Lohse, Eckart
Geschlechtsverkehr haben, über die vergangenen
Jahre kaum verändert hat.
Die Reaktionen auf ihr Buch sind
denn auch zwiespältig. Nicht alle Pressekommentare halten dessen reißerische
Vermarktung ausgerechnet im Busen-Blatt des Springer-Verlags für glaubwürdig -
gerade für eine Autorin, die sich mit ihrem Buch offensiv gegen die
übersexualisierten Medien wendet. Andere halten die Verdammung exzentrisch
gekleideter Pop-Röhren wie Lady Gaga oder Madonna für übertrieben oder falsch -
schließlich würden hier Künstlerinnen selbstbewusst ihr eigenes Bild von
Weiblichkeit entwerfen. Oder sie weisen darauf hin, dass die Empörung der
Autorin über die Diven des Popgeschäfts etwas seltsam anmutet, wenn man
bedenkt, dass der Sänger der vom Ehepaar Guttenberg favorisierten Rock-Band
AC/DC den »klassischen« Tod vieler Rocklegenden erlitten habe, als er an
seinem eigenen Erbrochenen erstickte, oder dass der AC/DC-Song »Big Balls«
eigentlich Pornographie pur sei.
Während ihrer Buchvorstellung
kritisiert die Autorin denn auch die »leicht verengte Berichterstattung« der
vergangenen Tage. Ihr Buch handle ja nicht nur von Pornographie in den
Medien, sondern vor allem von sexuellem Kindesmissbrauch. Sie verteidigt aber
auch ihre Haltung zur übersexualisierten Kultur. Und sagt dazu einige Sätze,
die den Zuschauer angesichts ihres eigenen Auftritts ins Grübeln bringen
könnten. So sieht sie es als schlimm an, dass »viele Mädchen ihr Selbstbewusstsein
nur aus dem Äußeren und der sexuellen Attraktivität ziehen«. Es sei ein
Problem, dass »heute der größte Berufswunsch bei den Mädchen Topmodel« ist.
Und sie kritisiert »ältere Mütter, die sich kleiden wie ihre Kinder«. Sind das
die Erkenntnisse einer Frau, die selbst in jungen Jahren Erfahrungen als Model
gesammelt hat? Und könnte es sein, dass sich auch nicht so »ältere Mütter« in
einer Weise kleiden, die ihre sexuelle Attraktivität in den Vordergrund stellt?
Diese Fragen werden an diesem Abend nicht gestellt.
Stephanie zu Guttenberg liest aus
ihrem Buch vor, beantwortet harmlose Fragen, gibt den Leuten aus dem Publikum
stets recht. Sicher, neue Gesetze mit härteren Strafen für die Täter wären gut,
aber auch die bestehenden Gesetze müssten konsequenter angewendet werden. Gegen
Ende der Veranstaltung redet die Autorin noch einmal Klartext: »Ich will jetzt
mal Taten sehen von der ganzen Gesellschaft«, sagt sie. »Und die Überschrift in
der >Bild<-Zeitung: Telekomchef Rene Obermann hat uns eine Million
überwiesen.« Mal gerade öffentlich eine Spende von einer Million Euro für
ihren Verein »Innocence in Danger« zu fordern hat etwas Nassforsches. Aber
Obermann hat gerade eine schlechte Presse, wenige Tage zuvor wurde gemeldet,
dass die Staatsanwaltschaft wegen Bestechungsverdachts sein Privathaus durchsucht
hat. Da könnte er einmal etwas tun für sein Image.
Mittlerweile ist Unruhe im Saal
entstanden, drei, vier Kameras haben sich nach hinten bewegt. Der Grund:
Karl-Theodor zu Guttenberg hat sich in den Raum geschlichen und an eine Säule
gelehnt. Er will durch seine Anwesenheit seine Frau unterstützen, sagt er in
die Mikrophone. Irgendwie ist einen Moment lang für das Publikum und die
Journalisten unklar, wo nun eigentlich die Musik spielt. Zum Glück ist der
Hauptteil der Veranstaltung vorbei. Stephanie zu Guttenberg signiert vorne
ihr Buch. Auch bei ihr hat sich eine kleine Schlange gebildet.
Der Minister im
Abendkleid
Wenn Stephanie zu Guttenberg im
knallig pinkfarbenen Kleid und in Stöckelschuhen mit Pfennigabsatz mit ihrem
Mann zu einer Abendveranstaltung in der Hauptstadt auftaucht, dann sticht sie
aus dem schwarz, dunkelblau und grau getönten Meer des Berliner Politik- und
Business-Publikums heraus wie ein Wesen von einem anderen Stern. Selbst
langweiligen Veranstaltungen verleiht sie den Glanz von ein bisschen High
Society. Schlank, 1 ,78 Meter
groß, tipptopp gestylt, lange blonde Haare - Stephanie zu Guttenberg erinnert
an solchen Abenden an den Traum vieler junger Mädchen, die Barbie-Puppe. Allein
das etwas hervorspringende Kinn stört dieses Bild aseptischer Schönheit, gibt
ihr etwas Trotziges und Entschiedenes. Der Gedanke, dass es sich bei ihr nicht
um eine normale, in Deutschland stets zurückhaltende Ministergattin handelt,
sondern um jemanden, der sich zu inszenieren weiß, ist auch Bundeskanzlerin
Angela Merkel schon gekommen. »Die sieht ja aus wie ein Model«, soll sie nach
dem ersten
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