Lohse, Eckart
gekonnt hätte, sei früh
klar gewesen, sagen Lehrer und Bekannte. Auf eine Turbo-Karriere deutet jedoch
in diesen Jahren nichts hin.
Der Bruder
Philipp Franz zu Guttenberg wird
anderthalb Jahre nach seinem Bruder Karl-Theodor geboren. Die Geburt findet in
Mannheim statt, weil die Eltern sich gerade ein halbes Jahr auf dem Weingut
Deidesheim, knapp 30 Kilometer von Mannheim entfernt, aufhalten. Philipp ist
der ruhigere der beiden Brüder, und vieles fällt ihm nicht so zu wie dem
älteren. Er besucht zunächst auch das Ignaz-Günther-Gymnasium in Rosenheim,
doch bleibt er dort in der siebten Klasse sitzen.
Dann wechselt er auf das
Privatgymnasium Schloss Neubeuern, das in dem Voralpenort auf dem Berg liegt.
Es ist eine angesehene, teure Schule - im Schuljahr 2010/11 betrug die
Tagesschulgebühr monatlich 1115 Euro. An
die Schule ist ein Internat angeschlossen, doch Philipp ist dort als Externer,
wohnt also mit Vater und Bruder zusammen. Auf Schloss Neubeuern ist er ein
guter Schüler.
Das Verhältnis zu seinem Bruder
ist besonders eng. Das rührt auch daher, dass die Eltern oft nicht zu Hause und
deshalb die Brüder auf sich angewiesen waren. »Es hat uns gutgetan, dass wir
uns immer gegenseitig hatten«, sagt Karl-Theodor zu Guttenberg. Die enge
Verbundenheit hält bis heute an. Die Brüder telefonieren oft, viele
geschäftliche Dinge regelt Philipp für den vielbeschäftigten Bruder.
In Berlin taucht Philipp zu
Guttenberg auf, als sein Bruder schon ein Jahr Minister ist. Im März 2010 wird er
neuer Präsident der deutschen Waldbesitzer, genauer gesagt der »Arbeitsgemeinschaft
Deutscher Waldbesitzerverbände«. Er ist nun der deutsche »Mister Wald«, der
oberste Lobbyist der Waldbesitzer in der Bundesrepublik, das sind immerhin 1,3 Millionen.
Unter seinen Vorgängern in diesem Amt sind Verwandte der Familie. Franz Ludwig
Schenk Graf von Stauffenberg, sein Onkel, war oberster Wald-Lobbyist von 1988 bis 1992, Philipp
von Boeselager, der Widerstandskämpfer und Vater seines Onkels Albrecht, führte
den Waldbesitzer-Verband gar 20 Jahre, von 1968 bis 1988.
Philipp zu Guttenberg, der die
Haare ebenso nach hinten gegelt trägt wie sein Bruder, ist auf diese Arbeit gut
vorbereitet. Das Engagement für den Umweltschutz, das sein Vater betrieb, hat
ihn - im Gegensatz zu seinem Bruder Karl-Theodor - infiziert. In diesen
Fragen, so sagt sein Vater, dächten Philipp und er gleich. Doch Philipp trägt
seine Ansichten weniger in die Öffentlichkeit und bemüht sich, Optimist zu
bleiben. Doch auch er betont die Liebe zur Natur, idealisiert das
unverfälschte Landleben und lehnt das Leben in der Stadt für sich ab. »Ich bin
kein Stadtmensch. Ich halte die Stadt nicht
Philipp zu Guttenberg, Chef der
deutschen Waldbesitzer, bei der Übergabe der Weihnachtsbäume für das
Kanzleramt in Berlin Ende November 2010
aus«, sagt er. Als junger Mann
geht er 1993 nach dem Abitur zum Studium nach
Schottland, studiert Ökologie in Edinburgh und Forstwirtschaft in Aberdeen. In
Schottland lernt er seine Frau kennen, die gleichaltrige Alexandra Louisa Macdonald.
Sie entstammt einer weitverzweigten Familie des schottischen Hochadels und ist
das älteste von vier Kindern des Godfrey James Macdonald of Macdonald, des
derzeitigen Familienchefs des Hauses Donald, und seiner Frau Claire, einer
bekannten Köchin und Kochbuchautorin. Die Eltern Macdonald betreiben das
Luxushotel »Kinloch Lodge« auf der schottischen Insel Skye. Auf der Hochzeit
des deutschen Freiherrn und der schottischen Adligen galten Dirndl, Lederhosen
und Schottenrock als angemessene Kleidung.
Mit seiner Ehefrau lässt sich
Philipp aber nicht in Schottland nieder, sondern in dem kleinen Dorf Radmer in
der Steiermark, eineinhalb Autostunden von Graz entfernt. Dort erwirbt er
knapp 4000 Hektar Wald, stellt einen Förster,
einen Forstwirt und einen Berufsjäger ein. Den Wald in der Steiermark haben
die Guttenbergs von dem Geld erworben, das sie aus dem Verkauf des Weinguts
Reichsrat von Buhl erlöst haben. Mit dem Tausch Wein gegen Wald bleibt die
Familie in diesem Fall durchaus im Besitzmuster des Adels. Enoch zu Guttenberg
geht in der Steiermark jagen. Hier wollen Philipp und er zeigen, dass Jagd,
Ökologie und Forstwirtschaft keine feindlichen Schwestern sind, sondern
miteinander harmonieren können.
Das Ehepaar Philipp und Alexandra
zu Guttenberg bekommt 2004 und 2005 zwei Söhne
und 2009 eine Tochter. Philipp zu
Guttenberg engagiert sich in Österreich
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