Lohse, Eckart
vollzogen
wurde - das ist aber bei Enoch und Christiane zu Guttenberg nicht der Fall.
Daneben gibt es nur eine Möglichkeit, um eine Trennung in Übereinstimmung mit
den Normen der Kirche zu vollziehen: die Eheannullierung. Sie ist der Weg, um
eine Ausgrenzung aus der Kirche zu vermeiden und eine weitere kirchliche
Heirat zu ermöglichen. Die Eheannullierung wird auf Antrag durch das
Kirchengericht einer Diözese, das Offizialat, ausgesprochen, nachdem die
Beteiligten und diverse Zeugen befragt wurden. Der Leumund einer guten
katholischen Familie und gute Kontakte zu Kirchenleuten gelten in der Regel als
hilfreich.
Eine Eheannullierung wird nur
ausgesprochen, wenn die Ehe nach katholischem Kirchenrecht ungültig geschlossen
wurde. Das kann der Fall sein, wenn einer der Ehepartner schon zum Zeitpunkt
der Eheschließung außereheliche Beziehungen unterhielt, von Anfang an die
Zeugung eigener Kinder ausschloss oder wenn er oder sie körperlich oder psychisch
schon bei der Heirat nicht zum Geschlechtsakt in der Lage war. Grund kann auch
sein, wenn eine Ehe unter Zwang zustande gekommen ist. Enoch und Christiane zu
Guttenberg geben als Grund dafür, dass die Ehe annulliert werden solle, an,
dass sie arrangiert gewesen sei. Der Vater von Enoch zu Guttenberg habe darauf
bestanden, dass der Sohn diese Frau heirate. Dem todkranken Vater, der wusste,
dass seine Tage gezählt waren, habe man den Wunsch nicht abschlagen können. So
habe man sich in einer Zwangslage befunden. Die erwähnte Tischrede Karl
Theodors zu Guttenberg mag als Beleg dafür dienen, dass es so gewesen sein
könnte.
Die Bemühungen sind jedenfalls,
wenn man in einer solchen Angelegenheit das Wort verwenden will, erfolgreich:
Ein Jahr nach der weltlichen Scheidung wird die Ehe 1978 von der katholischen
Kirche für ungültig erklärt. Sowohl der Vater von Karl-Theodor als auch die
Mutter heiraten Jahre später ein zweites Mal und bekommen jeweils zwei weitere
Kinder. Die Beziehung zwischen den Eltern von Karl-Theodor zu Guttenberg bleibt
bis heute freundschaftlich.
Der Stiefvater:
Patensohn des Führers
Fünf Jahre nach ihrer Scheidung
lernt Christiane zu Eitz 1982 einen
neuen Mann kennen. Die gemeinsame Liebe zur Kunst hat sie zusammengeführt. Der
Kunstliebhaber trägt einen Namen, der durch das Wirken seines Vaters eine
besondere Last darstellt. Es ist Adolf von Ribbentrop, Sohn von Hitlers Außenminister
Joachim von Ribbentrop.
Als Reichsminister des Äußeren war
Ribbentrop von 1938 bis zum Ende der Diktatur der Chef
der Diplomaten der Nationalsozialisten. Geboren als Sohn des Oberstleutnants
Richard Ribbentrop war der spätere Außenminister des Dritten Reiches kein
Adliger von Geburt an. Vielmehr nutzt er eine 1918 geänderte
Rechtslage, um sich 1925 im Alter
von 32 Jahren von einer entfernten
Tante, Gertrud von Ribbentrop, adoptieren zu lassen. Im Gegenzug entrichtet er
an die Tante eine lebenslänglich zu zahlende Rente. Deren Vater war erst 1884 in den
Adelsstand erhoben worden. Ribbentrop führte seitdem den Namen von Ribbentrop.
Die Urteile der Zeitgenossen über
ihn, der unter abenteuerlichen Umständen bis zum Außenminister aufstieg, sind
fast ausnahmslos vernichtend, egal ob sie von seinen Kollegen unter den
Außenministern, von führenden nationalsozialistischen Funktionären oder von
den Gerichtspsychologen des Nürnberger Prozesses stammten, wie Joachim Fest in
seinem Essay über Ribbentrop schreibt. Kalt und geistlos, unterwürfig und
hörig, eitel und servil, undiplomatisch und unfähig zum Gespräch - das sind nur
einige der Charakteristika, die über »Ribbensnop«, so der Spottname, angeführt
wurden. Allein Hitler nannte ihn zuweilen ein »Genie« und seinen »zweiten
Bismarck«.
Ribbentrop heiratet 1920, damals 27 Jahre alt,
die drei Jahre jüngere Anna Elisabeth, genannt Annelies, Henkell, die Tochter
des bekannten Sektfabrikanten Otto Henkell, der mit seinem »Henkell Trocken«
schon damals ein Vermögen gemacht hatte. Die Heirat eröffnet von Ribbentrop den
Weg in die bessere Gesellschaft. Das Ehepaar zieht 1922 nach
Berlin um und baut in Berlin-Dahlem in der Lentzeallee eine elegante Villa.
Ribbentrops Frau ist eine engagierte Sammlerin von Gemälden, ihre Sammlung vor
allem französischer Impressionisten umfasst bald mehr als 100 bedeutende
Werke. Es ist ein Interesse und eine Tätigkeit, die ihr Sohn Adolf von ihr
übernehmen wird. Im Haus der Ribbentrops finden Anfang Januar 1933 die
Verhandlungen zwischen Hitler
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