Lohse, Eckart
der
Protestantin und dem Katholiken wird katholisch vollzogen, aber der
evangelische Pfarrer Günter Weigel aus Guttenberg ist dabei, und die
Chorgemeinschaft Neubeuern singt unter der Leitung der Stiefmutter Ljubka
Biagioni-Guttenberg. Stephanie trägt ein hochgeschlossenes weißes Satin-Kleid
mit weißem, schmalem Pelzkragen, die damals noch dunklen Haare hat sie
hochgesteckt, ein Geschmeide hält den Tüll-Schleier. Gefeiert wird nach der
Trauung im Alten Kurhaus, die Tische befinden sich auf den Emporen, unten im
Saal wird zur Live-Musik getanzt. Im Mai 2001 kommt die
erste Tochter, Anna, zur Welt. Im Dezember 2002 stellt
sich die zweite Tochter ein: Mathilda. Ihr Vater ist zu dieser Zeit schon
Abgeordneter des Bundestages. Und die Familie wohnt in Berlin, erst in der
Oranienburger Straße in Berlins wilder Mitte, dann zieht sie in eine Villa im
bürgerlichnoblen Berliner Westend. Karl-Theodor zu Guttenberg ist jetzt 31 . Er hat
eine Familie gegründet und die ersten Schritte einer politischen Karriere
gemacht.
AUFSTIEG
In der CSU
Ortsverband
Guttenberg
Es ist das Ende der neunziger
Jahre. Karl-Theodor zu Guttenberg ist noch in der beruflichen Findungsphase.
Er ist im Unternehmen der Familie tätig, verspürt aber das Bedürfnis, sich
politisch zu artikulieren. Zwei Wege bieten sich an. Entweder er macht es wie
der Vater, der neben der Musik an der Umweltfront kämpft, hochpolitisch, aber
nicht parteipolitisch engagiert. Oder er macht es wie der Großvater und sucht
den Weg über eine Partei. Eine Entscheidung steht an.
Guttenberg merkt spätestens in
dieser Zeit, dass er eine Begabung hat, die für einen Politiker Gold wert ist
und die ihm auch später als Bundesminister die Wege ebnen soll. Henry Schramm,
CSU-Politiker, Oberbürgermeister von Kulmbach und ein enger Vertrauter
Guttenbergs in dessen Wahlkreis, erinnert sich an die Fähigkeiten des Mannes,
der nur sieben Jahre später der Liebling der Deutschen sein wird: »Karl-Theodor
zu Guttenberg hat bei öffentlichen Auftritten schon früh gemerkt, dass die
Menschen ihm zuhören.« Unter diesen Menschen sind auch einige der
oberfränkischen Freien Wähler. Sie werden auf Guttenberg aufmerksam und fragen
ihn, ob er nicht für den Landtag kandidieren wolle. Er denkt kurz darüber nach,
aber verwirft den Gedanken.
Dennoch entscheidet Karl-Theodor
zu Guttenberg sich für den Versuch, seine politischen Ambitionen mit Hilfe
einer Partei zu verwirklichen. Allerdings, so schildert er es, tritt er nicht
schnurstracks der CSU bei. Er guckt sich erst einmal um, was an die Erzählungen
über Angela Merkels Sondierungen vor ihrem Eintritt in die CDU erinnert. Seine
Neugierde ist breit, auch die Wahlprogramme von SPD und Grünen studiert er. Am
schnellsten wird ihm eigenem
Da ist gut lachen: Guttenberg, 30,
ist im April 2002 zum CSU-Direktkandidaten für den Bundestag nominiert worden
Bekunden zufolge klar, dass die
FDP nicht die richtige Partei für ihn ist. Am Ende bleibt er doch der
Familientradition treu, stellt fest, dass seine Überzeugungen und Vorstellungen
von Politik am ehesten zur CSU passen. Ende 1999 tritt Karl-Theodor zu Guttenberg
dem CSU-Ortsverband Guttenberg bei.
Da er noch jung ist, nicht einmal 30 Jahre alt,
wird er durch diesen Schritt automatisch auch Mitglied der Jungen Union. Mit
dem kämpferischen Aufstieg in der JU, den viele seiner Altersgenossen und später
mehr oder weniger engen Parteifreunde in diesem Alter schon hinter sich haben,
hat das nichts zu tun. Im Vergleich zu anderen Parteimitgliedern, die eine
politische Karriere anstreben und in diesem Alter längst ein Netz von Freunden
und Unterstützern geknüpft haben, ist Guttenberg ein Quereinsteiger.
Zunächst einmal schadet das nicht.
In seinem Ortsverband, der weniger als 30 Mitglieder
hat, hinterlässt er Eindruck, jedenfalls so viel, dass man ihn schon bald
bittet, den Vorsitz zu übernehmen. Erkämpfen muss er ihn sich nicht. Vielmehr weiß
Guttenberg so furchtbar viel mit der neuen Ehre gar nicht anzufangen. Einmal im
Jahr ist Hauptversammlung, man wandert im Frühjahr zusammen oder tut Ähnliches.
Die offenen politischen Diskussionen, die hier geführt werden, schätzt der
junge Guttenberg. Bis er ein knappes Jahrzehnt später Generalsekretär der CSU
wird, behält er den Vorsitz des Ortsverbands zu Füßen des Familienschlosses
inne. Dann muss er ihn abgeben, weil die Statuten es so vorsehen. Ein
Ausbildungslager für innerparteiliche Kampf- und
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