Lohse, Eckart
und dem Reichskanzler Franz von Papen über die
Bildung einer Koalitionsregierung statt. Das Ehepaar bekommt zwischen 1921 und 1940 fünf
Kinder: Rudolf, Bettina, Ursula, Adolf und Barthold.
Einen Vater zu haben, über den das
Urteil der Zeitgenossen wie der Nachwelt so einhellig war, ist für die Kinder
des Reichsaußenministers nicht einfach. Sie haben als Erwachsene
unterschiedlich darauf reagiert: Der älteste, Rudolf, selbst noch Offizier und
SS-Mitglied, schrieb ein apologetisches Buch über seinen Vater. Am schwersten
hat es in mancher Hinsicht Adolf von Ribbentrop, der am 2. September 1935 als
viertes der fünf Kinder in Berlin geboren wird. Seinen Vornamen hat er nicht
zufällig. Adolf von Ribbentrop ist der Patensohn des »Führers«. Der Name wurde
mit ausdrücklicher Zustimmung Hitlers verliehen. Die Taufe des kleinen Adolf
gestaltet sich jedoch schwierig. Denn der Pfarrer der zuständigen
Jesus-Christus-Kirche in der Hittorfstraße in Berlin-Dahlem ist seit wenigen
Jahren Martin Niemöller, damals schon Mitglied der Bekennenden Kirche und
oppositionell zum NS-Regime eingestellt. Die Taufe verweigert er mit dem
Hinweis darauf, dass der Vater des Kindes, Joachim von Ribbentrop, aus der
Kirche ausgetreten sei. Vor der Taufe müsse er zunächst wieder in die Kirche
eintreten. Zwar finden die Ribbentrops einen anderen Pfarrer, der die Taufe
vornimmt, doch Annelies von Ribbentrop soll sich bei Hitler über Niemöller
beschwert haben, jener sei der Mittelpunkt aller NS-feindlichen Elemente in
Dahlem.
Die Ribbentrops müssen allerdings
ein Jahr später, im Herbst 1936, Berlin
verlassen, weil Joachim von Ribbentrop
Reichsaußenminister Joachim von
Ribbentrop mit seinen Kindern Ursula und Adolf im April 1938
Botschafter in Großbritannien
wird. Doch Anfang 1938 kehren sie zurück: Hitler hat
Ribbentrop zum Außenminister ernannt. Fotos aus dem Familienalbum, wie sie der
älteste Sohn Rudolf in dem Buch über seinen Vater veröffentlicht hat, zeigen,
wie Hitler mit dem kleinen Adolf beim Kaffeetrinken im Auswärtigen Amt
vertraulich scherzt, ihn tätschelt, der Knabe seinem Patenonkel aufgeregt
etwas erzählt. Auch in der Villa der Ribbentrops in Dahlem ist Patenonkel Adolf
oft zu Gast bei der Familie, wo er sich wie zu Hause gefühlt haben soll. Die
Ribbentrops laden dann alle anderen Gäste aus und stellen sich ganz auf Hitler
ein, wenn sie auch von seinen stundenlangen Monologen und seiner rein
vegetarischen Lebensweise wenig angetan sind.
Es entbehrt nicht einer gewissen
Pikanterie, dass die Familie Guttenberg, die durch den Widerstand gegen Hitler
geprägt ist und selbst Angehörige durch die Nationalsozialisten verlor, durch
die zweite Heirat von Karl-Theodors Mutter mit einem »Tätersohn« eng verbunden
ist. Schließlich sind die angeheirateten Onkel von Karl-Theodor
Claus Schenk Graf von Stauffenberg
im Jahr 1940 mit seinen Kindern Berthold, Franz Ludwig und Haimeran
Söhne der Widerstandskämpfer Claus
von Stauffenberg und Philipp von Boeselager. Wie darf man sich Feste auf
Schloss Guttenberg vorstellen, wo sich die Söhne der Widerstandskämpfer mit
dem Sohn des Reichsaußenministers angeregt darüber unterhalten, wie es damals
so gewesen ist? Tatsächlich gab es Familientreffen, an denen man sich
freundlich begegnete, Franz Ludwig von Stauffenberg und Adolf von Ribbentrop
zusammen Karten gespielt haben.
Ganz selbstverständlich war diese
Toleranz nicht. Als sich Christiane zu Eitz mit Ribbentrop verlobt habe, habe
Elisabeth zu Guttenberg die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, dass ein
Ribbentrop in die Familie komme, erinnert sich Enoch zu Guttenberg, ihr Enkel.
»Wenn ausgerechnet du jetzt damit anfängst, Sippenhaft zu verhängen, dann
betrete ich dein Haus nicht mehr«, habe er ihr geantwortet.
Mit elf Jahren wird Adolf zu
Ribbentrop Halbwaise. Sein Vater, einer der 24 Angeklagten
beim Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof
in Nürnberg, wird am 1. Oktober 1946 für
schuldig befunden, zum Tod durch den Strang verurteilt und als Erster der zehn
zum Tode Verurteilten am 16. Oktober 1946 um kurz
nach ein Uhr nachts im Nürnberger Justizgefängnis gehängt. Seine Leiche wird,
wie die der anderen Hingerichteten, im Krematorium des Münchener Ostfriedhofs
eingeäschert, die Asche in einen Bach gestreut. Annelies von Ribbentrop lässt
sich zunächst im Rheinland nieder, zieht 1950 in ein
Haus nach Wuppertal-Elberfeld, das ein
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