Lohse, Eckart
Wunsch nach
mehr Naturnähe im Weinbau ist mittlerweile auch in Erfüllung gegangen. Jedenfalls
werden seit 2008 alle Flächen von Reichsrat von
Buhl ökologisch bewirtschaftet, um noch besseren Wein zu produzieren. Als
Michael Glos, Karl-Theodor zu Guttenbergs Vorgänger im Amt des
Wirtschaftsministers, seinen Posten Anfang 2009 aufkündigt,
bekommt er von einem Vorstandsmitglied eines führenden Unternehmens zum
Abschied ein paar Flaschen Reichsrat von Buhl zugesandt. Er hoffe, so schreibt
der Absender mit Bezug auf die gute Qualität des Weins, dass der Nachfolger im
Ministeramt klügere Entscheidungen treffen möge, als dessen Vater es mit dem
Verkauf des Weinguts getan habe.
Seit Herbst 2008 befindet
sich das Vermögen der Guttenbergs in der Freiherrlich von und zu Guttenbergschen
Privatstiftung - in Österreich. Gegründet hat diese Stiftung Philipp zu
Guttenberg, der im österreichischen Radmer mehr als ein Jahrzehnt gelebt hat.
Da er die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, ist die
Stiftungsgründung juristisch kein Problem. Mit-Stifter ist Vater Enoch. Das
Schloss Guttenberg, so teilt Philipp mit, soll durch die Stiftung in Österreich
»vor den erbrechtlichen Unwägbarkeiten in Deutschland geschützt werden«. So
soll verhindert werden, dass das Erbe auseinandergerissen und verkauft werden
kann. Nur im Falle äußerster Not, so legt es die Stiftungssatzung fest, könnte
das Schloss Guttenberg und sein Inventar veräußert werden. Auch die
Forstbetriebe der Familie, sowohl die in Deutschland als auch die in Österreich,
befinden sich im Eigentum der Stiftung. Für Karl-Theodor zu Guttenberg spielt
die Stiftungsgründung selbst keine Rolle, da das Vermögen zuvor aufgeteilt
worden war.
Liebe und
Hochzeit
Er sieht gut aus, er hat beste
Manieren, er kleidet sich mit Geschmack und tritt gewinnend auf. Auf Frauen
macht Karl-Theodor zu Guttenberg großen Eindruck. Ein »Womanizer« ist der
Politiker allerdings nicht - und er war es auch nicht in seiner Jugend. Bevor
er seine heutige Frau kennenlernte, hatte er angeblich nur eine feste Freundin.
Die Zuneigung zu Stephanie von Bismarck-Schönhausen war keine Liebe auf den
ersten Blick. Vielmehr hätten sie sich beide »über Jahre hinweg herzlich nicht
gemocht«, sagt Guttenberg. Da sich die Eltern der beiden »schon seit
Ewigkeiten« kannten, wie Stephanie zu Guttenberg sagt, habe man sich schon bei
gesellschaftlichen Anlässen gelegentlich gesehen, aber »ohne je miteinander
ein Wort gesprochen zu haben«. Genauer gesagt ist es wohl so, dass vor allem
Stephanie den jungen Guttenberg nicht sympathisch fand. Zu Philipp hatte sie
ein gutes Verhältnis, Karl-Theodor aber mochte sie nicht.
Doch am 8. Juli 1995 treffen
sich die beiden auf der Party eines gemeinsamen Bekannten in Berlin. Es ist
eine House-warming-Party, und es ist das Wochenende der Loveparade, 500000 musikbegeisterte
Raver haben auf dem Ku'damm gefeiert. Die Party-Besucher machen aus ihrem
Abscheu vor den Ravern und ihrem schrecklichen Gewummer keinen Hehl. So wird
schnell klar, dass Stephanie und Karl-Theodor die einzigen Gäste sind, die an
diesem Gewummer teilgenommen haben, Stephanie war sogar auf einem Wagen
mitgefahren. Das Außenseitertum inmitten der Loveparade-Verächter verbindet,
und da sie dort kaum andere Gäste kennen, kommen sie ins Gespräch. Man habe
damals festgestellt, »dass das geringste Übel dieses bekannte Gesicht war. Und
so sprachen wir miteinander und fanden uns gar nicht mehr so grauenvoll«, sagt
Guttenberg. Sie freunden sich an, ohne dass sie zunächst zu einem Paar werden.
Erst sei er ihr bester Freund geworden und dann ihre große Liebe, hat Stephanie
zu Guttenberg darüber gesagt. Zumindest stellt Karl-Theodor sie seinem Vater
vor, bei jenem Konzert in München, zu dem er sie schon auf der Party nach der
Loveparade eingeladen haben will. Das »Requiem« von Verdi wird gespielt. Und
Stephanie ist beeindruckt.
Nach sechs Monaten hat es dann
doch gefunkt zwischen den beiden. Fünf Jahre nach der ersten Annäherung wird
die Familiengründung besiegelt. Am 12. Februar 2000 heiraten
Stephanie von Bismarck-Schönhausen und Karl-Theodor zu Guttenberg in der
Pfarrkirche St. Zeno in Bad Reichenhall. Es ist eine Hochzeit in Weiß, da
draußen reichlich Schnee liegt.
Die Braut trug Weiß - doch dunkles
Haar. Karl-Theodor zu Guttenberg und Stephanie von Bismarck-Schönhausen bei
ihrer Hochzeit im Februar 2000 in Bad Reichenhall
Die Trauung zwischen
Weitere Kostenlose Bücher