Stunde verabschiedet sich die CSU von der
Wehrpflicht. Zwei Wochen später wird die CDU auf ihrem Parteitag in Karlsruhe
nicht wesentlich länger brauchen.
SCHLUSS: WARUM
GUTTENBERG?
Karl-Theodor zu Guttenberg ist der
Märchenprinz, auf den die Deutschen gewartet haben. Er ist selbstbewusst und
reich, jung und gutaussehend. Er wirkt männlich und sportlich. Sein Auftritt
ist energiegeladen, sein Schritt kraftvoll. Guttenberg sticht allein durch sein
Äußeres hervor. Schon dadurch ist klar: Er ist anders als die anderen
Politiker.
Ob in Kampfuniform und mit
Pilotenbrille im Bundeswehrtransporter, ob in legerer englischer
Freizeitkleidung, in Kaschmirjacke und Freizeithose am Hindukusch, im Smoking
in Bayreuth, in der Montur eines Jet-Piloten oder im Rollkragenpulli -
Guttenberg sieht immer so perfekt aus, als sei seine Kleidung gerade für ihn
gemacht. Ein Dressman in der Politik. Was bei anderen lächerlich wirken würde,
das schmückt ihn. »Ich bin der Einzige, der zu einem Stahlhelm eine
Dior-Krawatte tragen kann«, hat Guttenbergs Double Stefan Murr das im
satirischen Singspiel auf dem Nockherberg auf den Punkt gebracht. Manche
Modezeitschriften küren ihn schon im Sommer 2009, da ist er
gerade vier Monate Minister, zum bestangezogenen deutschen Politiker, das Männer-Magazin
»GQ« wählt ihn im Herbst des Jahres zum »bestangezogenen Deutschen«. Die Jury
schwärmt: »Er und seine Kleidung wirken wie ein erstklassiger Reiter auf seinem
Lieblingspferd: Sie verschmelzen völlig miteinander. Und genau das macht
Eleganz aus.« Und natürlich hat Guttenberg auch in Umfragen zu dem »Sexiest Man
in Politics« die Nase vorn, bei denen die Spitzenpolitiker der Parteien zur
Auswahl standen. Guido Westerwelle und Cem Özdemir landen weit abgeschlagen.
Zu alledem hat der Märchenprinz
auch noch eine ebensolche Prinzessin, jung, reich, attraktiv. Es ist Stephanie
zu Guttenberg, geborene Gräfin von Bismarck-Schönhausen. Als Karl-Theodor zu
Guttenberg ein halbes Jahr Wirtschaftsminister ist, begrüßt
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