Lohse, Eckart
Bühne seien womöglich tiefgläubig, aber alle
seien sich einig, die Sorgen über die zunehmend zerstörte Welt vor den Papst tragen
zu müssen, sagt er. Benedikt XVI. erwähnt in seiner Dankesrede einen Brief
Verdis, in dem der Komponist von sich sagte, dass er »ein bisschen Atheist«
sei.
Enoch zu Guttenberg ist ein
widersprüchlicher Mensch. Die Herausforderung hat er schon immer geliebt,
ebenso das Unberechenbare. Auch wenn er als Dirigent mit vielen Menschen
zusammenarbeitet, so ist er doch im Musikbetrieb ein Einzelkämpfer geblieben.
Das verbindet ihn mit seinem Sohn Karl-Theodor. Auch der sucht die
Herausforderung, ist kein Teamspieler, sondern letztlich ein Einzelgänger.
Dennoch sind auch Unterschiede augenfällig. Seine Sicht der Dinge, etwa den
absoluten Vorrang des Umweltschutzes, hat der Vater nicht an seinen ersten
Sohn weitergeben können. Die fatalistische Weltsicht seines Vaters lehnt der
Sohn ab. Es ist für den Sohn wohl auch Teil seiner Befreiung von einem sich
liberal gebenden, aber dennoch dominanten Vater, die Dinge ganz anders zu
sehen und zu handhaben. Dass er nicht warnen will, sondern strahlen, das hat
auch mit seiner Mutter zu tun.
Die unsichtbare
Mutter: Christiane Gräfin zu Eitz
Guttenbergs Vater hat als Dirigent
schon Karriere gemacht, bevor er durch den kometenhaften Aufstieg seines Sohnes
Karl-Theodor auf andere Weise an Bekanntheit hinzugewinnt. In der
Karl-Theodor zu Guttenberg mit
seiner Mutter im Reichstag im Februar 2009
Öffentlichkeit unbekannt bleibt hingegen
bleibt Karl-Theodor zu Guttenbergs Mutter. Am Leben ihres Sohnes nimmt sie
allerdings regen Anteil. Bei seiner Vereidigung als Minister am 12. Februar 2009 ist sie,
wie auch der Vater, im Reichstag dabei. Als »irreal« habe sie diese Vereidigung
empfunden, sagt sie. Erst als sie danach zusammen zum Wirtschaftsministerium
in das Büro ihres Sohnes gefahren seien, habe die Vorstellung, dass der eigene
Sohn nun Minister ist, ein Gesicht bekommen. Das Rampenlicht scheut die Mutter.
Sie verfolgt aber die Auftritte des Sohnes; Talkshows, an denen er teilnimmt,
schaltet sie allerdings oft aus, weil sie das zu sehr aufregt. Guttenberg
selbst rät auch seiner Mutter, sich mit öffentlichen Äußerungen
zurückzuhalten. Doch gibt es noch andere Gründe, die es ihr schwermachen, sich
zu äußern.
Politik interessiert auch die
Mutter. Das politische Talent, das ihr Sohn habe, komme von beiden Seiten, von
Vater und Mutter, sagt sie. In der Familie habe man immer Zeitung gelesen,
stets am Tisch über politische Fragen diskutiert. In der Erziehung der Söhne
habe sie Wert darauf gelegt, das Bewusstsein der Jungen über ihre Rechte zu
dämpfen und das über die Pflichten zu stärken. »Ihr habt soviel bekommen, ihr
müsst doppelt soviel zurückgeben«, sei der Grundsatz gewesen.
Christiane Gräfin und Edle Herrin
von und zu Eitz genannt Faust von Stromberg, so ihr vollständiger Geburtsname,
wird am 27. November 1951 geboren.
Sie entstammt einer alten Familie, bei der mehr als 30 Generationen belegt
sind. Es ist eine Familie, die den Guttenbergs in manchem ähnlich ist. Uradlig,
katholisch, politisch engagiert. Für Christiane zu Eitz hat der Katholizismus
stets eine wichtige Rolle gespielt. Auf ihrem heutigen Anwesen am Chiemsee gibt
es eine kleine Kapelle. Viele ihrer Freunde kommen aus dem katholischen Milieu;
sie selbst hat an Fahrten mit Kranken und Behinderten nach Lourdes
teilgenommen, die auch von ihrem Vater mit organisiert wurden.
Daneben gilt ihre Liebe der Kunst.
Als sie sich von Enoch zu Guttenberg trennt, geht sie nach Frankfurt am Main
und arbeitet als Leiterin der dort 1979 eröffneten
Filiale des Auktionshauses Sotheby's. Bis heute haben Personen adliger Abstammung
viele der führenden Positionen in Auktionshäusern inne. Christiane zu Eitz, wie
sie sich nach ihrer Scheidung wieder nennt, arbeitet bei Sotheby's bis zu ihrer
zweiten Heirat 1985; danach widmet sie sich ihrer
zweiten Familie, besitzt aber mit ihrem zweiten Mann eine eigene Kunstgalerie
in ihrem Heimat- und Wohnort Eltville im Rheingau.
Dort hat sie auf dem Eitzer Hof,
einem Schloss in Eltville, auch ihre Kindheit verbracht. Ihr Vater ist Jakob
Graf von und zu Eitz. 1921 auf dem
Schloss der Familie Löwenstein-Wertheim-Rosenberg in Kleinheubach geboren -
seine Mutter stammt aus dieser Familie -, wächst er auf dem Schloss zu Vukovar
im kroatischen Slawonien auf, wo seit 1745 der
Hauptwohnsitz der Familie lag. Nach der
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