Lohse, Eckart
Wahlkampfthema abgeräumt sein werde. Es habe lange genug gedauert, die von
Gerhard Schröder hinterlassenen Scherben aufzuräumen.
Guttenberg will nicht nur aus
Neigung zum Thema der internationalen Politik treu bleiben. Dass die CSU an
ihrem bundes- und europapolitischen Anspruch festhalten, ja diesen ausbauen
wolle, liege nicht zuletzt daran, dass ein Bundestagswahlkampf bevorstehe, der
maßgeblich von der Außenpolitik mit geprägt werden könne, teilt er seiner
Partei über den »Bayernkurier« mit. Dann folgt ein Satz, der geeignet ist, den
CSU-Freunden klarzumachen, in welcher Liga der neue Generalsekretär sich spielen
sieht: »Da es dann einen Außenpolitiker als SPD-Kanzlerkandidaten gibt«, sagt
Guttenberg mit Blick auf Frank-Walter Steinmeier, »wird es nicht ganz falsch
sein, wenn sich ein Unions-Generalsekretär immer wieder pointiert und
geradlinig auch zur Außenpolitik äußert.« Kaum im Amt, kürt sich Guttenberg
also zum Gegenspieler des Kanzlerkandidaten der Sozialdemokraten. Das ist
zweifellos nicht seine, sondern die Rolle der Bundeskanzlerin. Es fällt zudem
auf, dass er für sich den Begriff »Unions-Generalsekretär« verwendet. Das ist
zwar formal insofern nicht falsch, als er einer der beiden Generalsekretäre der
Union ist. Es ist aber gänzlich unüblich. Normalerweise wird vom CDU- und vom
CSU-Generalsekretär gesprochen. Den Anspruch, für beide Parteien zu sprechen,
erhebt keiner der beiden Amtsinhaber. Guttenberg betont zwar, wie wichtig das
eigenständige Profil der CSU sei, doch setzt er anders als Seehofer nicht auf
das alte CSU-Hausmittel, die große Schwester zu beschimpfen, um so in Bayern
zu punkten. Mit einem kleinen Seitenhieb auf seinen Vorsitzenden sagt er
vielmehr: »Allerdings können wir die Bundestagswahl nur miteinander - als
Union - und nicht gegeneinander gewinnen.« Hier will jemand zeigen, dass er
über den Tellerrand blickt und sein Horizont weit über die bayerischen
Landesgrenzen hinausreicht.
Guttenbergs Zeit in dem neuen Amt
soll eine kurze sein. Er hat kaum Gelegenheit, Akzente zu setzen. Er warnt vor
der Allmacht des Staates, fordert wie sein Parteivorsitzender Steuersenkungen
oder heißt etwas lustlos das Betreuungsgeld für Eltern gut, die ihre Kinder zu
Hause erziehen wollen. Ende Januar 2009, nicht
ahnend, dass seine Zeit als Generalsekretär schon bald vorbei sein wird, macht
er einen hübschen Ausflug und besucht den bayerischen Untermain, um dort jene
Menschen zu treffen, die als Parteibasis gelten. Als Ort für das Treffen an
einem Freitagabend hat Guttenberg sich das auch als »Frankens Versailles«
bezeichnete Schloss eines seiner Großonkel ausgesucht. Alois Konstantin Fürst
zu Löwenstein, von Guttenberg zärtlich »lieber Onkel Anki« genannt, ist
verheiratet mit Anastasia Prinzessin von Preußen, einer Urenkelin des letzten
deutschen Kaisers Wilhelms II. Abgesehen
von den etwa 100 CSU-Mitgliedern ist man also unter
sich. Guttenberg nähert sich gleichwohl seinen Zuhörern mit seiner bekannten
Mischung aus betonter Demut und einem gewissen Hochmut. Erst behauptet er, dass
die wahren Feudalherren in Bayern die Landräte seien. Anschließend kündigt er
an, dass er nicht nur auf den politischen Gegner eindreschen werde, und
unterstellt dabei das »Entsetzen mancher meiner Vorvorgänger«. Dann erhebt er
den »Anspruch auf Substanz« als Generalsekretär. Beides ist eine Frechheit
gegenüber seinen Vorgängern und zielt unter diesen wohl besonders auf seinen
Vorvorgänger Markus Söder. Am Ende wird Onkel Anki mit Stolz verkünden, man
habe einem »jungen Staatsmann« zugehört.
Plötzlich
Wirtschaftsminister
Seehofer in Not
Manche Politiker arbeiten
jahrelang vergeblich auf einen bestimmten Führungsposten hin. Anderen fallen
sie unverhofft vor die Füße. Die Ministerkarriere des Mannes, der bald zum
beliebtesten Politiker der Deutschen werden soll, entsteht aus einer
Zwangslage. Denn Michael Glos, der Bundeswirtschaftsminister von der CSU, wirft
Anfang 2009 den Bettel hin. Glos hatte sich in
den vergangenen gut drei Jahren im ungewollten Amt als Wirtschaftsminister
überfordert gefühlt. In der größten Finanzkrise, die Deutschland gerade erlebt,
haben die CDU-Kanzlerin Angela Merkel und der ihr sympathische Finanzminister
Peer Steinbrück von der SPD große Auftritte. Glos hingegen bleibt blass. Die
Medien beschreiben den erfahrenen Parlamentarier als größtes Leichtgewicht in
der Regierung. Der Grund für seinen Rücktritt
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